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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 22.11.2016
LeuteHobby-Meteorologe mit 14

Der Wetterfrosch

Veröffentlicht
am 22.11.2016
Im Kindergarten bastelte er seine erste Wetteruhr. Heute hat der 14-jährige Florian Schmalzl seine eigene Wetterstation und erstellt täglich Wetterprognosen.
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Florian will einmal Meteorologe werden. Eine Wetterstation besitzt er bereits.

Draußen hat es 8,3 Grad, es ist windstill. Also fast. Zwei Kilometer pro Stunde weht das Lüftchen – für den Menschen nicht spürbar. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 65 Prozent. Florian Schmalzl weiß das alles, ohne auch nur einen Blick nach draußen werfen zu müssen. Der 14-jährige Marlinger sitzt vor seinem Computer in der Wohnung seiner Eltern – seine Zentrale gewissermaßen. Hier überträgt ein Raspberry Pi 3 die Live-Wetterdaten auf ein Auswertungsprogramm und stellt sie rund um die Uhr ins Netz. Die dazu nötigen Daten sammelt Florian in seinem Garten.

Die neue professionelle Wetterstation – Florians ganzer Stolz.

Auf der rechten Seite des Wohnhauses, in einer Wiese zwischen Apfelbäumen, steht Florian Schmalzls ganzer Stolz – seine professionelle Wetterstation. Die gerade einmal fünfzig Zentimeter große, schwarz-weiße Plastikbox schwebt auf zwei Metern Höhe. Das muss so sein, damit die Daten nicht verfälscht werden. Florian hat sie zu seiner Firmung im Mai 2015 geschenkt bekommen, über 500 Euro hat sie gekostet. Mehrere Stunden verbringt der Hobby-Meteorologe jeden Tag damit, die Daten seiner digitalen Wetterstation abzulesen, zu vergleichen und auszuwerten. Damit erstellt er Wetterprognosen für seine Website und versorgt seine Facebook-Gemeinde mit den Vorhersagen der nächsten Tage. Ein ungewöhnliches Hobby für einen 14-Jährigen. Dabei hat eigentlich alles viel früher begonnen.

Vom Bastler zum Meteorologen

Florian war schon immer bei jedem Wetter gerne im Freien. Er liebte jedes Wetterphänomen, am meisten aber den Schnee im Winter und die kalten Frostnächte im Frühjahr. Im Kindergarten bastelte er eine Wetteruhr: Ein kleines Rad mit Sonne, Wolken, Gewitterwolken und Pfeil zum Anzeigen des aktuellen Wetters. Mit sechs Jahren folgte seine eigene kleine Wetterstation mit Windmesser – gezimmert aus den Plastikbehältern von Überraschungseiern. Zusammen mit seinem Großvater kontrollierte Florian nach jedem Regenwetter die Niederschlagsmenge in seinem Regenmesser. „Gewitter haben ihn immer besonders fasziniert“, erinnert sich Mutter Renate Schmalzl. Dass seine Eltern durch die Radiowettervorhersage bereits einen Tag vorher wussten, ob es schneit oder nicht, fesselte ihn. Florian verfolgte selbst im Radio und Fernsehen die Wettervorhersagen und schon bald filmte er sich dabei, wie er mit einem kleinen Fotoapparat das Wetter ansagte.

Mit acht Jahren bastelte Florian eine Mappe, in denen er einige der Wettervorhersagen und Bilder sammelt, die er bis heute erstellt hat. Alle hat er nicht aufbewahrt – es wären zu viele. „Er hat überall seine Prognosen verewigt. Wenn gerade kein Papier vorhanden war, dann eben auf Karton“, erzählt seine Mutter. Es sind mit Buntstiften gezeichnete Großwetterlagen, Kalt- und Warmfronten über Südtirol, Temperaturlisten und Neun-Tage-Trends. Anfangs sahen sie noch sehr einfach aus. Sie zeigen Höchst- und Tiefsttemperaturen des jeweiligen Tages und Florians Notizen, ob es regnete oder die Sonne schien. Mit der Zeit wurden die Bilder detaillierter und zeigten auch Niederschlagsmenge, Schneefallgrenze oder Gewitter-Risiko.

Solche Großwetterlagen zeichnete Florian schon in der Grundschule.

Vor vier Jahren bekam Florian zu Weihnachten seine erste digitale Wetterstation geschenkt. Seine Ausrüstung wird immer professioneller. Immer öfter wird er nach dem Wetter gefragt. Nach einem großen Gewitter meldete sich im Sommer ein Bauer aus Tscherms, der wissen wollte, wie hoch die Windgeschwindkeit zum Zeitpunkt des Gewitters gewesen war. Die Daten brauchte er für die Versicherung, denn der Wind hatte einige seiner Bäume umgerissen. „Das waren damals 98 Prozent Luftfeuchtigkeit, 34,8 Grad und 93 km/h Windgeschwindigkeit aus Westen”, erinnert sich Florian noch genau.

Professionell Wetter vorhersagen

Jeden Morgen nach dem Aufstehen sieht sich Florian mehrere Wetterkarten im Internet an und hört den Wetterbericht im Radio. Nach der Schule vergleicht er die Wetterberichte verschiedener Wetter-Seiten im Internet. Damit erstellt er Wettervorhersagen, die er auf seiner Internetseite und auf Facebook veröffentlicht. Pro Tag hat er bis zu 150 Besucher auf seiner Website, auf Facebook folgen ihm über 1.800 Menschen. „Mit den Daten meiner Wetterstation allein könnte ich nicht genau vorhersagen, wie das Wetter wird“, erklärt Florian.

Selbst bei einem Gewitter geht Florian raus und zückt seine Kamera.

Thermometer, Hygrometer, Barometer und Windmesser – der junge Wetterfrosch zählt die Bestandteile seiner Wetterstation auf und erklärt, wie der Regenmesser die Niederschlagsmenge misst. Während sich viele Gleichaltrige noch kaum Gedanken um ihre Zukunft machen, weiß Florian schon jetzt ganz genau, was er will: Nach einem Studium in Innsbruck will er Meteorologe werden und als Wetteransager arbeiten – oder vielleicht als Gletscherforscher.

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Für BARFUSS hat Florian Schmalzl seine Wettervorhersage auf Video aufgenommen

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