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Stefan Wallisch
Veröffentlicht
am 25.05.2013
Meinung

Wurzeln schlagen

Veröffentlicht
am 25.05.2013
Ein Italo-Wiener zieht nach Bozen und wird heimisch. Über eine Liebe, zu der man sich als Städter nur ungern voll bekennt.
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Mir ist diese Begebenheit in den Sinn gekommen, als ich Lenz Koppelstätters Essay „Ach, Südtirol“ las. Ein Südtiroler der auswandert, und ein Italo-Wiener der nach Bozen zieht. Vermutlich sind wir gar am Brenner aneinander vorbeigerauscht. Uns verbindet wohl vieles, vor allem die Liebe zu diesem Land und seinen Leuten. Eine Liebe, zu der man sich als Städter nur ungern voll bekennt, aber sie ist da. Meine erste Zeit hier war gewiss nicht einfach. Für die Bozner war es normal, dass man wegzog, viel weniger hingegen, dass man herzog und sich in ihre Gemeinschaft integrieren wollte. Als ich mit meinem Vater im darauffolgenden Frühjahr eine Wanderung am Ritten unternahm – saftig grüne Löwenzahnwiesen und strahlend weiße Bergspitzen, wie in unseren Hochglanz-Tourismuskatalogen -, meinte er beiläufig: „Du wirst doch wohl nicht von hier wegwollen. Das kann dir keine Großstadt bieten.“ Ich antwortete nicht, um ihm nicht Recht geben zu müssen, aber ich blieb. So schlug ich Wurzeln, die immer tiefer werden, vor allem seitdem ich eine eigene Familie habe. „Wo können Kinder besser aufwachsen als in Südtirol“, ist eine Standardfrage, die ich meinen Gesprächspartnern entgegenwerfe, wenn sie mich fragen, ob ich nicht Sehnsucht nach Wien habe.
In die Bundeshauptstadt komme ich nur noch selten. Bruder und Schwägerin kommen sowieso liebend gerne zu uns. Wenn mir dann ein Südtirolerisches „lei“ oder ein verwalschtes „zwei Schritte machen” über die Lippen rutscht, dann lacht mein Bruder Gianluca sich kaputt, wie Koppelstätters Südtiroler Freunde über sein „Nö“, und meint lapidar: „Du bist kein Wiener mehr“. Dann kommt mir eine Begebenheit in den Sinn, die sich kurz nach meiner Ankunft zugetragen hat. Nach einer meiner ersten Pressekonferenzen in Bozen fragte mich ein Kollege beim Hinausgehen: „Du bist aber kein Südtiroler?“ „Nein, Wiener“, antwortete ich stolz. Daraufhin legte er mir die Hand auf die Schulter und meinte väterlich: „Das macht nichts“. That‘s Südtirol and I love you!

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