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Veröffentlicht
am 15.03.2014
LebenPromemoria_Auschwitz

„Vergesst unseren Tod nicht”

Veröffentlicht
am 15.03.2014
Unzählige Menschen starben in Auschwitz. Südtiroler Jugendliche machten sich auf die Reise der Erinnerung, zwei davon berichten über das Erlebte.
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Jugendliche verschiedener Sprachgruppen und unterschiedlicher kultureller Herkunft näherten sich der gemeinsamen Geschichte. Das sprachgruppenübergreifende Bildungsprojekt „PROMEMORIA_AUSCHWITZ: Die Reise der Erinnerung. Il viaggio della Memoria“ fand von 3. bis 9. März in der Fahrt nach Polen seinen Höhepunkt. Marion Egger und Fabio Raffaelli reflektieren ihre Erlebnisse und geben Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, die sie auf der Reise begleiteten.

„Vergesst unseren Tod nicht, lasst ihn nicht umsonst gewesen sein!“
Von Marion Egger

Ich hatte schon seit langem den Wunsch einmal in meinem Leben Auschwitz zu besichtigen, um mit eigenen Augen zu sehen, welches Leid den Menschen dort vor circa 70 Jahren angetan wurde. Dank „Promemoria_Auschwitz“ konnte ich dies verwirklichen. Da es zweisprachig war, wurde auch der interkulturelle Austausch zwischen den beiden Sprachgruppen gefördert.
Durch die Vortreffen und die lange Zugfahrt wurde man richtig eingestimmt auf die Ankunft in Krakau und das dort folgende Programm. Am meisten beschäftigte mich dabei die bevorstehende Besichtigung von Auschwitz. Die Strapazen, die die Menschen damals bereits auf der Deportation ertragen mussten, waren keineswegs mit unserer Zugfahrt zu vergleichen.

Während der Zugreise und auch danach dachte ich viel an die bevorstehende Besichtigung von Auschwitz und trotzdem war mir unwohl zumute, als der Tag der Führung immer näher rückte. Ich wusste nicht rech,t wie ich mich verhalten sollte und war angespannt und nervös.
Als es dann soweit war und wir Auschwitz durch das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ betraten, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits Unfassbarkeit, andererseits pure Traurigkeit, dass so etwas wirklich passiert ist. Ich hatte ein sehr beklemmendes Gefühl und Angst vor der Konfrontation mit unterschiedlichen Emotionen.

Während der Besichtigung musste ich mir immer wieder drei Dinge vor Augen führen:

  1. Alles, was ich sehe, ist wirklich passiert und nicht erfunden worden.
  2. Diese (Un-)Taten geschahen nicht vor vielen hunderten Jahren an einem entfernten Ort, sondern genau hier und zwar vor nicht allzu langer Zeit.
  3. Es waren keine Maschinen oder Monster, die diese schrecklichen Dinge, wie z. B. Prügelstrafen, Erschießungen usw., hilflosen Personen antaten, sondern Menschen wie du und ich.

Mir hat vor allem die Größe von Auschwitz – Birkenau imponiert. Wenn man das Lager betrat, sah man das Ende nicht, obwohl die Landschaft dort nicht hügelig, sondern eben ist. Geschockt haben mich die damaligen hygienischen Bedingungen. Als Toiletten dienten Löcher in einem Betonklotz und nur in der Früh vor der Arbeit und am Abend durften sie dort ihre Notdurft verrichten.
Bei den Gaskammern und Krematorien bekam ich eine Gänsehaut. Ich konnte nicht glauben, dass massenweise Menschen dort vergast und ihre Leichen nachher verbrannt worden sind und dass wir genau an diesem Ort stehen. Die Qualen, die die Menschen in ihren letzten Lebensminuten noch durchstehen mussten, müssen furchtbar gewesen sein.

Es ist fast nicht möglich die Eindrücke von Auschwitz in Worte zu fassen, die passenden Begriffe zu finden. Es gibt zu wenige Wörter, um das Gesehene passend ausdrücken zu können. Worte reichen hier zur Beschreibung nicht aus. Primo Levi hat eine passende Aussage dazu gemacht: „Wer nicht in Auschwitz war, kommt nie hinein. Wer dort war, kommt nie heraus.“ Wer Auschwitz nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann es sich nicht vorstellen, kann sich auch durch Erzählungen nicht ein genaues Bild davon machen. Wer aber Auschwitz betreten hat und es mit eigenen Augen bezeugt hat, den werden diese Erinnerungen nie mehr los lassen und ihn sein ganzes Leben begleiten.
Auschwitz verließ ich mit einem bedrückenden Gefühl. Außerdem herrschte Ungläubigkeit in mir, dass an so einem schönen Ort, denn die Umgebung war wie aus einem Bilderbuch, so schreckliche Taten vollzogen worden waren.

Jeder sollte einmal Auschwitz gesehen haben und damit bezeugen können, dass dies alles wirklich stattgefunden hat. Daraufhin muss sich jeder selbst verantwortlich fühlen zu einer besseren Gesellschaft beizutragen. Leider gibt es heute noch Konzentrations- und Arbeitslager. Sie befinden sich zwar nicht in Europa, aber in Libyen zum Beispiel. Und auch in China arbeiten Millionen von Menschen, vielfach Kinder, unter unmenschlichen Verhältnissen und trotzdem versuchen wir nicht dies zu ändern. Alle tragen wir Kleidung oder benutzen alltägliche Dinge mit der Aufschrift „made in China“. Dies ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden und schwer zu verhindern, denn ob billige oder Markenkleider, alle werden in riesigen Fabriken mit unterbezahlten Arbeiterinnen hergestellt.
Durch das Projekt „Promemoria_Auschwitz“ ist mir bewusst geworden wie wichtig es ist hinzuschauen, statt wegzusehen, denn auch bei uns passieren tagtäglich Dinge, die inakzeptabel sind. Es kann nicht sein, dass Kinder jahrelang missbraucht werden ohne, dass es jemand merkt.

