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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 17.05.2016
LeuteAuf a Glas'l mit einem Busker

Der Straßenmusiker

Veröffentlicht
am 17.05.2016
Straßenmusik hat in Südtirol immer noch einen schlechten Ruf. Für den Pusterer Til Tanga ist sie eine Kunst, die jede Stadt aufwertet.
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„Straßenmusik ist Kunst“, sagt der Pusterer Markus Seeber und bezeichnet sich damit auch selbst als Künstler. Der Deutsch- und Geschichtestudent und zukünftige Lehrer macht in seiner Freizeit als Til Tanga die Straßen im In- und Ausland unsicher. Was Markus Seeber dann dabei hat, sind Gitarre, Mundharmonika und Verstärker. Alle drei stehen nun in einem mintgrün gestrichenen Zimmer irgendwo in Macerata in den Marken.

Hier macht Markus, der in Innsbruck studiert, sein Auslandssemester. Am 20. und 21. Mai tritt der Straßenkünstler in der Altstadt von Bozen auf, beim BUSK Singer- Songwriter Festival. Sechs Künstler präsentierten dann an vier verschiedenen Orten in der Landeshauptstadt ihre Eigenkompositionen – Cover sind keine erlaubt. Nachdem mich der Musiker bei einer großen Tasse schwarzem Kaffee aufklärt, dass sein Künstlername nicht etwa vom kleinsten Unterhöschen, sondern von einem koreanischen Fußballspieler abzuleiten ist, legt er los und gibt für BARFUSS gleich eine Eigenkomposition zum Besten.

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Darf man auf der Straße eigentlich einfach so spielen?
Wie das in Südtirol ist, weiß ich leider nicht. In Innsbruck wird es an gewissen Orten toleriert, wenn man ohne Verstärker spielt, obwohl man eigentlich eine Genehmigung braucht.

Straßenmusik gehört für die Stadt Bozen zu den „lärmerzeugenden Tätigkeiten mit begrenzter Dauer“. Sie muss damit erst beantragt werden.

Busken kommt ja vom Englischen „to busk“, was so viel bedeutet wie „Straßenmusik machen“. Wie lange buskst du jetzt schon?
Ich spiele seit über zehn Jahren Gitarre. Letztes Jahr im Frühling habe ich mich dann zum ersten Mal in Innsbruck auf die Straße getraut. Zuerst wusste ich nicht einmal, was busken heißt. Am Anfang hat mich das Spielen auf der Straße auch einen Haufen Überwindung gekostet. Und dann ist mir auch noch beim ersten Lied gleich eine Gitarrensaite gebrochen. Später bin ich eine Woche nach Berlin gefahren, um zu busken. Das ist einfach eine andere Welt für Straßenmusiker. Was man da braucht, ist auf jeden Fall ein guter Verstärker, weil die Konkurrenz so groß ist.

Eine gebrochene Saite ist bestimmt nicht deine spannendste busk Geschichte, oder?
(lacht) Nein. An meinem letzten Abend in Berlin habe ich mir ziemlich gutes Geld erspielt und wollte mir deshalb ein Bier gönnen. Nach dem Lokalwechsel bemerkte ich erst, dass mir meine Geldtasche gestohlen worden war. Zum Glück hatte ich den Fernbus für den nächsten Tag schon online bezahlt und noch drei Euro für ein belegtes Brot in meiner Gitarrentasche. Sonst hätte ich mir die Fahrt und etwas zu Essen erst wieder erspielen müssen.

Warum buskt man eigentlich?
Viele Musiker machen es, um Geld zu verdienen. Es ist einfach ein schöner Nebenverdienst. Natürlich muss man auch ab und an ins Equipment investieren, um mithalten zu können. Mein neuer Verstärker zum Beispiel war auch nicht gerade günstig. (lacht)

Wie lange musstest du dafür busken?
Lange. (lacht) Oft verdient man in einer Stunde acht Euro und manchmal eben vierzig. Beim Busken ist das ganz unterschiedlich.

