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Magdalena Jöchler
Veröffentlicht
am 03.06.2013
LeuteAuf a Glas'l

Die Rakete aus Stilfs

Veröffentlicht
am 03.06.2013
Der Vinschger Jungregisseur Hans Hofer hat gerade seinen ersten Film in die Kinos gebracht und würde auch gerne mal als Wedding Planner arbeiten.
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Hans Hofer lebt seit zehn Jahren in Wien, hat an der Filmakademie Regie studiert und vor drei Monaten mit der Liebeskomödie „Zweisitzrakete" sein Filmdebut gefeiert. Mit BARFUSS trifft sich der 30-Jährige Stilfser in der „Wunderbar“ in der Wiener Innenstadt – seinem neuen Lieblingscafè. Den hufeisenförmigen Tresen, an dem man seinem Gegenüber beim Reden sympathischerweise in die Augen schauen kann ohne sich dabei den Hals auszurenken, hat er bei seinem letzten Männerabend lieben gelernt. Und um 5 Uhr am Nachmittag kann man hier schon mal, wie er meint, das erste Bier trinken ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. "Über was wollen wir jetzt reden?", kommt mir Hans zuvor.

Reden wir über die Zweisitzrakete?
Ja, gerne. Hat er dir gefallen?

Ja, hat er. Ist eine nette Liebeskomödie geworden!
Es ist kein Problem, wenn er dir nicht gefallen hat. Es ist nämlich nur ein Film. Um Filme wird oft so ein Tamtam gemacht, sie sollen entweder jedem gefallen oder sie dürfen niemandem gefallen. Aber es ist ja nur ein Film! Und Humor ist Geschmackssache: Ich kann da lachen, du nicht.

Wolltest du immer schon Komödien machen oder ist diese Leidenschaft erst nach und nach gereift?
So extrem wie jetzt, war es davor nicht. Aber ich habe schon an der Filmakademie immer gerne Komödien gedreht. Meine Studienkollegen hingegen wollten immer nur negative, ernste Filme machen, als ob es auf der Welt nur Probleme gäbe! Als ich mit 23 Jahren auf die Filmakademie gekommen bin, habe ich mir gedacht "Hans, du bisch komplett bled, du bisch wirklich a Tepp!" Von den Autoren und Büchern, über die dort alle geredet haben, habe ich noch nie gehört. Dann habe ich angefangen, mir diese Bücher zu kaufen um mir diese Bildung anzueignen. Irgendwann bin ich dann draufgekommen, dass ich das nicht kann, weil es mich nicht interessiert. Was ich nicht sein will und was ich auch nie sein werde, ist ein Intellektueller. Vielleicht fehlt mir auch die Intelligenz dazu, vielleicht bin ich einfach zu blöd dafür. Und nur weil ich Filme mache, muss ich nicht auch so sein wie die anderen Leute auf der Filmakademie.

Das heißt, du möchtest weiterhin Filme wie die Zweisitzrakete machen?
Ich wollte endlich mal einen Film machen, der nicht zynisch ist. Zynismus finde ich anstrengend. Dass es in Österreich kaum Komödien gibt hat mich wahnsinnig schockiert. Oft halten sogar Komödien der Gesellschaft den Spiegel vor. Nach einer österreichischen Komödie bist du nicht glücklich, sondern denkst dir „puh, eigentlich schon arg“. Die große Mehrheit der Filme ist negativ. Da gehts um Kindesmisshandlungen, nur schlechte Dinge, so richtig schlimm. Diese Filme sollen auch weiterhin gemacht werden, aber bitte nicht nur solche. Das Leben ist ja nicht immer toll, aber schöne Dinge gibt es auch noch. Also kann es auch mal einen romantischen Film oder ein Märchen geben. Und da muss in Österreich schon ein Südtiroler daherkommen und zum ersten Mal ein romantisches Märchen machen.

Und wie bist du zu Schauspielern wie Manuel Rubey, Simon Schwarz und Thomas Stipsits gekommen?
Schauspieler lieben solche Filme, die wollen so was machen. Ich habe alle bekommen, die ich für den Film Zweisitzrakete haben wollte. Ich verrate dir jetzt mal meinen Trick: Wir Südtiroler fassen Leute ja gerne an, das werden wir schon von den Italienern haben. Mit Österreichern ist das eher schwierig, vor allem die Frauen fühlen sich dadurch schnell angemacht. Wir meinen das aber nicht so. Ich fasse also alle Menschen schnell an. (Hans führt es mir gleich am eigenen Leibe vor, Anm.d.Red.) Die Schauspieler fühlen sich dadurch ernst genommen und vertrauen mir gleich. So wickle ich alle um den Finger und jeder macht mit.

Die Mirjam Weichselbraun auch?
Die Weichselbraun auch. Das ist eine ganz liebe, nette Frau, die komischerweise von vielen geliebt und von ganz vielen gehasst wird. Das kommt aber wahrscheinlich vom Erfolg, den sie gerade hat. Da passiert es oft, dass man gehasst und geliebt wird.

War es schon immer dein Wunsch Filmregisseur zu werden?
Ja, schon als kleiner Bub wollte ich Filme machen. Meine Tante hatte damals in unserem Dorf noch einen kleinen Tante-Emma-Laden. Und als sie meiner Mutter erzählt hat, dass sie überlegt, ob sie den Laden schließen soll oder ihn noch behält, um ihn später einem ihrer Neffen zu vermachen, soll ich zu meiner Mutter gesagt haben: "Na Mama, wegen mir brauch die Tante ihn nit koltn, weil i wer sowieso Schauspieler". Dass nicht der Schauspieler, sondern der Regisseur den Film macht, habe ich erst mit zehn, elf Jahren kapiert.

Und daran hast du bis jetzt festgehalten. Was kommt als nächstes?
Gerade schreibe ich an meinem nächsten Drehbuch, morgen wird die erste Fassung fertig. Es wird wieder etwas Lustiges mit etwas Fantastischem. Ich finde, es muss immer etwas dabei sein, das es noch nicht gegeben hat. Wenn wir damit durch die Filmförderung kommen, fangen wir nächstes Jahr mit dem Dreh an.

Zugegeben, das Gespräch dauerte insgesamt nicht nur ein Bier, sondern drei. Oder waren es fünf? Oder sechs?

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