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Veröffentlicht
am 01.06.2017
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Die Kleider einer Frau

Veröffentlicht
am 01.06.2017
Christine Wagner war früher passionierte Schnäppchenjägerin beim Ausverkauf. Heute kauft sie kaum noch neue Kleidung, sondern organisiert Kleidertauschpartys.
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Spieglein, Spieglein an der Wand: 19 Schöne gibt es im Kleidertauschland. Sie kommen aus Brixen, Klausen, Bruneck und treffen sich in der Cusanus Akademie, um gewissenlos zu shoppen – gratis und zweiter Hand. Die Swap-Party macht’s möglich.

Die aus St. Pölten stammende und seit 20 Jahren in Brixen lebende Christine Wagner ist die Säule der zwei Mal im Jahr organisierten Kleidertausch-Party in Brixen. Früher war die 53-Jährige passionierte Schnäppchenjägerin beim Ausverkauf. Das Wissen um ausgebeutete Menschen, verseuchte Böden und verschmutzte Gewässer bei der Kleiderproduktion belastete ihr Gewissen. Seit sechs Jahren ist für Christine Wagner Schluss mit Neukauf. Sie kauft neben Unterwäsche und Socken nur mehr selten etwas. Und ist stets gut angezogen.

„Wo hast du dieses Kleid besorgt?“, hört die Pädagogin und Psychotherapeutin häufig. Sie muss dann lachen und lädt ihre Freundinnen und Bekannten zur Kleidertauschparty ein. Nicht alle seien dafür zu haben, hat die Mitarbeiterin der Cusanus Akademie festgestellt. Frauen, die Mode über alles stellen, kämen nicht, experimentierfreudige umso lieber.

Zur kürzlich stattgefundenen Frühjahrsparty fanden sich 19 Frauen zwischen 22 und 66 Jahren ein. Jede brachte einige gut erhaltene und frisch gewaschene Kleidungsstücke mit, breitete Hosen, Pullover, T-Shirts, Halsketten, Tücher und Taschen auf den Tischen aus, hängte Jacken, Sommermäntel und -kleider an die Haken und stellte Schuhe und Sandalen auf die Stühle.

Als Unkostenbeitrag fallen fünf Euro an, mit dem „Los“ von Christine Wagner beginnt das große Schauen, Probieren und Beraten. „Schwesterlich im besten Sinn“, sagt sie. Jede Frau nehme nur das, was sie später auch wirklich trage, hat Wagner festgestellt. Im Geschäft habe sie selbst öfters Fehlkäufe gemacht, da hätten Zeit oder Beratung gefehlt.

Konzentriert und ruhig geht es beim Tauschen zu. Der Gang zur Kassa erübrigt sich, das Sortiment lichtet sich, die Kleidungsstücke verschwinden in den Taschen. Scham ist kein Thema, eher schon Stolz: Mit einem Glas Wein stoßen die Frauen auf die Ausbeute an, freuen sich über den geleerten Kleiderschrank, die qualitativ hochwertigen neuen Stücke und das geschützte Klima.

Die Kleidertauschparty sei inzwischen ein Selbstläufer, sagt Christine Wagner. Die Gruppe der Interessierten werde größer. Von der Idee hat sie vor sechs Jahren zum ersten Mal bei der Organisation für Eine solidarische Welt gehört. Sie hat sich mit deren Mitarbeiterinnen abgesprochen und den Kleidertausch vor drei Jahren in das Programm der Cusanus Akademie aufgenommen. Dass sie keine Männer zur Kleidertauschparty einlädt, habe damit zu tun, dass diese ihre Sachen länger tragen und im Durchschnitt weniger kaufen. Aber vielleicht hinkten sie bei dieser Idee den Frauen einfach nur hinterher, sagt die leidenschaftliche Tauscherin, schmunzelt und begutachtet sich im neuen Kleid im Spiegel.

von Maria Lobis

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