Abschließend kann ich sagen, dass das Projekt jedem zu empfehlen ist. Es hat mich sehr geprägt und meine Sicht- und Verhaltensweise bei bestimmten Dingen verändert. Die Themen Holocaust und Konzentrations- und Vernichtungslager sind jetzt mit Emotionen verbunden und haben eine gewisse Distanz verloren. Die Erfahrungen, die ich dank dieses Projektes machen durfte, werden mich immer begleiten. Ich denke an die über hundert Baracken, an die Gaskammern, an das Mahnmal auf dem „Platz der Ghettohelden“, an die vielen Teilnehmer am Projekt, an die unzähligen bekannten und unbekannten Opfer. Passend dazu möchte ich meinen Erfahrungsbericht mit einem Zitat des polnischen Rechtshistorikers und Politikers Stanislaw Estreicher beenden, der die Wichtigkeit der Erinnerung unterstreicht: „Vergesst unseren Tod nicht, lasst ihn nicht umsonst gewesen sein!“

Il Buco Oscuro che Richiama l’Attenzione
Di Fabio Raffaelli

Viaggio della Memoria.
Ricordare per non dimenticare.
Sono frasi che spesso abbiamo sentito durante la scorsa settimana. Eppure è difficile ricordare qualcosa che non faccia parte della nostra memoria individuale. Ciò che è accaduto ad Auschwitz è parte della nostra identità storica e culturale, ma non possiamo certo dire di poter ricordare quel che è successo settant’anni fa allo stesso modo di cosa è successo ieri.

Le storie dell’Olocausto e dello sterminio di 11 milioni di persone (oltre i sei milioni di ebrei sono stati mandati nelle camere a gas anche omosessuali, rom, zingari e dissidenti, che forse non vengono ricordati troppo spesso) ci sono state raccontate fin dai tempi delle elementari. Nei primi libri di storia ci è stato raccontato ciò che è successo in quel periodo e cosa significasse “genocidio”. Poi, con calma, i piccoli bambini che eravamo hanno iniziato a crescere e a capire per davvero ciò che è successo. Abbiamo visto “Schindler’s List”, “La Vita è Bella” e “Il Pianista”. Abbiamo conosciuto la figura di Primo Levi e oggigiorno chiunque di noi collega le parole “Arbeit Macht Frei” ad una specifica scritta in metallo che sovrasta l’entrata di un preciso cancello. Se inoltre vediamo un avambraccio con una serie di numeri tatuati sopra è inevitabile pensare ad un deportato in divisa a strisce, con magari una stella di David attaccata sopra.

Questa è la nostra Memoria: la Memoria della Memoria di qualcun altro. Andare a Cracovia e visitare i luoghi dove una volta questi deportati e nazisti hanno camminato, è come vedere dal vivo il posto dove qualcun altro ha scattato una fotografia che ti ha sempre interessato. Riconosci gli edifici, riconosci le storie e ora che sei lì trovi qualche dettaglio, qualche sfumatura che prima ti era sfuggita. Emerge in tutta la sua importanza davanti a te ti guarda dritto negl’occhi e dice: “C’ero anche io e non mi hai mai visto. Magari non ero così importante o celebre come questa cosa qui vicino a me, ma anche io ho avuto il mio ruolo in tutto questo. Ora che sei qua fissami e trova nei tuoi ricordi uno spazio anche per me.”

Fare questo viaggio è stato per me vedere cose che prima magari mi erano sfuggite. L’immagine dell’entrata di Auschwitz Birkenau era chiara ben prima di fare questo viaggio e appena l’ho vista, ancora seduto sul bus, mi sono detto “Ecco, quello è il campo di Auschwitz Birkenau.” Eppure, una volta oltrepassata questa entrata, ho abbassato gl’occhi e ho visto le rotaie che si dividevano in due differenti tronchi. Poi ho girato la testa e ho visto file interminabili di baracche di legno, chilometri di filo spinato, ettari di triste erba calpestata e ho notato che questo posto era diverso rispetto a come lo avevo immaginato.
Viaggio della Memoria è quindi non solo un viaggio per ricordare quello che è successo ad altri. Viaggio della Memoria è anche un viaggio per creare la nostra memoria. Creare nostri ricordi, scolpire nella nostra mente ciò che magari ha colpito solamente noi. Impregnare d’immagini e sensazioni il nostro corpo con ciò che per noi questo viaggio ha significato. Questo viaggio è stato un po’come riempire le informazioni che la scuola e la nostra cultura personale ci hanno fornito con quelle sensazioni che solo il confronto personale e diretto può fornire.

Ora la storia della Shoah, così come l’intera vicenda dei campi di sterminio, è per me molto più densa e carica di sensazioni rispetto a come la conoscevo prima. Fino ad una settimana fa l’Olocausto non era che un capitolo del mio libro di storia. Brutale, osceno ed inimmaginabile, ma nient’altro che un pezzo dell’intera storia dell’umanità.
Ora invece vedo questo buco oscuro più da vicino e sento la sua terribile profondità che richiama la mia attenzione.

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