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Oliver Kainz
Veröffentlicht
am 28.08.2015
LebenKommentar zur Flüchtlingsdebatte

#mundaufmachen

Veröffentlicht
am 28.08.2015
Auf Facebook und an den Stammtischen des Landes häufen sich haltlose Parolen voller Vorurteile gegenüber Flüchtlingen. Wie man darauf mit Argumenten reagiert.
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„Südtirol sollte Flüchtlinge mit christlichem Glauben bevorzugen.”
Dieser Vorschlag stammt vom blauen Landtagsabgeordneten Pius Leitner und ist ganz großer Unfug. Die Freiheitlichen wollen damit die Anti-Islam-Karte spielen. Aber Muslime sind Menschen wie du und ich. Sie haben dieselben Fähigkeiten wie du und ich. Mit den entsprechenden Bildungschancen können sie Feuerwehrkommandant, Unternehmer oder sogar Landeshauptmann werden. Und sie würden diese Aufgaben nicht besser oder schlechter ausfüllen als Menschen mit einem anderen Glauben. Liebe Freiheitliche, erinnert euch: Menschen aufgrund von Religion, Hautfarbe oder Herkunft zu diskriminieren, hat in der Vergangenheit nur ins Verderben geführt. Siehe Apartheid in Südafrika. Siehe Rassentrennung in den USA. Siehe Antisemitismus in Europa.

„Flüchtlinge nehmen uns in Zukunft die Arbeitsplätze weg.”
Was macht ein Südtiroler, der im Ausland arbeitet? Genau, er macht Karriere. Oder er versucht sein Glück in fernen Ländern. Was macht ein Ausländer/Flüchtling, der in Südtirol arbeitet? Er nimmt uns die verdammten Jobs weg! Was für eine Doppelmoral. Ich habe noch nie gehört: Der Markus Lanz hat den Deutschen einen Moderatoren-Posten geklaut. Weil es Unsinn ist. Niemand nimmt dem anderen etwas weg. Jeder hat das Recht auf ein würdiges Leben. Und dazu gehört auch das Recht auf Arbeit.

„Gutmenschen sollten Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen.”
Die Flüchtlingsfrage ist eine Thematik, die die gesamte Öffentlichkeit betrifft. Und dafür ist die Politik zuständig. Sie ordnet das Gemeinwesen und hat die Aufgabe, Flüchtlinge menschenwürdig zu versorgen. Wendet man das Argument der Rechten bei anderen politischen Themen an, merkt man, wie absurd es ist. Wer den Flughafen befürwortet, baut nicht selbst die Verlängerung der Landebahn. Wer das Projekt des Brennerbasistunnels bejaht, nimmt auch nicht eine Schaufel in die Hand und fängt auf eigene Faust an zu buddeln.

„Gutmenschen sollten eine Flüchtlingssteuer bezahlen.”
Siehe Punkt oben. Was kommt als nächstes: Benko-Fans zahlen eine Benko-Steuer und Flughafen-Befürworter eine Flughafen-Steuer? Und irgendwann zahlen wir nur noch Steuern für das, was wir persönlich gut finden. Nein, so funktioniert kein Gemeinwesen. Die Flüchtlingssteuer ist ein lächerlicher Profilierungsversuch von Andreas Pöder und nicht weiter ernst zu nehmen.

„Wir können nicht ganz Afrika helfen.”
Das ist richtig. Aber deswegen überhaupt niemandem zu helfen, ist auch irgendwie doof.

„Flüchtlinge sind gar nicht arm. Die haben ja Smartphones.”
So what? Smartphones sind weder ein Indiz dafür, ob jemand politisch verfolgt wird oder wohlhabend ist. Handyhersteller verkaufen in Entwicklungsländern Modelle mit geringerer Qualität zu einem niedrigeren Preis. Deshalb laufen auch Flüchtlinge mit Smartphones rum. Genaueres dazu hat der Standard recherchiert.

„Das Problem betrifft Südtirol nicht. Andere Länder sollen sich darum kümmern.”
Das historische Tirol war bettelarm. Unsere Vorfahren sind selbst vor Hunger und Armut geflohen. Waren die Schwabenkinder im 19. Jahrhundert nicht das, was wir heute als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnen würden? Etwas mehr Demut würde uns daher in der Flüchtlingsfrage gut tun. Südtirol ist heute eine vergleichsweise wohlhabende Provinz und kann seinen Teil dazu beitragen, dass den Ärmsten der Armen geholfen wird.

Zum Abschluss dürft ihr euch alle „Imagine” von John Lennon anhören, euch die Hände reichen und von einer besseren Welt träumen.

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