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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 10.03.2014
LeuteAuf a Glas'l

Der Senkrechtstarter

Veröffentlicht
am 10.03.2014
Omar Visintin ist einer der weltbesten Snowboardcrosser. Der Algunder über seinen spektakulären Sturz bei Olympia, Vorbilder und seinen Schnauzer.
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Omar Visintin klettert die Stufen der Erfolgsleiter immer höher. Zwar stürzte die Südtiroler Medaillenhoffnung bei Olympia im Halbfinale schwer und zog sich eine Hüftverletzung zu. Keine zwei Wochen später ist er aber wieder auf der Piste und setzt alles daran, den Gesamtweltcup im Snowboardcross zu gewinnen. Zum Snowboardcross ist er durch die Sportschule in Mals gekommen, das erste Mal auf dem„Brett'l“ stand er bereits im Alter von etwa sechs Jahren. Visintin hat nach der Sportoberschule ein Wirtschaftsstudium in Bozen begonnen, es aber für das Snowboarden vorerst auf Eis gelegt. Seine bisher größten Erfolge bisher waren der Sieg der Juniorenweltmeisterschaft 2009, sowie zwei Weltcupsiege 2012 und 2013. Ich treffe den Profisportler im ComeIn in Algund, dort gebe es ausgezeichnetes Frühstück, wie Visintin verrät. Bei einer Cola steht der 24-Jährige mir Rede und Antwort.

Du bist mit deinen 24 Jahren bereits ein Star im Snowboardcross, hattest grandiose Ergebnisse. Woran liegt das?
Vor zwei Jahren bin ich in die Sportgruppe des Militärs gekommen. Ich musste nicht nebenher arbeiten oder studieren, sondern nur Snowboard fahren. Ich konnte mich auf das Training konzentrieren, dadurch habe ich einen großen Sprung gemacht.

Du bist derzeit auf Platz fünf der Weltrangliste. Das ist ja eine Riesenleistung!
Es gibt eigentlich keine offizielle Weltrangliste. Sie zählt immer nur vom Beginn der Saison zur Olympiade. Damals war ich auf Platz fünf, mittlerweile bin ich auf Platz zwei oder drei, ich weiß es nicht so genau. In der Weltcupliste bin ich auf dem ersten Platz.

Wie hart ist das Training, damit du es so weit geschafft hast?
Es ist hart und zeitaufwändig. Ich gehe fünf bis sechs Mal pro Woche trainieren. Ein anderer arbeitet oder studiert, ich stehe in der Früh auf und beginne mein Training. Mittags gehe ich nach Hause und am Nachmittag trainiere ich weiter.

Wie war es in Sotschi?
Von Sotschi selbst habe ich nicht viel gesehen, das ist schade, aber schon in einem der drei olympischen Dörfer zu sein, war ein Erlebnis. Im großen, zentralen Dorf am Olympiapark sind die Eisläufer und Hockeyspieler. In den kleineren auf dem Berg, sind Biathleten und Langläufer, sowie Skifahrer, Snowboarder und Rodler. Hier kann der Athlet einfach Athlet sein, weil keine anderen Leute ins Dorf hineindürfen. Wenn man rausgeht, wird man gleich von den Journalisten belagert.

Was ist dir von Sotschi am meisten in Erinnerung geblieben?
Die ganze Atmosphäre. Die besten Athleten der Welt sind an einem Punkt versammelt. Du siehst bekannte Leute aus allen Disziplinen, die du sonst nur vom Fernsehen kennst. Auf der Skipiste fährt Ted Ligety an dir vorbei, im Kraftraum trainierst du neben Tina Maze. Die besten Athleten der Welt trainieren und essen alle zusammen am selben Ort. Man sieht die Trainingsunterschiede und kann sich auch etwas abschauen. Es war eine gute Erfahrung. Mein Ziel war nicht einfach nur dabei zu sein, ich wollte schon gut fahren. Dass es nicht geklappt hat, ist Pech. Aber bis zum Schluss genießt man es auch einfach dort zu sein, denn man nimmt viele Erinnerungen mit.

Missachtete Menschenrechte, Umweltzerstörung und vergiftete Straßenhunde in Sotschi. Das sind die Schattenseite von Olympia in Russland. Wird man als Athlet damit konfrontiert?
Nein, man hat im Olympischen Dorf nichts davon mitbekommen, es wurde auch nicht darüber geredet. Es ging nur um die Rennen. Die Athleten trainieren, die Trainer schauen, dass man gute Ergebnisse erzielt. Wir wurden nur von den Journalisten darauf angesprochen.

Wie war es für dich die Snowboardlegende Shaun Palmer kennenzulernen und gegen ihn zu fahren?
Ich habe ihn vor drei Jahren bei meinem ersten Weltcuprennen in Österreich kennengelernt. Im Rennen vor der Olympiade, bin ich gegen ihn gefahren, er ist ausgeschieden und ich habe gewonnen. Ich hätte aber auch ohne Sieg gewonnen, weil ich gegen so einen Snowboarder fahren durfte.

Ist er ein Vorbild für dich?
Jein. Er ist ein Vorbild, weil er im Snowboardsport Großes geleistet hat. Menschlich gesehen ist er aber etwas „fertig“ (lacht). Er ist sehr nett, hat aber in seiner Jugend auch einiges angestellt.

