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„Guten Morgen Südtirol, mein Name ist Sarah Bernardi.“ Quirlig, lebensfroh und laut. So würde ich die blonde Südtirol-1-Moderatorin beschreiben und genau so hört man sie auch gerne aus dem Radio. Ob beim Duschen, beim Autofahren oder beim Joggen, die Stimme der Wahlgirlanerin ist vielen Südtirolern ein steter Begleiter.
Ich treffe Sarah in ihrem Revier in Bozen, dem Funkhaus in der Südtirolerstraße. Bei ein paar Süßgkeiten, frischen Erdbeeren und einem Glas Wasser wechselt sie die Perspektive. Obwohl sie das Ruder normalerweise lieber selber in der Hand hat, sitzt sie heute nicht hinter dem Mikro, sondern davor.
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Sarah, wie bist du denn zum Radio gekommen, schließlich hast du ja Soziologie studiert?
Sarah schnappt sich was zum Knabbern und erzählt …
Nach der Schule hat es mich nach München gezogen, ja. Neun Jahre habe ich dort verbracht. Dann habe ich mein erstes Praktikum bei N-TV in Berlin gemacht und wusste sofort, dass Nachrichten nicht mein Ding sind. Alle Schlagzeilen sind immer schlecht, dafür bin ich nicht der Mensch.
Dann folgte ein Praktikum bei der Talkshow „Jürgen Fliege“. Nach einem Jahr dort habe ich eine fixe Stelle als Redakteurin bekommen. In der Produktion beim ARD haben aber solch große Summen Geld mitgespielt, dass ich als 26-jähriger Neuling nachts kein Auge mehr zugemacht habe und schließlich entschieden habe, dass auch das nichts für mich ist. Nach einer kurzen Zeit als Redaktionsassistentin war meine Zeit in München gefühlsmäßig um, ich musste weg. Es folgte ein Szenenwechsel: ein halbes Jahr Barcelona. Dort habe ich ein versprochenes Praktikum nicht bekommen und daraufhin meine Zeit genossen und einen Sprachkurs gemacht.
Zurück in Südtirol, bin ich einer Stellenausschreibung von Südtirol 1 in der Zeitung gefolgt, obwohl ich den Sender gar nicht kannte. Das Bewerbungsgespräch verlief sehr chaotisch. Der Chef hat erstmal eine Tasse Kaffee über die Hose gekriegt. Es war an Peinlichkeit wirklich kaum zu übertreffen. Am Ende bin ich dann aber in der Fagenstraßen-Garage alias Südtirol-1-Studio gelandet. Ja, und bei Südtirol 1 bin ich immer noch. Seit zehn Jahren schon.
Neben dem „Feuer und Flamme“ – Sonntagsfrühstück moderiert Sarah im Wechsel mit Daniel Winkler jeweils eine Woche im Frühdienst alle Südtiroler aus den Federn und die zweite Woche hat sie jeweils Spätdienst.
Hast du in den ganzen Jahren deinen Frühdienst je verschlafen?
Nein, verschlafen tun nur meine Kollegen (lacht). Ich glaube ja, dass das Charaktersache ist, aber ich war in den ganzen Jahren wirklich nicht ein Mal zu spät dran.
Wie kann man sich deinen Tag als Radiomoderatorin so vorstellen?
Mein Wecker klingelt beim Frühdienst um 4:13 Uhr oder um 4:19 Uhr. Dann stehe ich sofort auf, schlummern gibts bei mir nämlich nicht. Auch meinem Bettnachbarn zuliebe (grinst). Mit lauter Musik im Auto gehts dann in die Arbeit. Dann ist es meistens so 20 vor fünf. In der Redaktion lese ich dann Zeitung und Nachrichtenseiten, schneide Interviews, höre die Redaktionsbeiträge an und mache mir ein paar Notizen.
Ist deine Moderation denn nicht spontan?
Für die Morgensendung größtenteils schon. Da habe ich zu wenig Zeit zum Vorbereiten, also müssen meine Notizen langen. Für die Nachmittagssendung hingegen schreibe ich mir fast jedes Wort auf. Sonst würde das extreme Längen entwickeln und mir würde das gar nicht auffallen.
Neben deinen normalen Sendungen moderierst du ja auch noch das Sonntagsfrühstück „Feuer und Flamme“. Welcher Frühstücksgast war dir denn der liebste?
Peter Maffay. Der ist einfach jemand, der die Fragen ernst nimmt, sich Gedanken macht und Antworten gibt, bei denen jedes Wort am richtigen Platz ist. Hubert von Goisern war auch ein super Typ. Aber es gibt auch viele junge Südtirolerinnen und Südtiroler, die etwas drauf haben. Das ist mir oft lieber als die vorgefertigten Interviewschablonen der Stars. Die werfen einem nämlich meistens einfach fixe Floskeln vor die Füße. Leute mit Geschichten hingegen finde ich super, mit denen hatte ich die schönsten Interviews.
In Südtirol hört so gut wie jeder Südtirol 1, hat man da fast schon Promistatus?
