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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 24.01.2017
LeuteGanes im Portrait

Drei Feen für die Welt

Veröffentlicht
am 24.01.2017
Von barfuß singenden Mädchen zu Sagen erzählenden Frauen. Mit ihrem neuen Album touren Ganes durch den deutschen Sprachraum. Wie immer: auf Ladinisch.
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Dass Marlene und Elisabeth Schuen Geschwister sind, erkennt man sofort. Tiefbraune Rehaugen, volle Lippen und lockige Mähne. Diese trägt Elisabeth Schuen heute jedoch glatt. Die langen Strähnen ihres Ponys fallen direkt auf ihre Wimpern. Mit einem Kopfschütteln schafft Elisabeth Abhilfe und fängt an, von Ganes zu erzählen. Der Band, mit der sie gemeinsam mit ihrer Schwester Marlene und der Cousine Maria Moling seit mittlerweile zehn Jahren ladinische Popmusik im deutschen Sprachraum macht. „Angefangen hat alles auf dem Konzertschiff von Hubert von Goisern. Dort haben wir als Backgroundsängerinnen gearbeitet“, erzählt Elisabeth. Bereits damals haben sie ihre ersten gemeinsamen Lieder gesungen und kurz später auch schon in einem Studio aufgenommen. „Dass wir von der Musik leben wollen, war schon immer Plan. Aber dass wir Drei das mit Ganes machen, hat sich so ergeben“, meint sie.
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Ihre Geschichten erzählen sie dabei auf Ladinisch. Der romanischen Sprache, die im gesamten Dolomitenraum nur 30.000 Menschen sprechen.

Findet ihr es nicht schade, dass euch nur so wenige Menschen verstehen?
Marlene: Vielleicht ist es auch besser so, dann kann man sich ganz der Musik hingeben. Und wenn jemand will, kann er sich alle Texte mit Übersetzung im Internet anschauen.

Warum habt ihr euch überhaupt dazu entschieden, auf Ladinisch zu singen?
Marlene: Es ist einfach am natürlichsten und am authentischsten in der Muttersprache zu singen. Und die Sprache macht ja auch was. Es ist ein Unterschied, ob ich auf Englisch oder Französisch singe. Ladinisch passt einfach zu unserer Musik und aktuell zu den Sagen und es macht uns irgendwie einzigartig.
Elisabeth: Und irgendwie ist es schön zu sehen, dass man mit dieser kleinen Sprache so weit kommt.

Elisabeth wohnt mittlerweile in Vorarlberg, Marlene in Berlin und Maria in München. Als Musiker in Südtirol zu leben, ist in ihren Augen schwierig. „Wenn man hier von der Musik leben will, muss man unterrichten“, meint Elisabeth und zuckt mit den Schultern. „Die Konzertkultur hierzulande ist einfach noch nicht wirklich angekommen. Bei uns im Tal muss man zum Beispiel für kein Konzert zahlen. Warum? Für alles andere zahlt man doch auch“, ergänzt Marlene etwas traurig.
Kommuniziert wird bei den Dreien über Mail und Skype. Während sie bei der Entstehung der ersten Alben immer zusammen waren, genießen sie nun ihre Freiheit. „Um die eigene Fantasie spielen zu lassen, ist es einfacher, wenn man alleine ist. Jede hat ihre Bilder und Vorstellungen und wenn man versuchen muss, das zu verbinden, ist es nicht immer so leicht“, meint Elisabeth. Für das aktuelle Album haben die beiden Schwestern getrennt voneinander ein Jahr lang recherchiert. Im September vergangenen Jahres dann das Ergebnis: „An cunta che“. Auf ladinisch bedeutet das „Man erzählt, dass…“. Auf der Bühne singen Marlene, Elisabeth und Maria von ladinischen Sagen, die man sich in den Dolomiten bereits seit Hunderten von Jahren weitererzählt. Doch bei Ganes klingen diese Erzählungen etwas anders. Hier treffen Hackbrett und Vermona Orgel auf die Drummachine, Streichquartett, Gitarre und Streicher auf Synths. Zusammen ergibt das eine ganz eigene Welt, die ein bisschen in Richtung Filmmusik geht. Weite hört Elisabeth darin, aber auch Intimität. „Wir wollten, dass die Musik zu den Bildern passt, die wir im Kopf haben“, erklärt sie. „Nun fühlt es sich wirklich nach Ganes an“, ergänzt ihre Schwester.

