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Veröffentlicht
am 15.03.2018
LebenJugendclub Kultur

„Kein Theater einfach so“

Veröffentlicht
am 15.03.2018
Tina Jücker inszeniert mit jungen Darstellern das Theaterstück „In meinem Hals steckt eine Weltkugel“. Welche Verantwortung verbindet die Regisseurin mit dem Stück?
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Pressefoto_Weltkugel_4.JPG

15 Minuten nach der Vorstellung sitzt die Theatergruppe Marabu im großen Kreis auf der Bühne zusammen. Regisseurin Tina Jücker ergreift das Wort und erzählt uns von ihrem Projekt und ihren Erfahrungen mit der Gruppe. Sie wirkt aufgeschlossen, scheint mit den jungen Schauspielern gut zu harmonieren und Freude an ihrem Projekt zu haben. Nach dem kurzen Zusammentreffen im Sitzkreis sprechen wir mit Jücker alleine.

Tina Jücker wurde 1962 in Piesport/Mosel geboren. Von Beruf ist sie Sozial- und Theaterpädagogin. Sie lebt seit 1989 in Bonn. 1993 gründete sie die Theatergruppe Marabu und arbeitet dort als künstlerische Leiterin, Regisseurin, Schauspielerin und Theaterpädagogin.

Können Sie uns sagen, wie Sie zum Theater gekommen sind?
Eine schwere Frage. Mich hat Theater immer schon interessiert. Mein Vater hat früher Theater gespielt und da habe ich immer in der Tür gestanden und ihm zugeguckt. Besonders fasziniert hat mich dabei, wie er vor dem Spiegel gestanden ist und die verschiedenen Rollen geübt hat. Schon im jungen Alter habe ich begonnen, Theater zu spielen. Dann habe ich mich dazu entschieden, eine Ausbildung als Theaterpädagogin zu machen. Dort habe ich meinen Kollegen Claus Overkamp kennengelernt. Wir haben beschlossen, unsere Jobs zu schmeißen und Theater zu machen. Das war vor 25 Jahren.

Worum geht es in diesem Theaterstück?
Es geht um unsere Unzulänglichkeit, mit der Armut in der Welt umzugehen. Wir wissen, dass es sie gibt und viele Menschen deshalb sterben, und trotzdem leben wir in unserem Konsum weiter, als wäre nichts. Wir versuchen zwar, etwas zu tun, wollen unser jetziges Leben aber nicht aufgeben. Es geht also um den Zwiespalt, in dem wir stecken: Es zu wissen und trotzdem nichts zu tun.

Claus Overkamp, Christiane Müller-Rosen und Tina Jücker vom Theater Marabu in Bonn

Verbinden Sie eine bestimmte Verantwortung mit diesem Theaterstück?
Ich verbinde eine Verantwortung mit dem Theater insgesamt. Ich finde es ist dazu da, eine Haltung zu der Welt zu beziehen, in der wir leben. Es muss immer Spaß machen und humorvoll sein, trotzdem sollte jedes Theater immer ein Thema behandeln. Wir machen kein Theater einfach so. Das ist uns sehr wichtig.

Wie waren die bisherigen Rezensionen zu Ihrem aktuellen Stück?
Wir haben ganz tolle Rückmeldungen und Kritiken bekommen. Wir spielen es sehr oft und werden zu vielen Festivals eingeladen. Aber wir merken auch, dass es in Schulvorstellungen Schüler gibt, die mit dem Stück gar nichts anfangen können. Wir wissen dann nicht, ob es mit dem Thema oder dem Theater an sich zu tun hat. Schulvorstellungen sind dann auch manchmal schwierig.

Haben Sie eine Szene, die Ihnen in diesem Stück besonders gefällt?
Der Moment, an dem Fotos der Patenkinder auf eine Wäscheleine gehängt werden und die Schauspieler nur eines davon auswählen können, ist mir sehr wichtig. Vor allem, wenn die Schauspieler die Fotos der Kinder, die sie nicht auswählen, fallen lassen, ist ein sehr emotionaler Moment für mich.

Denken Sie, dass dieses Theater auch von älteren Menschen gesehen werden sollte?
Auf jeden Fall. Wir spielen im Abendspielplan auch viel für ein älteres Publikum. Ich finde, das ist ein Thema für alle.

Was soll das Stück in den Zuschauern auslösen?
Sie sollen feststellen: „Es stimmt, mir geht es genau so. Ich weiß es und ich mache nichts.“ Ich glaube, es geht einfach darum, dieses Thema im Kopf noch einmal wach zu rufen und darüber nachzudenken. Wir wissen, dass wir nicht die Welt retten können. Trotzdem machen wir Theater, um einige zum Nachdenken anzuregen und damit sie sich mit diesem Thema noch etwas länger beschäftigen.

Warum sind Sie auch in Südtirol auf Tour?
Der Veranstalter des Südtiroler Kulturinstituts hat uns angefragt und gesagt, dass ihn das Stück interessiert. Daraufhin hat er uns eingeladen, hierher zu kommen. Wir waren vor sieben Jahren schon mal hier mit einem Kindertheaterstück. Für uns ist es eine super Sache, dass wir in Südtirol zehn Aufführungen machen können.

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