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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 19.10.2015
LeuteAuf a Glas'l mit Arno Parmeggiani

Der Tausendsassa

Veröffentlicht
am 19.10.2015
Er ist Eventveranstalter, DJ und war im Wahlkampfteam von Arno Kompatscher. Arno Parmeggiani über Politik, die Generation Y und Unistädte, die ihre Potenziale nicht nutzen.
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Arno Parmeggiani ist einer, der überall mitmischt. Der 26-Jährige ist bekannt in der Südtiroler Subkultur-Szene. Nicht nur das Love Electro Festival bringt man mit ihm in Verbindung, sondern auch Projekte wie den Dokumentarfilm Freestyle Stories in South Tyrol, das wupwup-Kollektiv oder Landeshauptmann Arno Kompatschers Wahlkampf. In einem knappen Monat bricht er mit seiner Freundin für ein halbes Jahr zu einer Weltreise auf. Ich treffe ihn in seinem Büro am Bozner Obstmarkt. Er schenkt mir ein Glas Wasser ein und wir kommen ins Gespräch.

Ein Job im Fraktionsbüro der SVP im Landtag, Kulturmacher mit wupwup und DJ, Management bei der Agentur zukunvt und nicht zuletzt Wahlkampfhelfer des Landeshauptmannes. Wie bringst du das alles unter?
Gott sei Dank bin ich nie alleine bei dem, was ich tue. Deshalb mag ich es nicht, wenn man nur von mir spricht. Bei jeder Geschichte, die wir starten, steckt ein ganzes Team dahinter. Nur deshalb schaffen wir es alle, alles zu schaffen. Alles, worauf wir Lust haben und was Sinn macht – gut, manchmal macht es betriebswirtschaftlich null Sinn, aber wir machen es trotzdem – wollen wir zusammen anpacken und umsetzen.

Zusammen mit drei Freunden hat Parmeggiani die zahlreichen Projekte, die man gemeinsam realisiert hat, in der Agentur zukunvt gebündelt. Diese hat seit einem Jahr ihren Sitz in einem Büro am Bozner Obstmarkt und eine Außenstelle in Wien. So ein Außensitz sei wichtig, um den Blick von außerhalb auf Südtirol nie zu verlieren und immer wieder internationale Inputs zu kriegen, meint er.

Was macht die Agentur zukunvt?
Jeder von uns hat gute Ideen und jeder kann etwas anderes. Wir haben eine Plattform gebraucht, durch die wir diese Ideen so umsetzen können, wie sie uns gefallen. Für uns stand bald fest: Wenn jeder das tut, was er am besten kann und am liebsten macht, dann werden die Projekte einfach gut, wir sind zufrieden und der Output ist cool. Dann haben wir es gewagt und diese Agentur gegründet. So entsteht dann schon mal ein Freestyle-Film, eine Fashion-Show, ein Pop-Festival oder eine politische Kampagne.

Könnt ihr von euren Projekten denn leben?
Diese Frage stand für uns nie im Mittelpunkt. Wir haben alle nebenher noch einen Job und sind mit dem Taschengeld, das uns die Projekte ab und an einbringen, zufrieden und investieren es wieder in neue. Wir wollen darüber auch nicht nachdenken, denn sobald man über das Geld nachdenkt, ist man – und das ist ganz normal – abhängig von dem, was man macht und dann macht man die Dinge nicht mehr so, wie man sie vorher gemacht hat. Kann natürlich auch sein, dass ich mich da täusche, aber so seh ich es. Also machen wir lieber einfach nur das, was uns taugt und zwar so viele Stunden am Tag wie nötig, ohne zu merken, dass wir eigentlich arbeiten. Ein extremer Luxus, wenn man darüber nachdenkt.

Du hast in Innsbruck Politikwissenschaften studiert und bist für ein Jobangebot im Landtag nach Südtirol zurückgekommen – mitten im Masterstudium.
Ja. Für mich ist eines klar: Im Leben muss man einfach dazulernen. Ob man das nun in der Uni tut oder in einem Büro auf dem Bozner Obstmarkt, ist egal. Studieren kann man immer noch. Meine Mama ist Mitte 60 und schließt demnächst ihr Kunstgeschichtestudium ab.

Wie hast du den Job im Landtag bekommen?
Ich bin durch mein Unipraktikum im Landtag zum jetzigen Landesrat Arnold Schuler gekommen und dadurch bin ich am Ende auch in Arno Kompatschers Wahlkampfgruppe gelandet.

Du wirst auch der Arno-Flüsterer genannt. Welche Aufgaben hattest du in Kompatschers Wahlkampfteam?
Ich sehe mich nicht als „Der Flüsterer“, das haben die Medien erfunden. Ich habe in einem kleinen Team seine öffentlichen Auftritte koordiniert, Texte und Strategien entwickelt und recherchiert – eben alles, was in einem Wahlkampf so anfällt und was ein Mensch alleine niemals im Leben abarbeiten könnte.

