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Veröffentlicht
am 21.05.2025
LebenSprache unter der Lupe

„Trigger mich nicht!“

Veröffentlicht
am 21.05.2025
In der digitalen Kommunikation, auf Social Media oder in Gesprächen unter Freunden ist es längst ein geflügeltes Wort: „Das hat mich total getriggert.“ Gemeint ist dann oft: Etwas hat genervt, gestört oder provoziert. Doch wer diesen Ausdruck so verwendet, entfernt sich weit von dem, was „Triggern“ ursprünglich bedeutet – und riskiert, eine ernsthafte Thematik zu verharmlosen.
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Ursprünge in der Psychologie
Der Begriff „Trigger“ stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Auslöser“. In der Psychologie beschreibt er einen Reiz, der bei Menschen mit Traumafolgestörungen – etwa einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – plötzliche, intensive Reaktionen auslösen kann, häufig unwissentlich. Ein Trigger kann eine scheinbar harmlose Alltagssituation sein: ein bestimmter Geruch, ein Geräusch oder ein Ort, der Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis weckt. Die Reaktion darauf ist keine bloße Irritation, sondern ein oft überwältigender Flashback, begleitet von Angst, Panik oder körperlichen Symptomen. Es kann aber auch sein, dass gar keine Emotionen aufkommen, sondern stattdessen Erstarrung, Taubheit und Leere. Betroffene erleben in jedem Fall die Vergangenheit für einen Moment als gegenwärtige Bedrohung – ein sehr schmerzhafter und unkontrollierbarer Prozess, von dem sich Betroffene oft eine Zeit lang erholen müssen.

Verharmlosung durch Übernutzung
Die inflationäre Nutzung des Begriffs in der Alltagssprache führt dazu, dass seine ursprüngliche Bedeutung zunehmend in den Hintergrund tritt. Wer sagt, er sei „getriggert“, weil jemand laut kaut oder eine unliebsame Meinung äußert, meint damit in der Regel eine leichte Verstimmung – keine traumabedingte Reaktion.

Psycholog:innen sehen diese Entwicklung kritisch. Sie warnen davor, dass durch die Verallgemeinerung des Begriffs die Ernsthaftigkeit psychischer Erkrankungen bagatellisiert werden könnte. Wer Begriffe aus der klinischen Psychologie übernimmt, ohne sie im richtigen Kontext zu verwenden, riskiert, Verständnis und Mitgefühl für Betroffene zu untergraben.

Was du statt „triggern“ sagen kannst
Wer vermeiden möchte, den Begriff „triggern“ im psychologisch falschen Kontext zu verwenden, hat Alternativen zur Verfügung, die je nach Situation treffender und klarer sind:

„Das hat mich aufgeregt.“ „Das hat mich richtig genervt.“ „Das hat mich gestört.“

„Das hat mich mitgenommen.“ „Das hat mich emotional getroffen.“ „Das hat mich traurig gemacht.“

„Das kam für mich unerwartet.“ „Das hat mich überfordert.“

„Das hat mich richtig geärgert.“ „Das hat mich wütend gemacht.“

„Das war unangenehm für mich.“ „Ich habe mich damit unwohl gefühlt.“

Sprache mit Verantwortung
Sprache verändert sich ständig – Begriffe wandern zwischen Fachsprache und Alltag, Bedeutungen verschieben sich. Doch gerade bei sensiblen Themen wie psychischer Gesundheit ist ein bewusster Umgang mit Sprache gefragt. Wer Begriffe wie „Trigger“, „traumatisiert“ oder „depressiv“ leichtfertig verwendet, trägt unbeabsichtigt dazu bei, dass reale psychische Belastungen entwertet werden.

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