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Seit zehn Jahren lehrt er anderen die richtigen Schwünge auf der Piste. Philipp Trafoier ist ausgebildeter, staatlich geprüfter Skilehrer im Skigebiet Schwemmalm in Ulten. Mit ihm arbeiten in der Hochsaison bis zu 18 Skilehrer und Skilehrerinnen.
Der 36-Jährige steht schon von Kindesbeinen an auf den Brettern, hat seinen Traumjob gefunden und ist sogar im Winter braungebrannt. Heute räumt er mit den typischen Skilehrer- Klischees auf. Zu Beginn des Interviews bestellt er sich ein Saftl. Er bekommt einen Orangensaft mit einem Schuss Weißwein serviert.
Was gefällt dir am Skilehrerdasein?
Einmal ist es der Umgang mit Menschen und dass man etwas, was man selbst gut beherrscht, an andere weitergeben kann. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Man lernt verschiedene Leute kennen und die Kunst ist, mit den unterschiedlichsten Charakteren jeweils richtig umzugehen.
Sind oft anstrengende Skianfänger dabei?
Sicher sind oft „Strenge“ dabei, die bis ins Detail gehen wollen und sich oft nicht die Zeit nehmen, etwas richtig anzusehen oder zu lernen. Sie glauben, wenn sie eine Skistunde absolvieren, dann müssen sie schon perfekt Skifahren können. Bei solchen Gästen denkt man oft: Lass dir doch ein bisschen Zeit, dann geht es leichter.
Wie sieht dein Tag als Skilehrer aus?
Der Tagesablauf? (überlegt) Wir treffen uns zwischen neun oder halb zehn Uhr …
In der Bar?
Das hast jetzt du gesagt. (lacht) Nein, wir treffen uns in der Skischule. Wenn man Zeit hat, geht man aber schon zuerst etwas trinken. Ab zehn Uhr starten dann die Kurse bis 12 Uhr. Dann mache ich mit den Privatstunden weiter, sofern welche gebucht sind. Zudem trainiere ich die Kinder vom Skiclub. Mein Arbeitstag ist dann um vier, halb fünf zu Ende.
Hattest du heute schon eine Privatsunde?
Heute noch nicht. Wir haben im Büro den Schriftverkehr erledigt und alles für die kommenden Wochen vorbereitet.
Wurdest du wegen der weiblichen Skihasen Skilehrer?
(lacht) Ich wurde nicht Skilehrer wegen den Frauen. Ich bin schon als Kind Ski gefahren und wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, ist es eine super Sache. Wie gesagt, es freut mich, Leuten das beizubringen, was ich gut kann.
Hat sich seit Beginn deiner Karriere bis heute etwas geändert?
Ja, es hat sich schon das ein oder andere geändert. Die Leute buchen gezielter Kurse und weniger Privatstunden, aufgrund der finanziellen Situation. Der deutsche Gast sucht generell mehr die Gruppe und bucht Kurse, während der italienische Gast gerne auch Privatstunden nimmt.
Und was macht ein Skilehrer im Sommer?
Ich arbeite im Sommer bereits seit sieben Jahren als Hydrauliker. Die Kombination zwischen Sommer- und Winterberuf klappt bei mir sehr gut. Für andere ist es schwieriger. Der ältere Skilehrer hat häufig einen Bauernhof, oder einen Beruf, in welchem er im Winter wenig zu tun hat. Besonders aber die jüngeren, die zum Beispiel einen Bürojob haben, müssen sich im Winter freinehmen oder kündigen. Deswegen arbeiten viele nur einige Jahre als Skilehrer. In Handwerksbetrieben geht es besser, weil im Winter hier im Tal nicht so viel Arbeit ist.
Kann man mit 50 Jahren noch das Wedeln lernen?
Jetzt erzähl ich dir mal was. Ich hatte einmal eine Anfängerin im Kurs, die 79 Jahre alt war. Das war meine älteste Kurslerin. Sie hat es gelernt und war zufrieden mit dem, was sie erreicht hat. Sie ist danach beim Babylift (Anm.: Lift an einem einfachen Hang) selbstständig gefahren. Es ist nie zu spät Ski fahren zu lernen. Sicher ist es aber als Kind einfacher, weil Erwachsene mehr mit Angst konfrontiert sind.
