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Simon Windegger
Veröffentlicht
am 22.05.2013
Leben

Teil mich, fahr mich

Veröffentlicht
am 22.05.2013
Ab Herbst dieses Jahres soll es Carsharing auch in Südtirol geben, bereits zum zweiten Mal. Wie es funktioniert und ob Südtirol bereit dafür ist.
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London hat es, Wien auch und Berlin sowieso. In dieser illustren Runde von europäischen Metropolen darf Südtirol natürlich nicht fehlen. Aber wobei eigentlich? Die Rede ist von Carsharing, sich ein Auto mit anderen teilen. Im September soll das Projekt „Share a Car – Südtirol“ in der Landeshauptstadt, in Meran und in Mals starten. Dahinter steckt eine Genossenschaft, die ihre Idee mit Gemeinden und dem Land umsetzen will. Brixen, Bruneck und Sterzing könnten bald darauf folgen. Ein erster Versuch, das Konzept in Bozen zu etablieren scheiterte. Dieses Mal soll aber alles anders werden.

Auf die Straße gehen, in ein beliebiges Auto einsteigen und losfahren. So und so ähnlich funktioniert Carsharing. Der Trend breitet sich derzeit in den Großstädten Europas aus. Die Idee dahinter ist simpel. Man kauft sich kein Auto mehr, damit man im Fall der Fälle eines zur Verfügung hat, sondern nimmt sich eines, wenn der Fall der Fälle wirklich eintritt und bezahlt ausschließlich für die Zeit, in der man das Fahrzeug auch nutzt.
Dabei gibt es prinzipiell zwei Modelle. Beim „klassischen“ Carsharing stehen Fahrzeuge an gewissen Stellplätzen. Diese können dann für eine bestimmte Zeit reserviert werden und müssen anschließend wieder an den gleichen Stellplatz zurückgebracht werden. Bezahlt wird meist ein fixer Monats- oder Jahresbeitrag, zuzüglich Kilometergeld. Daneben gibt es eine Variante ohne fixe Parkplätze, „free floating“ genannt. Hier kann der Kunde sich ein Auto ausborgen und es anschließend innerhalb eines festgelegten Gebietes wieder abstellen, Einwegfahrten sind also möglich.

Erster Versuch gescheitert

Für das neue Projekt „Share a Car – Südtirol“ ist ersteres Modell vorgesehen, also mit fixen Parkplätzen. In Bozen sollen zwölf, in Meran sechs und in Mals drei Autos zur Verfügung stehen. Diese können online reserviert und anschließend mithilfe einer Chipkarte entsperrt werden. Der Schlüssel befindet sich im Handschuhfach. Die Kosten belaufen sich je nach Fahrzeugtyp auf fünf bis sechs Euro pro Stunde und 20 Cent pro gefahrenem Kilometer. Dazu kommen noch eine einmalige Anmeldegebühr und eine Jahrespauschale von 25 Euro. Einige der in Bozen verwendeten Fahrzeuge sollen außerdem mit Methan betrieben werden, schonen also die Umwelt.

Erste Versuche vor dreizehn Jahren in Bozen und vor fünf Jahren in Meran sind bereits gescheitert und wurden vor zwei Jahren wieder eingestellt. Benjamin Auer vom Ökoinstitut Südtirol, der das Projekt betreute, sieht mehrere Gründe für das Scheitern. Einerseits seien die Nutzerzahlen nicht erreicht worden, um rentabel zu sein. Am Höhepunkt im Jahr 2006 waren es geschätzte 230 Kunden, die das Carsharing-Angebot in Anspruch nahmen. Andererseits „gab es des öfteren Probleme. Nutzer brachten die Fahrzeuge nicht rechtzeitig zurück und so standen andere Kunden ohne das gebuchte Fahrzeug da“, sagt Auer. Das schreckt natürlich ab. Förderungen von Stadt oder Land gab es damals keine.

Andere Zeiten

Trotzdem sieht er für Carsharing in Südtirol weiterhin Potenzial. „Die Zeiten ändern sich, gerade für die jüngeren Menschen in den stärker urbanisierten Gegenden hat das Auto viel von seinem Stellenwert verloren. Nutzen statt besitzen lautet die Devise immer öfter, gerade im Hinblick auf die hohen Fixkosten eines Autos“, sagt Auer. In die gleiche Kerbe schlägt die Sozialpsychologin Shoshana Zuboff, in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „brandeins“. Laut Zuboff wollen sich die Verbraucher selbst verwirklichen und ihr Leben so gestalten, wie sie es für richtig halten. „Wer zum Beispiel Carsharing nutzen will, möchte nur wissen: Wo steht ein Wagen, wie entsperre ich ihn, wo stelle ich ihn wieder ab? Als Kunde will ich eine Angebotspalette, die sich genauestens auf meine Bedürfnisse einstellen lässt.“

Aus Erfahrungen gelernt

Auf dieses veränderte Verhalten hofft auch Leonhard Resch von der Genossenschaft „Share a Car – Südtirol“. Man habe aus den Erfahrungen von carsharing.bz.it gelernt und genau analysiert, woran es gescheitert ist. „Die Gründe dafür seien eigentlich Kleinigkeiten gewesen. Die Auslastung war damals schon gut, doch einige schwarze Schafe haben das Projekt zum Scheitern gebracht", sagt Resch. Dass mit Carsharing nicht das große Geld zu machen ist, sei klar. „Unser Ziel ist es, nach drei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben und in den Folgejahren vielleicht das angehäufte Minus etwas abzubauen.“ Von Vorteil könnte dabei sein, dass es diesmal Unterstützung von Land und Gemeinden gibt, außerdem sind VW und die Raiffeisenbank mit im Boot. Ob sich Carsharing in Südtirol tatsächlich durchsetzt bleibt abzuwarten. Immerhin besitzen in der Provinz Bozen 51 von 100 Personen ein eigenes Auto.

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