Nein, null. Nur beim Reservieren im Restaurant, wenn ich mich mit dem Namen Bernardi anmelde, wird dann oft nachgefragt: „Bernardi? Sarah Bernardi, die vom Radio?“ Meine Stimme hingegen erkennt man gar nicht. Das kommt bei Daniel Winkler eher vor.
Daniel und du seid die zwei Hauptmoderatoren beim Sender. Wer hält Platz eins in der Rangliste?
Daniel ist von Anfang an dabei. Er ist als Chefmoderator einfach das Gesicht für Südtirol 1 und am meisten in der Öffentlichkeit. Ich spiele da eher die zweite Geige. Was definitiv Vorteile hat.
Und woran erkennt man dich dann, wenn nicht an der Stimme?
Ich glaube schon an meiner Klappe. Sowas wie „also wenn Ihnen das auch WURST ist“ hört man im Radio selten. Dann weiß man, dass ich hinterm Mikro stehe. Mich macht einfach meine Art aus. Dass ich bin, wie ich bin, und nichts sage, wenn ich nicht vollkommen dahinter stehe. Da hat es mein Chef schon nicht leicht mit mir (lacht verschämt).
Bist du dann schlussendlich die gleiche Sarah im echten Leben wie auch im Radio?
Auf alle Fälle. Hast du den Eindruck nicht auch?
Doch eigentlich schon, aber trennt man Berufliches und Privates da nicht?
Nein. Würde man eine Rolle spielen, wäre das doch viel zu anstrengend. Also ich weiß nicht wie andere das handhaben, aber ich sehe das Radiomachen als meinen persönlichen Spielplatz. Unser Motto hier lautet: Du darfst sein, wer du bist, radio personality eben. Dabei selektiere ich natürlich, was meine Hörer von mir wissen und was nicht.
Apropos Wissen über dich. Ich habe gelesen, dass dein erster Musikwunsch „sounds like a melody“ von Alphaville war, was würdest du dir denn jetzt so wünschen?
Jaaa (lacht), oh Alphaville. Gerade höre ich viel deutsche Musik. Eher unbekannte Interpreten wie Niels Frevert zum Beispiel oder Nils Koppruch & Gisbert zu Knyphausen. Peter Fox mag ich auch grad gerne. Natürlich auch spanische Musik aus meiner Spanienzeit wie Joaquín Sabina, der mein absoluter Liebling ist. Oder Queen. Queen geht immer. Ich liebe Queen. In meinem Zimmer haben zu Oberschulzeiten sogar schwarze Kerzen gebrannt, als Freddie Mercury gestorben ist (lacht). Ich kann jeden Text aufs Wort, das ist echt peinlich.
Welcher Musikwunsch geht hingegen gar nicht?
Momentan geht bei mir sowas wie Nek, Laura Pausini und Eros Ramazzotti gar nicht. Soll aber nicht heißen, dass ich italienische Musik nicht mag. Adriano Celentano oder Malika Ayane zum Beispiel liebe ich.
Und wenn du das Radio einschaltest, was läuft dann?
Ich höre ganz selten Radio, weil es für mich immer mit Arbeit in Verbindung steht, aber wenn es läuft, dann Südtirol 1 oder natürlich Radio Tirol. (grinst)
Auch wenn nicht Radio, höre ich aber gerne Musik. Am liebsten laut. Vor allem im Auto singe ich dann auch laut mit, was an roten Ampeln schon oft lustig geendet hat. Aber zum Glück denken die Leute jetzt ja immer, man telefoniere mit Freisprechanlage. (grinst)
Was treibst du eigentlich, wenn du nicht hinterm Mikro stehst?
Berg. Einfach rauf und Ruhe haben. Ob zu Fuß, mit dem Mountainbike oder mit den Skiern ist egal.
Wenn nicht Radiomoderatorin, was denkst du wäre sonst aus dir geworden?
Als kleines Kind wollte ich immer Sportreporterin werden und habe mit meinem Aufnahmegerät die Jungs beim Fußballspielen begleitet und fleißig kommentiert. Ja, gequatscht habe ich schon immer. Wer weiß, vielleicht wäre ich heute die Chefin einer Glasbläserei, wenn ich nicht im Radio gelandet wäre. Kreativ bin ich und handwerklich begabt auch. (grinst)
Aber Radio ist echt meine Leidenschaft. Nur kann man damit nicht alt werden. Dafür ist es einfach zu anstrengend. Im Studio muss man funktionieren. Ob mit Liebeskummer, Bauchschmerzen oder Fieber oder wenn man mal einen schlechten Tag hat. Das darf einem draußen keiner anhören. Und mit Stress ist es natürlich auch verbunden wenn man im drei-Minuten-Takt liefern muss.
Und Radiomoderatorin ist trotzdem dein Traumjob?
Ja, eindeutig. Zu meiner Bestätigung haben mir auch schon oft Leute gesagt, dass man mir anhört, dass das einfach passt. Sowas höre ich zu gerne.
… die letzten m&m's verschwinden, das Glas ist leer und Sarah muss sich auf ihre Moderation vorbereiten.
Vielen Dank für das Interview!
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