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Wenn Kultur sich in Kleidern widerspiegelt, dann trägt man glücklich+Heiss. Ein Janker bringe nämlich Welten zusammen. „So wie sich deutsch und italienisch hier in unserem kleinen Land vereinen, vereint sich ein grober Janker mit einem feinen Seidenkleid in unserem Laden“, erklärt Christoph Steiner, der Initiator des Modegeschäfts glücklich und dessen eigenem Label glücklich+Heiss.
Und genau diese Kombinationen führte die Eppaner Boutique am vergangenen Mittwoch in ihrem Hinterhof vor. Steiner und sein Team luden nämlich zu „glücklich’s Modefest im Hinterhof“. Für eine Nacht lang wurde die Ausstellungsfläche des urigen, kleinen Ladens nach außen erweitert. Modische Augenweiden fügten sich bei Deep House-beats und schummrigem Licht unter freiem Himmel ins schmucke Dörfchen St. Michael ein. Gäste, Kunden, Geschäftspartner und Neugierige konnten durch den Laden flanieren, bei einem guten Glas die neueste Mode im Hof begutachten und gleichzeitig ein paar Häppchen vom Fingerfood stehlen.
Die Nacht war der Mode gewidmet und natürlich dem Feiern. Schließlich jährte sich die Eröffnung des Geschäfts bereits zum zweiten Mal und fiel genau mit dem Beginn der neuen Herbst/Winter-Saison in der Modewelt zusammen. Ein idealer Zeitpunkt, um Models auf kleine Kuben zu stellen und eine gute Party zu schmeißen.
Auf einer kleinen Bühne vor dem Geschäft von glücklich spiegelte sich das Model im Schaufenster. Nichts könnte die Kombi aus einem grauen Strickjanker und einem blauen Seidenkleid schöner aussehen lassen als die Bewegung eines Körpers. Wenige Schritte weiter stand man mitten in der Boutique und konnte nicht nur die hauseigenen glücklich+Heiss Unikate, sondern auch Mode von anderen Marken begutachten, die sich auf den bunten Kleiderhaken wiederfinden.
Seit mittlerweile zwei Jahren haben Christoph Steiner und Claudia Heiss in der einzigartigen Boutique im Herzen von St. Michael ihre Visionen greifbar gemacht. Angefangen hat alles jedoch schon viel früher. Vor über sieben Jahren nämlich, mit der Nachfrage nach einem regionalen Janker in Steiners Vertriebsagentur. Aus einem Janker-Modell wurden schließlich immer mehr. Farbe, Form und Material wurden so lange variiert, bis es Christoph nicht mehr genug war, den Janker an andere zu vertreiben. Er holte Claudia Heiss als kreativen Kopf mit ins Boot, die nicht lange zögerte und dem eigenen Label des Geschäfts ihren Namen lieh. Heiss ist dabei nicht nur Namen, sondern auch sprechendes Adjektiv für die Strickjanker der Eigenmarke glücklich+Heiss.
Ziel der beiden war es außerdem, einen Ort zu schaffen, an dem sich Altes und Neues, Traditionelles und Modernes mit der Regionalität vereinen. Einen Ort, an dem die Herstellungsgeschichte eines jeden Produkts erzählt werden kann und die Schätze des Alpenraumes eine Heimat finden. Und den haben sie hier eindeutig gefunden. „Das Geschäft ist ein riesengroßer Mehrwert, den die Leute schätzen. Die ganze Sache hat einen nostalgischen Charakter. Das passt einfach zu unseren Produkten“, schwärmt Christoph stolz von dem kleinen Laden am Eppaner Rathausplatz, dessen Fassade aus altem Holz und Glas ausgezeichnet ins Konzept passt.
Auf den Kleiderstangen trifft die Schurwolle-Merino-Kombi der glücklich+Heiss Janker auf feine Seidenstoffe von Produkten, die die Entwürfe des eigenen Labels hervorragend ergänzen. Stets sticht der Mix aus Tradition und Moderne ins Auge, der der Vergangenheit auf keine bessere Weise wieder frisches Leben einhauchen könnte. „Bei glücklich lernen sich Gegensätze lieben“, erklärt Christoph.
Schlendert man am Verkaufstresen vorbei, macht man eine kleine Reise durch den Alpenraum. Rohstoffe aus allen Himmelsrichtungen sind im Eppaner Kleidergeschäft nämlich vertreten. Das Material zur Herstellung der eigensinnigen Kombis zählt jedoch nie mehr als 250 Kilometer Anfahrtsweg. So werden die Janker beispielsweise in einem kleinen Familienbetrieb in der Nähe von Verona gestrickt, die Taschen direkt in Eppan produziert und Stickereien kommen von der Firma Profital im traditionsreichen Sarntal.
Steiner und Heiss bewegen sich in kleinen Realitäten und schwören der Massenware ab. Der Bezug zu Handwerkern, die Traditionen weiterleben lassen, wird dabei genauso großgeschrieben wie das Herkunftsprädikat. „Der Traum ist es, das Produkt bis zum Namen des Schafes zurückverfolgen zu können“, schwelgt Christoph in zukünftigen Visionen, „so etwas ist aber schwieriger, als man denkt.“ Ein Produkt dieser Art liegt jedoch bereits auf einem der tiefen Hocker im Geschäft. Wollig warme „Patschen“ aus Salzburg werden von einer Bäuerin handgearbeitet, die die Wolle dafür von ihren eigenen Schafen nimmt, wäscht und sogar spinnt. Ein Beispiel, das nicht besser vorführen könnte, welche Einzigartigkeit ein regionaler Wert den Produkten verleiht. „In einer Welt, in der alles anonym ist, schätzen die Leute, wenn Geschichten zu einem Produkt erzählt werden können“, spricht Christoph aus Erfahrung.
https://vimeo.com/80171507
Die Kombination aus genau diesen tiefgehenden Hintergrundinformationen und hochwertigen, lokalen Rohstoffen machen das Label glücklich+Heiss genauso aus, wie das Zusammenspiel aus altbewährten Materialien und modernem Design. Und auch für diejenigen, die nicht auf der Suche nach Jankern, Lodenjacken, Blusen oder Rucksäcken sind, gibt es bei glücklich etwas zu finden. „Wir suchen immer wieder nach Dingen, die nicht Mainstream sind, aber in die gleiche Richtung ticken wie wir“, meint Christoph. So sitzen im Laden neben Kosmetikprodukten aus verschiedenen Teilen des Alpenraumes auch über 200 Jahre alte Holzpuppen, denen von einer Grödner Schnitzerin neues Leben eingehaucht wurde. Die Geschichte dazu erzählt Christoph Steiner seinen Kunden gern selbst in seinem Laden am Rathausplatz in Eppan.
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