„Wir haben 24 Stunden am Tag die Möglichkeit, alle Infos der Welt in realtime zu kriegen – dazu reicht ein Blick auf das Smartphone. Und umso mehr man informiert ist, desto mehr hat man wahrscheinlich auch das Bedürfnis, mitzureden.“

Und jetzt arbeitest du immer noch in der Landtagsfraktion der SVP als persönlicher Referent von Dieter Steger. Warum denkst du denn, dass die SVP sich so junge Leute wie dich krallt?
Ich denke, dass Kommunikation immer wichtiger geworden ist. Immerhin muss man das Erreichte den Leuten am Ende auch irgendwie verkaufen können. Die Art und Weise, wie man das macht, hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm geändert. Das Internet hat alles revolutioniert. Zu diesen Kommunikationsformen haben junge Leute einfach einen besseren Bezug. Das ist bestimmt ein Grund, warum sich Entscheidungsträger immer öfter mit jüngeren, progressiveren Menschen umgeben.

Also ist es völlig überbewertet, dass unsere Generation unpolitisch ist?
Ich denke, dass der Generation Y einfach viel zu schnell langweilig wird. Dauernd kriegen wir etwas zu Ohren und müssen tausende Inputs am Tag verarbeiten. Wir zappen täglich durch alle Socials – Twitter, Facebook, Instagram. Für jedes Bild hat man knapp drei Sekunden Zeit, es zu verarbeiten, für jeden Text knapp vier. Politik hingegen ist etwas sehr Langwieriges, etwas Träges, Langsames und Nervenaufreibendes, weil viel geredet wird. Weil wir es gewohnt sind, Dinge schnell umzusetzen, ist die Politik für uns daher oft schwer und anstrengend. Das hat nichts damit zu tun, dass wir apolitisch sind, sondern, dass wir in der Geschwindigkeit einfach einen Schritt voraus sind. Außerdem sind wir viel zu gut informiert, um apolitisch zu sein. Wir haben 24 Stunden am Tag die Möglichkeit, alle Infos der Welt in realtime zu kriegen – dazu reicht ein Blick auf das Smartphone. Und je mehr man informiert ist, desto größer ist wahrscheinlich auch das Bedürfnis, mitzureden.

Und warum willst du genau bei der SVP mitreden?
Für mich war es immer wichtig, irgendwo mitzuarbeiten, wo man auch entscheidet und nicht nur Fehler sucht, kritisiert und unrealistische Gegenvorschläge bringt.

Schön durch die Blume formuliert. Wen meinst du damit genau?
Niemanden (grinst). Ich sage nur, was ich nicht gerne mache. Was ich hingegen gerne mache, ist mitentscheiden, umsetzen und abschließen und ich hatte immer das Gefühl, dass das bei einer Mehrheitspartei wie der SVP passiert.

Zurück zu deinen Events und Projekten: Es hört sich so an, als ob du und dein Team damit das Leben der Großstädte nach Südtirol bringen wolltet. Ist das so?
So habe ich das eigentlich nie gesehen, ein interessanter Aspekt. Wir haben in den Städten der Welt einfach viel gesehen und immer gedacht: Das können wir in Südtirol doch auch. Die Leute dazu haben wir, warum gibt es das also bei uns noch nicht? Und dann haben wir es einfach gemacht. Aufgrund unserer Projekte hat man uns schon einmal als „Krieger gegen die Abwanderung“ bezeichnet. Wir machen halt einfach Projekte, wo Menschen, die von Südtirol weggegangen sind, weil ihnen hier „zu wenig los war“, sehen, dass es auch in ihrer Heimat etwas Cooles geben kann.

„Bozen und Brixen sind Unistädte, die ihr Potential noch gar nicht ausnutzen.“

Warum veranstaltet ihr so etwas wie den vintage-Flohmarkt vergangene Woche dann doch in Innsbruck anstatt hierzulande?
Weil es in Bozen einfach noch schwierig ist, etwas auf die Beine zu stellen. In Innsbruck reicht für so ein Event ein Telefonat. Bozen und Brixen sind Unistädte, die ihr Potential noch gar nicht ausnutzen. Ich habe oft sogar das Gefühl, dass das Interesse dazu fehlt. Subkultur, Jugendkultur und Kreativ-Wirtschaft werden bei uns nach wie vor ein bisschen unterschätzt und oft entsteht durch diese Unterschätzung und Gleichgültigkeit auch Unterdrückung – gewollt oder ungewollt. Zum Glück haben wir jetzt einen motivierten Landesrat, der die Bedürfnisse kennt und oft auch vor Ort ist. Dieser Zugang hat uns früher gefehlt. In die Zukunft blickend habe ich deshalb ein gutes Gefühl.

Und dann kommen doch immer wieder solche „Watschen“ wie die Schließung der Halle28 …
Im Fall dieser Watsche, die wir immer noch verdauen müssen, wäre es falsch, zu sagen: Die Politik hat Schuld. Viel zu oft benutzen wir Jungen diese Ausrede. Die Landesverwaltung hat bestimmt verpasst, die Halle als subkulturelles Landesveranstaltungszentrum zu unterstützen. Jetzt wird sie von einer privaten Firma abgerissen und neu aufgebaut. In Südtirol fehlt aber immer noch die nötige Akzeptanz gegenüber gewissen Strukturen und Veranstaltungen. Daran müssen wir arbeiten und genau das versuchen wir auch anhand unserer Projekte zu erreichen.

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