Schaust du neidisch auf die bekannten Skifahrer hoch?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin froh, wenn die Skifahrer ihre Leistung bringen. Wie zum Beipiel Christof Innerhofer, er hat es sich echt verdient. Jeder hat seinen Sport und ich denke, es ist auch jemand froh, wenn ich etwas erreiche. Neidisch zu sein, hat sowieso keinen Sinn. Klar, Snowboarden wird nie so bekannt sein wie Skifahren, aber das ist auch nicht der Grund wieso ich snowboarde.

Wie ist das Gefühl sich mit vier Konkurrenten den Hang hinunterzustürzen?
Was ich denke, das kann ich dir nicht sagen. Das Tolle ist einfach, dass man nicht nur gegen die Zeit fährt, sondern den direkten Kampf hat. Du musst schneller sein, als die anderen in diesem Moment. Derjenige, der zuerst ankommt, gewinnt. Das gefällt mir sehr.

Hat man noch Schiss, oder blendet man die Angst vollkommen aus?
Während dem Rennen hat man sicher keine Angst, dabei denkt man einfach, man muss schneller sein als die anderen. Wenn ich das erste Mal die Piste sehe und sie teste, passiert es oft noch, dass ich unsicher bin, oder Respekt und Angst habe. Wenn man etwas sieht, was einem Angst macht, schaut man zu, wie die anderen die Piste befahren und spätestens nach der ersten Fahrt ist die Unsicherheit weg.

Es ist ein gefährlicher Sport, wie man in Sotschi gesehen hat. Wie enttäuscht bist du, dass du Sotschi frühzeitig auf Krücken verlassen musstest?
Ich bin eigentlich nicht enttäuscht, ich habe alles gegeben. Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn ich nicht gut genug gefahren wäre oder selbst einen Fehler gemacht hätte. Aber es war nicht meine Schuld, ich bin mit einem Gegner zusammengeprallt, das passiert nun mal. Es gehört in diesem Sport dazu, obwohl es logisch besser wäre, wenn es nicht passiert wäre.

Bist du auch ein bisschen froh wieder mal zu Hause zu sein?
Sicher, ich bin immer froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Wenn ich bei meiner Familie oder meinen Kollegen bin, kann ich Kraft schöpfen. Ich bin im Winter lange unterwegs, deswegen freue ich mich, wenn ich mal abschalten kann. Zurzeit kann ich das aber auch nicht, ich muss immer ans Training denken.

Was machst du jetzt den ganzen Tag, kommt deine Gitarre vermehrt zum Einsatz?
Ich war ziemlich beschäftigt mit Physiotherapie. Die Erholung von einer Verletzung ist wie ein Training. Ich gehe jeden Tag schwimmen und mache alles, um bald wieder fit zu sein. Gitarre spiele ich zu Hause, wenn ich wirklich nichts zu tun habe.

Wie groß stehen die Chancen beim Weltcup-Finale in La Molina am 15. März wieder fit zu sein?
Ich glaube, die Chancen sind gut. Ich fahre das nächste Rennen ein paar Tage vorher, ich lasse also kein Rennen aus. Wie fit ich sein werde, kann ich dir noch nicht sagen, aber ich glaube es sieht ganz gut aus. Von Mai bis jetzt habe ich immer trainiert, nur jetzt muss mich noch etwas schonen, was mir fehlt, sind nur etwa zwei Wochen Training. Mein Ziel ist es, die Weltcupführung zu verteidigen.

Du setzt mit deinem Schnauzer einen neuen Trend. Wie bist du von den blondierten langen Haaren zur Kurzhaarfrisur mit Schnauzer gekommen?
(lacht) Die Haare musste ich mir schneiden lassen, als ich zum Militär gekommen bin. Das war auch einer der Gründe, warum ich sie mir vorher gefärbt habe. Die Idee zum Schnauzer ist von meinem Teamkollegen Tommaso Leoni ausgegangen. Er wollte unbedingt immer einen Schnauzer, ihm ist aber bis heute nie einer richtig gewachsen, deshalb haben fast alle von der Mannschaft entschieden, sich einen Schnauzer wachsen zu lassen, um ihm auf die Nerven zu gehen. Mittlerweile haben fast alle einen längeren Schnauzer als er. (lacht) Es hat als Gag angefangen.

Du wurdest für die Dezemberausgabe der „L'uomo Vogue“ abgelichtet. Bist du ein bisschen stolz darauf?
Ja, es ist sicher etwas, was nicht jedem und nicht alle Tage passiert. Deswegen war es für mich ein großer Erfolg, als sie sich bei mir gemeldet haben und mich für den Artikel über junge italienische Talente abgelichtet haben. Ich habe mich sehr gefreut und es war ein tolles Erlebnis, bis auf das Schminken (lacht). Ich bin mit roten, brennenden Augen nach Hause gekommen.

Eine Frage, die die weiblichen Fans sicher brennend interessiert: Gibt es noch Hoffnung oder bist du in festen Händen?
Ja, ich habe seit etwa einem Jahr eine Freundin.

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