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Veröffentlicht
am 29.03.2024
LabernFeministischer Buchtipp

Mütter

Veröffentlicht
am 29.03.2024
Der Debütroman von Felicitas Prokopetz ist eine einfühlsame Familiengeschichte, die in die Rollen der Frauen innerhalb dieser Familie und in deren Gedanken, Emotionen und Konflikte eintaucht. Unsere Buchbloggerin Carmen hat „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ gelesen.
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Ein Leben, in dem ich mich als mütterliche Erschafferin abgeschafft haben werde.

S. 13

Valeries Beziehung zu ihrer Mutter ist nicht einfach. Wenn beide einander nur selten sehen, scheint es am besten zu funktionieren. Eine Krebsdiagnose ändert diesen Umstand aber von einem Tag auf den anderen. Valerie fühlt sich in der Pflicht, für ihre kranke Mutter da zu sein, auch wenn es ihr schwer fällt. Ihre Mutter macht es ihr mit ihren Vorwürfen und ihrer Unzufriedenheit jedoch nicht einfacher. Valerie will sich lösen, darf aber nicht. Gleichzeitig muss sie sich selbst als Mutter mit einem neuen Thema auseinandersetzen – ihr 16-jähriger Sohn will ein Auslandssemester in England verbringen. Sie muss ihren Sohn loslassen, der seit Jahren ihr Lebensmittelpunkt ist. Zwei Konflikte, denen sie nicht aus dem Weg gehen kann.

Die Tränen, die ich den ganzen Tag zurückgehalten habe, drängen nach draußen. Ich greife Mamas Hand und lege sie zwischen meine Handflächen. Wir sitzen im Dickicht und weinen.

S. 16

Der Debütroman „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ von Felicitas Prokopetz ist eine eindringliche und berührende Geschichte über Mutterschaft und Tochtersein mit all ihren widersprüchlichen Facetten. Es geht um Frauen- und Mütterbilder in der Gesellschaft. Um Loslassen und Festhalten. Macht- und Verhaltensstrukturen, aufgezwungen vom Patriarchat. Um zwischenmenschliche Beziehungen und die Konflikte, die sich daraus ergeben. Konflikte innerhalb einer Familie und Konflikte, die ihre eigene Geschichte haben – beginnend in der Kindheit von Valeries Großmüttern. Immer wieder gibt die Autorin Rückblicke in deren Leben und erschafft damit ein intergenerationelles Frauenportrait. Seite für Seite verbinden sich die Leben, die Frauen und die Traumata. Und am Ende bleibt die Frage: Kann man der eigenen Familiengeschichte entkommen?

„Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist ein bitter-böser und traurig-schöner Roman. Eine Familiengeschichte, die sich nach und nach öffnet, wie die zarte Knospe einer Blume. Zwischen Pflichtbewusstsein und Selbstliebe entspinnt sich hier ein vielschichtiges und berührendes Rollenbild von Frauen unterschiedlicher Generationen. Von Müttern und Töchter, die gefangen sind in gesellschaftlichen Zuschreibungen. Subjektive Erinnerungen und Wahrnehmungen, die nicht immer das eigene Erlebte widerspiegeln. Felicitas Prokopetz wechselt in der Erzählperspektive und verbindet die Charaktere über ein Jahrhundert hinweg. Mit sprachlicher Feinheit erkundet sie die Komplexität der Beziehungen und die Rollen der Frau. Einfühlsam, authentisch und unaufgeregt zeichnet sie die verschiedenen Charaktere des Buches und ihre tief verwurzelten Traumata. Die leise und poetische Sprache der Autorin machen dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Ein kluges und fesselndes Buch mit sehr viel Tiefe und Liebe.

Der Roman hatte eine starke Sogwirkung und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Beeindruckt folgt man dem klug gezeichneten Familiengeflecht und lauscht der wunderschönen Sprache. Ganz große Leseempfehlung!

„Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist im Eichborn Verlag erschienen.

Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler 
gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen

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