Stichwort Freizeit.
In der Hauptsaison bin ich ziemlich ausgebucht, da ist nicht viel mit Freizeit. Dann ist auch keine Zeit, in die Bar zu gehen. Zu Weihnachten und Fasching geht der Tag fast immer ohne Mittagessen über die Bühne. Bei Stundenwechsel heißt es schnell ein Stück Brot essen und einen Schluck Tee trinken, dann geht es weiter.
Wenn nicht viel los ist, hat man auch mal Zeit, selbst seine Runden zu drehen, oder man geht gemütlich essen, oder setzt sich zu seinen Kursteilnehmern und Bekannten an die Bar.
So, nun aber ran an die Klischee-Fragen. Stimmt es, dass Frauen auf Skilehrer fliegen?
Es ist so, dass wir, während wir unsere roten Jacken tragen, sicher ein kleiner Frauenmagnet sind. Wenn ich aber zum Beispiel einmal einen anderen Skianzug trage, dann ist das nicht so. (lacht) Manche Frauen werfen vielleicht ein Auge auf die Skilehrer, aber früher war das sicher mehr der Fall.
Mal ehrlich. Ist es nicht so, dass manche Frauen einen Kurs buchen, nur um mit dem netten Skilehrer in Kontakt zu kommen?
Nein, das würde ich nicht sagen. Es gibt vielleicht einzelne Fälle, in denen Frauen das machen.
Hat man als Skilehrer lieber junge, gutaussehende Skianfängerinnen im Kurs?
Das ist egal, denn Arbeit ist Arbeit. Ob jetzt ein schöner oder schiacher Mann den Kurs bucht oder eine Frau – jeder Kunde ist gleich und man behandelt ihn auch gleich.
Und wie ist es mit dem Versumpfen in den Aprés Ski-Lokalen?
(Lacht) Mittlerweile versumpfe ich weniger, weil ich Familie habe. Mit meiner Freundin Rosi habe ich zwei Kinder, Raffael und Lena. Am Anfang hat es aber ziemlich oft zugetroffen, dass man derhongen isch.
Es gibt das Gerücht, dass Skilehrer immer viel Geld haben. Was ist dran?
Stimmt eigentlich nicht. Ich würde sagen, in diesem Beruf verdient man gleich viel wie ein anderer Arbeiter. Ich habe von älteren Skilehrern gehört, dass man früher mehr verdiente, weil die Gäste viel Trinkgeld gaben.
Fährst du manchmal abseits der Pisten?
Abseits der Pisten muss man die Situation immer abwägen. Wenn genug Schnee ist, fahre ich gerne im Wald. Vielfach sucht man den Tiefschnee aber auch auf der Piste, weil man dort den Untergrund kennt. Dort ist es aber nur möglich, wenn es frisch geschneit hat.
Skilehrer sind immer gut gelaunt.
Sie müssen gut gelaunt sein. (lacht) In dem Moment, wo man einen Gast hat, sollte man wie jeder andere Tourismusangestellte freundlich sein. Der Gast will schließlch wiederkommen.
Sucht sich der Gast seinen Lehrmeister aus?
Wenn der Gast das erste Mal hier ist, bekommt er einen Skilehrer zugeteilt. Wenn er zufrieden ist, wird er ihn das nächste Jahr auch wieder buchen. Ältere Gäste, die vielleicht schon hier bei einem Skilehrer gelernt haben, wollen für ihre Kinder denselben.
Gibt es mehr alte oder mehr junge Skilehrer?
Wir sind ein gemischtes Team von älteren bis zu ganz jungen Skilehrern.
Nehmen betagtere Gäste, ältere Skilehrer und umgekehrt?
Das variiert von Person zu Person. Es ist schon oft so, dass ältere Gäste nicht unbedingt einen jungen Skileher wollen, sondern eher einen älteren, erfahrenen. Bei den Kindern ist es meistens umgekehrt. Sie wollen einen jungen Skilehrer, weil dieser ein bisschen frischer ist und vielleicht mehr Späße macht.
Jeder bei uns ist aber ein geprüfter Skilehrer und solange man die Arbeit gut macht, kommen die Gäste auch wieder. Das weiß jeder und so macht jeder einen guten Job.
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