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Veröffentlicht
am 26.03.2019
MeinungKommentar zum Feminismus

Einfach mal Ja sagen

Veröffentlicht
am 26.03.2019
SVP-Abgeordnete Jasmin Ladurner bezeichnete sich kürzlich als Nicht-Feministin. Unsere Autorin findet es problematisch, wenn Politikerinnen den Begriff „Feministin“ ablehnen.
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Es gibt Dinge, die kann man nur sehr schwer nachvollziehen – selbst dann, wenn man sich noch so viel Mühe gibt. Dazu gehören beispielsweise Eltern, die ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen wollen oder aufgeschnittene Äpfel in Plastikverpackungen. Oder aber: Frauen, die sich bewusst gegen Feminismus aussprechen.

Zur letzteren Kategorie gehört auch SVP-Politikerin und Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner. Zumindest entsteht dieser Eindruck, wenn man ihre Aussagen in einem vor Kurzem auf salto.bz veröffentlichten Interview liest. Die 25-Jährige Partschinserin wurde gefragt, ob es denn mehr Frauenpower in Südtirol brauche. Die Antwort wäre ganz einfach gewesen: ein lautes und bestimmtes „Ja“. Doch das kam nicht. Stattdessen sprach Ladurner davon, dass sie Frauenpower super fände, von einem Miteinander von Männern und Frauen, von Rollenbildern und Frauenquoten. Nur um etwas später hinzuzufügen: „Ich bezeichne mich dezidiert als Nicht-Feministin“.

Mit dieser Haltung steht Ladurner nicht alleine. Auch andere Politikerinnen haben so ihre Probleme mit dem Feminismus-Begriff. So geriet sogar die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Stottern, als sie vor zwei Jahren auf einem Podium neben Ivanka Trump und IWF-Chefin Christine Lagarde gefragt wurde, ob sie sich als Feministin bezeichnen würde. Merkels Antwort: sehr pragmatisch und durchdacht. Zu einem „Ja“ konnte sie sich dennoch nicht durchringen.

Indem sich Politikerinnen offen gegen den Begriff „Feministin“ aussprechen, verschenken sie viele Chancen, gerade die etwas weniger privilegierten Frauen zu ermutigen, sich selbst privat sowie beruflich zu verwirklichen.

Müssen sich alle Frauen offen zum Feminismus bekennen? Nein, müssen sie nicht. Aber gerade Frauen in der Politik sollten sich ein paar Dinge bewusst sein, wenn sie sich als „Nicht-Feministinnen“ bezeichnen. Denn sie selbst stammen in vielen Fällen aus einem privilegierten Umfeld. Sie haben studiert, verdienen gut und haben die ungleiche Behandlung zwischen den Geschlechtern oft viel weniger gespürt als andere Frauen. Indem sie sich offen gegen den Begriff „Feministin“ aussprechen, verschenken sie viele Chancen, gerade die etwas weniger privilegierten Frauen zu ermutigen, sich selbst privat sowie beruflich zu verwirklichen.

Außerdem sollten Politikerinnen nicht vergessen, dass ihre eigene politische Karriere auf den Errungenschaften feministischer Bewegungen fußt. So ist es gerade einmal 70 Jahre her, dass Frauen in Südtirol zum ersten Mal aktiv an den Landtagswahlen teilnehmen durften. 16 Jahre später zogen die ersten Landesrätinnen in den Landtag ein. Heute ist weniger als ein Drittel der Südtiroler Landtagsabgeordneten weiblich. Wegen der Frauenbewegungen der Siebziger- und Achtzigerjahre können Frauen heute reisen, wohin sie wollen. Sie können schlafen, mit wem sie wollen. Statt sich sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen gefallen zu lassen, werden diese zur Anzeige gebracht und bestraft. Frauen haben heute das Recht selbst zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder sie haben wollen. Sie können die Schule besuchen, studieren und arbeiten. Zumindest sieht es unsere Gesetzeslage so vor.

Doch gerade in Zeiten, wo in Europa wieder die „starken Männer“ an der Macht sind; wo nicht nur in Ungarn und Polen, sondern auch in anderen Ländern wie Italien und Deutschland die Debatte um die Abtreibung neu geführt wird; in Zeiten, wo Frauen noch immer viel zu wenig verdienen und Männer in den Chefetagen sitzen; in denen Medien fast täglich über #metoo und als „Familiendramen“ verharmloste Frauenmorde berichten; gerade in diesen Zeiten würde es gut tun, wenn Politikerinnen auf bestimmte Fragen einfach einmal mit „Ja“ antworten könnten.

von Irina Angerer

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