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Hannes Senfter
Veröffentlicht
am 20.01.2014
LeuteDas 200-Millionen-Euro-Projekt

Der Macher

Veröffentlicht
am 20.01.2014
Bozen braucht ein Einkaufszentrum, findet René Benko. BARFUSS hat den Innsbrucker Immobilienmogul in Bozen getroffen.
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Ich hatte mir René Benko etwas größer vorgestellt. Als er an einem verschneiten Morgen durch die gepanzerte Tür des Bozner Palais Menz kommt, steht ein 1,65 Meter großer Mann vor mir. Sportlich-elegant gekleidet, aber doch mit einem klar erkennbaren Wohlstandsbauch.

Der Mann der Stunde

Das ist nun der Mann, von dem die Medien in Südtirol seit Monaten berichten. Aber nicht nur hier: Der Chef des österreichischen Immobilienkonzerns Signa geistert seit Wochen auch durch die Medien in Deutschland. Denn Benko hat die konkursgefährdeten Karstadt-Kaufhäuser übernommen. Und damit sind die schlimmsten Befürchtungen für viele Mitarbeiter eingetreten. Die ehemalige Vorzeige-Kaufhauskette Deutschlands wird zerschlagen.

Aber zurück nach Bozen: Es ist später Vormittag. Und Benko zieht sich die Jacke in den neu gestalteten Räumen des Palais Menz aus. Jenem historischen Gebäude nahe dem Walther-Platz, das bereits im Besitz von René Benkos Signa ist. Dort wird auch schon sein großer Traum für die Südtiroler Landeshauptstadt ausgestellt: Das Kaufhaus Bozen. So nennt er seine Vorstellung von einem Shopping-Tempel mit über 35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, einem Busbahnhof im Keller und einem Hotel im Nebengebäude. Alles zusammen entworfen vom britischen Star-Architekten David Chipperfield. Gesamtkostenpunkt: 200 Millionen Euro. Das will Benko in nur zweieinhalb Jahren Bauzeit zwischen dem Bahnhofspark, der Perathonerstraße und der Garbibaldistraße in Bozen hinknallen. „Ich“, sagt Benko mit etwas Stolz auf sich selbst, „bin auf Bozen und diese einmalige Chance aufmerksam geworden. Das ist genau die Sache, die Bozen noch fehlt. Und wie sich die gesamte Kaufkraft des Landes zusätzlich bündeln ließe.“ Denn im Moment ist das Reiseziel aller Südtiroler Shopping-Süchtigen Innsbruck mit dem DEZ und seinen übrigen Kaufhaushochburgen. Unter anderem auch dem neu errichteten Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße. Wie sollte es anders sein, hat auch René Benko errichtet.

Ein Dorn im Auge

Doch so einfach ist es für Benko, der übrigens nicht einmal 40 Jahre alt ist und bereits mit Anfang 20 sein erstes Unternehmen gegründet hatte, in Bozen dann doch nicht. Nach Bekannt werden von Benkos Plänen hatten sich Bozner Unternehmer rund um den Sportler-Besitzer Georg Oberrauch organisiert. Ihr Vorschlag: Es braucht doch kein Mega-Kaufhaus eines Innsbrucker Unternehmers. Das können wir selbst viel besser. Also hatten sie kurzerhand ihr Qualitätskaufhaus Südtirol – wie sie es nennen – präsentiert. Ein kleineres Projekt als jenes von Benko, in dem nur Südtiroler Kaufleute mit rein Südtiroler Produkten Platz finden sollen. Benko kann über das Konkurrenzprojekt nur schmunzeln. Klarerweise liegt es bereits auf seinem Schreibtisch. „Eigentlich äußere ich mich zu Konkurrenz-Projekten nicht“, erklärt Benko, „ aber in diesem Falle würde ich als Bozner Stadtverwaltung lieber gar nichts bauen lassen, als dieses Projekt zu verwirklichen.“ Dieser Satz sitzt. Und er zeigt auch: Benko geht auf Frontalangriff über und will sich jetzt in der Zielgeraden – in den nächsten Wochen muss die Stadtverwaltung entscheiden – nichts mehr vermasseln lassen. Dafür war er extra von seinem Winterurlaub in Lech am Arlberg nach Bozen gefahren. Mit dem Auto. Wegen des Schneefalls konnte sein Hubschrauber nicht starten. In Bozen angekommen heißt es dann, in die Mikrophone und Kameras klare Mitteilungen hineinzureden. Danach geht es für Benko wieder zurück in den Urlaub.

Keine weiße Weste

Ein bitterer Beigeschmack bleibt dann doch noch, wenn es um Benko geht. Im vergangenen Sommer wurde er zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Und zwar soll sein Unternehmen Signa den kroatischen Ex-Premierminister bestochen haben, um verbotenerweise bei einem Steuerverfahren Einfluss zu nehmen. Und zwar nicht etwa in Kroatien, sondern in Mailand. Benko bestreitet klarerweise die Anschuldigungen. Doch im Berufungsverfahren war das Urteil bestätigt worden. Nun kann nur mehr der oberste Gerichtshof die Verurteilung aufheben. Andernfalls bleibt der Makel am noch jungen und nach oben strebenden Unternehmer Benko hängen.

Jetzt muss sich die Stadtregierung rund um Bürgermeister Gigi Spagnolli einigen. Denn für Benko gibt es keine Zweifel: „Die Stadt wird sich bald entscheiden!“ Was sonst? Das sagt Benko nicht. Und dann muss er auch schon wieder los. Vielleicht zurück in den Winterurlaub.

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