Bist du eigentlich nervös, wenn das Publikum auf der Straße so unmittelbar vor dir steht?
Ja. Es ist im Prinzip, als würde man nackt vor den Leuten stehen. Auf der Straße hat man viel weniger Schutz und ist dem Publikum ausgeliefert. Anfangs hat mich das richtig viel Überwindung gekostet.

Was unterscheidet die Bühne denn genau von der Straße?
Es ist einfach anders. Man muss flexibler sein und mit seiner Musik viel mehr auf das Publikum und deren Stimmung eingehen. Angenehm ist, dass man nach einer Stunde das Set nochmal spielen kann, weil die Leute nie länger als drei bis vier Lieder lang zuhören. Um in Bars zu spielen, muss man schon Stücke für zwei Stunden Programm mitbringen.

Markus bei einem Auftritt

Spielst du auch viel in Bars?
In Innsbruck spiele ich oft in Bars. Daheim fange ich jetzt auch an, auf Festivals zu spielen, beispielsweise auf dem Al Plan Folk Festival oder bei den langen Sommernächten in Bruneck. Zuhause will ich in Zukunft auch öfter spielen, vor allem auf der Straße.

Glaubst du, das BUSK Festival bringt den Südtirolern die Straßenmusik-Kultur näher?
Straßenmusik ist in Südtirol wirklich negativ konnotiert. Auch Freunde von mir haben mich schief angeschaut, als sie draufgekommen sind, dass ich buske. Dabei ist Straßenmusik ja Kunst. Busken kann schließlich alles sein. Von Zirkusartistik über Schachspiele, die auf der Straße abgehalten werden bis hin zum Singer-Songwriter eben. Es wäre cool, wenn man das Busken in mehreren Südtiroler Städten einführt. Meran zum Beispiel würde sich super dafür eignen.

Kommt dir vor, Straßenmusik verändert eine Stadt?
Auf jeden Fall. Straßenmusik ist einfach eine Aufwertung für jede Stadt. Vor allem, wenn man etwas Außergewöhnliches spielt sind die Leute sofort begeistert, bleiben stehen und kriegen gute Laune.

Was zeichnet dich dann aus, wenn du auf der Straße spielst?
Das ist eine gute Frage. Vielleicht meine tiefe Stimme und der Einfluss des Country. Ich spiele generell einen Mix aus Classic Rock und Country, zwischendurch dann Cover und auch meine eigenen Lieder.

In welche Richtung gehen deine eigenen Lieder?
Auf alle Fälle in Richtung Folk und Rock. Rock kann ich nur nicht sagen, weil ich eben alleine spiele. Meine Musik ist auf jeden Fall ähnlich wie die von Johnny Cash oder Boss Hoss.

Und wo kriegst du die Inputs für deine Lieder her?
Oft ist es einfach nur Fiktion oder eine Geschichte, die ich erzählen will. Oft starte ich aber auch mit einem Titel und texte dann drauflos. Zum Beispiel heißt eines meiner Lieder „howling september wind“. Das ist letztes Jahr in Innsbruck entstanden, als ich in meinem Zimmer saß, der Wind draußen stürmte und Jahrestag von einer verstorbenen Bekannten von mir war.

Können wir hören, was da dabei rausgekommen ist?

https://api.soundcloud.com/tracks/263909848

Gibt es den einen „Busk-Traum” für dich?
Ich möchte wirklich einmal in Berlin in der Warschauer Straße mit meinem Equipment und meiner Musik mithalten können und dort spielen. Die Szene dort ist einfach unglaublich cool.

Und wo siehst du dich als Musiker in ein paar Jahren?
Vor ein paar Monaten habe ich meine erste EP in Innsbruck aufgenommen. Aber wer weiß, wie es weitergeht. Schauen wir mal, wohin mich die Musik bringt. Was schon feststeht, ist meine kleine Europatournee in diesem Sommer. Ich starte am 23. Juli in Wien, dann geht es nach Bratislava, Brünn, Prag, Dresden, Leipzig, Berlin, Hamburg, dann wieder nach Berlin und am Ende zurück nach Südtirol.

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