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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 14.01.2014
LeuteDer Biersommelier

Bier vor Wein

Veröffentlicht
am 14.01.2014
Ob kühles Helles oder herbes Dunkles: Beim Kalterer Andreas Steinmann dreht sich alles ums Bier. Er ist einer der wenigen Biersommeliers Südtirols.
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Die letzten Wochen standen bei Andreas Steinmann ganz im Zeichen des ältesten Kulturgetränks der Menschheit, dem Bier. 9.000 Jahre hat das beliebte Braugetränk bereits auf dem Buckel. Die Sache mit den Biersommeliers hingegen steckt noch in den Kinderschuhen. Vor rund fünf Jahren tauchten die ersten von ihnen in den Medien auf. Andreas ist seit kurzem einer von diesen Fachleuten. Sieben an der Zahl gibt es in Südtirol und alle kennen sich ausgezeichnet mit dem Hopfengetränk aus. Doch der Weg vom Feierabendbier zum Bierprofi ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.

Als ehemaliger Mitarbeiter der Brauerei Bergner Bräu brachte Andreas die besten Voraussetzungen mit, als er seine zweiwöchige Ausbildung zum Biersommelier startete. Die erste Woche verbrachte er in der Doemens-Akademie in einer kleinen Gemeinde westlich von München. Dort wurde er vor allem in der Theorie ausgebildet. Herstellung, Sorten, Vielfalt des Bieres, sowie die Einführung in das Grundwissen eines Biersommeliers standen im Mittelpunkt. Die zweite Woche verbrachte der 22-Jährige in der Nähe von Salzburg. Dort ging es vor allem um die Verkostung verschiedener Biersorten zu verschiedenen Speisen. Welches Bier zu welcher Vor-, Haupt- oder Nachspeise passt, weiß Andreas jetzt genau. Eine Bierverkostung läuft jedoch nicht so ab, wie sich das der Laie vielleicht vorstellt. Ähnlich der Weinverkostung wird zwar zuerst auf Aussehen, Farbe und Geruch geachtet, doch nach dem entscheidenden Schluck wird nicht gespuckt, wie es die Weinsommeliers bekanntlich machen. Ausspucken ist bei Bierproben verpönt. Denn nur beim Schlucken kann die Qualität der sogenannten Hopfenbittere, des bitteren Geschmacks, beurteilt werden. Schwipsgefahr? Nicht bei Andreas, der sich ohne Rausch mit Biersommeliers aus den deutschsprachigen Teilen Europas bis zur Endprüfung durchkostete.

Katzenbier?

Neben einem schriftlichen Teil, bei dem Theorie geprüft wurde, gab es bei der Prüfung auf dem Weg zum Biersommelier auch einen mündlichen Teil. Bierstile und Bierfehler erkennen, war die Aufgabe. Auf die Frage hin, was denn ein Bierfehler sei, antwortet Steinmann schmunzelnd: „Tja, ein Bier sollte zum Beispiel nicht nach Katze riechen. Das wäre ein Fehler." Bierfehler erkennen ist in der Berufswelt der Biersommeliers aber nur eine der Aufgaben. Neben dem Überwachen und Pflegen seiner Bestände sollte ein Sommelier auch mit einem ausgeprägten Geschmackssinn ausgestattet sein. Er kann bei einem guten Bier sogar den Alkoholgehalt beziffern und herausschmecken, welche Hopfen-, Hefe- und Malzsorten der Bierbrauer verwendet hat. Für Andreas ist ein Biersommelier erst dann einer von den Guten, wenn er einen klassischen Weintrinker auf den Biergeschmack bringt und ihn zum Bierliebhaber macht.

BARFUSS hat beim Experten nachgefragt:

Bier und ich sind wie Mann und Frau, einfach unzertrennlich.

Am liebsten trinke ich mein Bier mit Freunden.

Wenn nicht Bier, dann gar nichts.

Zu meinem Lieblingsbier esse ich Wienerschnitzel mit Pommes.

Für ein kühles Bierchen würde ich alles tun.

Unter den Tisch trinken lasse ich mich von niemandem.

Auf die Frage Heineken oder Forst antworte ich Mainstream.

Für das beste Bier fahre ich nach Belgien.

Mein erstes Bier trank ich mit fünfzehn.

Ein perfekt gezapftes Bier ist für mich Gold wert.

Ist man erst einmal Bierliebhaber, kann für edle Tropfen schnell etwas mehr ausgegeben werden. Den Weinpreisen kann das Bier zwar nicht das Wasser reichen, aber eine 7/10-Flasche eines Gourmetbieres kann locker zwischen 20 und 40 Euro kosten. „Der Unterschied von diesem zu einem normalen Bier liegt in der Lagerungszeit und der Qualität der Zutaten. Biohopfen ist eben teurer als normaler", so Steinmann.

Deutsches Pils vs. belgisches Apfelbier

Solche Gourmetbiere sind in Südtirol immer noch Raritäten. Auch wenn die Bierkultur international immer mehr Zuwachs findet, bleibt Südtirol lieber bei seinem klassischen Weißbier oder einem hellen Lagerbier. Hier würde sich Andreas etwas mehr Kreativität und Innovation wünschen. Vom Reinheitsgebot abweichen, lautet die Devise. Denn auch wenn sein Lieblingsbier das klassische Weißbier ist, interessiert er sich für Neuigkeiten. Sein persönlicher Biertrend 2014 ist zum Beispiel das Fruchtbier aus Belgien. Hier werden bei der Herstellung Früchte hinzugegeben. Das Ergebnis: Ein Bier mit Fruchtnote.

Um sich in solchen Spezialgebieten auszukennen, muss Andreas noch etwas üben, aber auf alle Fälle will er dranbleiben. „Seminare machen, pauken und mich fortbilden", lautet der Plan für die Zukunft. Nächstes Ziel: die Biersommelierweltmeisterschaft in São Paulo. Bei der Weltmeisterschaft der Biersommeliers müssen die Kandidaten zum Beispiel allein aus rund 140 sogenannten erwünschten Aromen auswählen und ihre Kombination den zahlreichen Biersorten weltweit zuordnen. Zum Vergleich: Wein kommt in Sachen Geschmacksrichtungen gerade mal auf siebzig.

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