Bilder der Sagen waren schon seit jeher im Inneren der Schwestern verwurzelt. Marlene Schuen erinnert sich dabei an früher, als die kleinen Schuens mit Mama und Papa die Berge im Gadertal erkundeten. „Damals haben sie uns immer von versteinerten Königen der Fanes erzählt“, erinnert sich Marlene, „ich kann mich noch erinnern, wie wir immer begeistert den Geschichten gelauscht haben.“ Ihren Blick richtet die Sängerin dabei verloren nach oben. Für einen kurzen Augenblick scheint sie in die Welt von früher einzutauchen und fängt dann ganz gefasst an, von den Sagen zu erzählen. Es geht um den schrecklichen Tod der Königstochter Dolasila oder um Moltina, die Mutterkönigin der Fanes. „Die Sagen haben mich gelehrt, dass es besser ist, mit der Natur zu gehen, als gegen sie. Sonst fällt es irgendwann immer auf die Menschen zurück“, meint sie.
„Die Themen der Sagen sind alle so super aktuell“, ergänzt Elisabeth, „es geht um Krieg und Vertreibung, um Heimatlosigkeit und Macht. Aber auch die Kurzlebigkeit der Dinge, von der die Sagen sprechen, hat mich sehr interessiert.“

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Beim Durchklicken der Fotos auf Facebook scheint es, als hättet ihr eine große Entwicklung gemacht. Sind Ganes in den letzten zehn Jahren erwachsen geworden?
Elisabeth: Am Anfang haben wir unsere Alben mit Gitarre, Stimme und Geigen geschrieben und seit zwei Alben machen wir eigentlich alle Arrangements und schreiben selbst. Wenn wir ins Studio gehen, steht alles schon und der Produzent muss uns eigentlich nur noch mit der Feinarbeit helfen.
Marlene: Früher haben wir immer drauf los geschrieben und dabei aus unserem Leben erzählt. Am Ende haben wir dann versucht, die Lieder im Studio mit einem Titel zu verbinden. Nun, bei Album Nummer fünf, wollten wir von vorneherein ein Thema haben und dazu schreiben. So kann man über einzelne Szenen schreiben, die einen inspirieren oder Gefühle, die sie in einem erwecken. Oder man erzählt einfach von einer bestimmten Persönlichkeit, wie Dolasila.


Am Anfang wart ihr auch dafür bekannt, barfuß zu singen?
Elisabeth: Mittlerweile haben wir Schuhe gefunden. (lacht)
Marlene
: Man muss sich ja sonst abends immer die Füße sauber machen. (lacht)
Elisabeth
: Es hat aber definitiv was Feines, barfuß zu singen. Man ist verwurzelt und geerdet. Mit Stöckelschuhen hat man einfach kein gutes Körpergefühl.

Mittlerweile tourt ihr durch den deutschsprachigen Raum. Ist es nicht oft langweilig, immer wieder die gleichen Lieder zu singen?
Elisabeth: Ich könnte nie behaupten, dass es langweilig wird. Dazu ist es einfach zu anspruchsvoll, immer auf der Bühne zu stehen. Man hat dabei ja auch immer eine gewisse Verantwortung. Man muss das Ganze rocken, sonst macht es ja keiner. (grinst)
Marlene: Auf der Bühne zu stehen, ist eigentlich der angenehme Teil des Jobs. Das Anstrengende ist eher die Fahrerei und dass man so viel auf den Straßen unterwegs ist. Die Bühne ist immer wieder aufs Neue spannend. Jede Location ist anders, klingt anders. Und auch die Menschen und ihre Reaktionen sind anders. Es ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Man ist immer wieder aufgeregt, weil man sich immer wieder neu beweisen muss.

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