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Veröffentlicht
am 17.06.2025
Leben„Trigger mich nicht!“ – Sprache unter der Lupe

Toxische Männlichkeit

Veröffentlicht
am 17.06.2025
Was bedeutet eigentlich „toxische Männlichkeit“ – und warum wird dieser Begriff immer häufiger in gesellschaftlichen Debatten verwendet? BARFUSS erklärt, was hinter dem Ausdruck steckt, woher er stammt und warum es wichtig ist, sich kritisch mit traditionellen Männerbildern auseinanderzusetzen.
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Trigger mich nicht

„Toxische Männlichkeit“ bezeichnet ein gesellschaftliches Rollenverständnis von Männlichkeit, das bestimmte Verhaltensweisen und Eigenschaften von Männern als „typisch“ oder „normal“ darstellt – dabei aber schädlich für Männer selbst und ihr Umfeld sein kann. Es geht nicht darum, Männlichkeit per se zu kritisieren, sondern jene Vorstellungen von Männlichkeit, die mit Dominanz, emotionaler Unterdrückung und Aggression verbunden sind.

Typische Merkmale toxischer Männlichkeit sind etwa Gefühlskälte oder Emotionsunterdrückung („Ein Mann weint nicht“), Dominanzverhalten, Machtausübung, Übergriffigkeit, Abwertung von Schwäche, Fürsorge oder Sensibilität, Homophobie und Sexismus, Ablehnung von Hilfe oder Therapie.

Diese Verhaltensmuster entstehen oft durch gesellschaftliche Prägung und kulturelle Normen, die Jungen von klein auf vermittelt werden. Sie verherrlichen oder legitimieren Aggressionen, Unterdrückung und Gewalt auf Basis der Geschlechtszugehörigkeit. Für den Einzelnen steckt häufig die Angst, Privilegien zu verlieren oder kein richtiger Mann zu sein. Toxische Männlichkeit ist für die Gesellschaft problematisch, kann zwischenmenschliche Beziehungen belasten und Gewaltverhalten begünstigen.

Woher kommt der Begriff „Toxische Männlichkeit“?
Der Begriff „toxic masculinity“ stammt ursprünglich aus den Männlichkeitsforschungen der 1980er- und 1990er-Jahre, insbesondere aus der Arbeit sogenannter „pro-feministischer“ Männerbewegungen. In diesen Kreisen wurde kritisch reflektiert, wie traditionelle Männerrollen nicht nur Frauen, sondern auch Männer selbst einschränken und belasten. Der Begriff wurde später durch die Gender Studies und popkulturelle Debatten international bekannter. Seit den 2010er-Jahren hat er zunehmend Eingang in öffentliche Diskussionen gefunden – etwa im Zusammenhang mit #MeToo oder der Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen in den Medien.

Derzeit zu beobachten ist, dass ein Wandel im gesellschaftlichen Bewusstsein stattfindet – die Lust am neuen Männerbild ist da. Gleichzeitig stößt dieser Wandel auch auf Widerstand. Manche Männer empfinden die Infragestellung traditioneller Rollenbilder als Bedrohung ihrer Identität oder als gesellschaftliche Abwertung. In sozialen Medien und bestimmten politischen Bewegungen formiert sich daher auch eine Gegenreaktion, die versucht, traditionelle Männlichkeitsideale zu verteidigen oder sogar zu radikalisieren.

Sprache als Werkzeug der Veränderung
Die Auseinandersetzung mit dem Begriff „Toxische Männlichkeit“ ist nicht nur eine Kritik an schädlichen Rollenbildern – sie ist auch ein Schritt hin zu mehr Sprachsensibilität. Indem wir benennen, was problematisch ist, schaffen wir Raum für Veränderung. Der Begriff macht sichtbar, dass bestimmte Verhaltensmuster keine „natürliche“ Männlichkeit darstellen, sondern sozial erlernt und veränderbar sind. Diese sprachliche Sensibilisierung hilft dabei, traditionelle Erwartungen zu hinterfragen und neue, gesunde Formen von Männlichkeit zu entwickeln: Männer, die sich nicht mehr an ein starres Ideal anpassen müssen, gewinnen mehr Freiheit in ihrer persönlichen Entwicklung. Das ist förderlich für das eigene psychische Wohlbefinden, für zwischenmenschliche Beziehungen und ein gesellschaftliches Zusammenleben aus.

Quellen:
https://www.fes.de/wissen/gender-glossar/toxische-maskulinitaet
https://www.ndr.de/kultur/kulturdebatte/Toxische-Maennlichkeit-Wann-ist-ein-Mann-ein-Mann%2Cmaennlichkeit108.html
https://www.br.de/extra/respekt/toxische-maennlichkeit-rollenerwartungen100.html

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