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Hansi Klein
Veröffentlicht
am 15.10.2013
MeinungSchicksalsjahr der Schwammelpartei

Angriff aus dem Netz

Veröffentlicht
am 15.10.2013
Nachdem Jungmayer im Netz einen gewissen Hansi Klein und dessen Offenbarungen zur Schwammelpartei entdeckt, braucht er eine Auszeit.
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Als der Agenturchef die Augen öffnete, hatte er noch das Bild der Stiefel von Walter Vorlackner im Kopf. Hellbeige und alles eine Mähne. Jungmayer war verblüfft, dass sie ihm vorher gar nicht aufgefallen waren.

Mit den Stiefeln kam der Gedanke an die haarige Situation am Vorabend wieder. Der Agenturchef schloss nochmal die Augen und hoffte wie ein Vierjähriger, dass damit die böse Wirklichkeit verschwand. Am liebsten wäre ihm, die Sache mit dem Dossier wäre ungeschehen. Denn dieses war im Tumult nach seiner Landung auf der Chefsekretärin der Schwammelpartei verschwunden. Irgendwie schien es dem Musiker aus der Hand und direkt ins Publikum geflogen zu sein.

Ein Tag im Bett bleiben, dachte Jugmayer und griff nach seinem Tablet-Gerät. Es war höchste Zeit, mal in den sozialen Medien nach dem Rechten zu sehen. Da posteten Kandidaten Bilder von nicht gerade vorteilhaften Gesangseinlagen in Südtiroler Ortschaften, die so klein waren, dass man sie mit Google Maps nicht anzeigen konnte. Trotzdem schien es Veranstaltungen zu geben, bei denen mehr Zuschauer als Kandidaten anwesend waren. Jungmayer hatte schon Angst, sich bei seinem Sprung auf die Bühne akutes Parkinson eingehandelt zu haben, weil sein Kopf permanent eine kurze Hin- und Her-Bewegung machte, während er sich den ganzen Online-Bockmist der Kandidaten der Reihe nach ansah. Wo haben die bloß alle ihre Berater her?, dachte der Agenturchef.

Nach weiteren Minuten des Kopfschüttelns stolperte Jungmayer klickend auf eine Gruppe mit dem Titel „Blüten des Südtiroler Wahlk(r)ampfs". Wer hätte das gedacht? Dieses lustige Völkchen, das allen Ernstes Flüsse nach Genitalumschreibungen benannte, hatte sowas wie Selbstironie. Auch wenn sich die Ironie nur auf Politiker bezog. Trotzdem: Jungmayer blieb gerührt und vergaß den Eisack dabei wieder. Jedenfalls waren die Postings dieser Gruppe äußerst amüsant. Das hellte den Katermorgen des Agenturchefs auf.

Wer zum Teufel ist Hansi Klein?

Plötzlich kam es ihm beim Scrollen so vor, seinen eigenen Namen gelesen zu haben. Er streifte wieder schnell nach oben und fand die Stelle wieder. Da jammerte ein gewisser Hansi Klein, dass er sich Woche für Woche abmühe und im Online-Fußfetisch-Magazin die wahre Geschichte des Wahlkampfs preisgebe. Die wahre Geschichte des Harry Jungmayer. Und anscheinend gebe es da viele Leser, die sich aber kaum getrauen „Gefällt mir" zu klicken. Dieser Hansi Klein ging sogar so weit, dass er seinen Lesern drohte, die Serie einzustellen, sollte es da nicht bald ein Bekennerschreiben der Fangemeinde an hansi.klein.st@gmail.com geben. Vor allem von den vielen heimlichen Fans innerhalb der Schwammelpartei.

Jungmayer hatte für einige Momente ein massives kognitives Problem. Das hier kann nur ein Fehler in der Matrix sein, das glaube ich jetzt nicht, das geht nicht zamm. Scheiß Alkohol und Scheiß Walter mit seinen – wie nannte er die? Norrete Schwammeln. NIE WIEDER!, schwor Jungmayer.

Seine Gedanken kreisten nur um die eine Frage: Was, wenn dieser Hansi Klein das Dossier in die Hände bekommen hat? Nach einigen Minuten schien sein Gehirn wieder einigermaßen zu funktionieren und sagte ihm: Du musst für ein paar Tage raus aus diesem Südtirol. Leicht panisch packte er seine Sachen zusammen und floh regelrecht heim ins Vaterland.

Und tatsächlich tat es gut, für eine Woche in seinem schicken, stylischen Agenturbüro zu sitzen und einem Mitarbeiter nach dem anderen, seine unglaublichen Erlebnisse lang und ausgeschmückt zu erzählen. Nach fünf Tagen schien die Gesprächstherapie zu greifen und er kam nicht umhin, allen Kollegen mitzuteilen, dass er wohl wieder hin müsse. „Ohne mich kriegen die das einfach nicht auf die Reihe", so seine kurze, in den Kampf zwingende, schicksalhafte Conclusio.


Zurück aus dem Urlaub, zurück im Chaos

Als Jungmayer Richtung Brenner kam, kehrte sogar seine positive Grundhaltung wieder und er begann darüber nachzudenken, wie man in der Endphase den feschen Kronprinzen in ein positives, unverkrampftes Licht rücken könnte. Plakate schienen ihm hierzu die beste Option. Er dachte schon an alle möglichen lässigen sportlich-eleganten Outfits, in die man den Spitzenkandidaten stecken könnte und dazu eine klare Vision für dieses Land. Etwas, das richtig pfeift.

Genau jetzt quietschten die Reifen seines Wagens laut, weil er ihn von 90 km/h auf Stillstand brachte. Hinter ihm schien es ein quietschendes Echo zu geben und dann einen lauten Rums. Es schob Jungmayer kurz in Richtung Windschutzscheibe. Wobei sein Blick immer auf diesem Plakat vor ihm am Straßenrand geheftet blieb.


Sie hatten es wieder getan, in seiner Abwesenheit. „Dieser verdammte Dünnbrettbohrer von einem Lokal-Werbefuzzy, dieser Halbgebildete!" Zu seinem lauten Fluchen gesellte sich nun weiteres Gepolter aus dem Wagen hinter ihm dazu. Jungmayer stieg aus und ging an das hintere Ende seines arg zerbeulten Wagens. Aus dem ihm aufgefahrenen Wagen stieg ein kleinwüchsiger Italiener aus, der dauernd in schlechtem Deutsch seine Katze rief. Das arme Tier hatte nicht mal einen Namen. Schließlich drehte er sich zu Jungmayer hin und sagte im halbweinerlichen Ton: „Isse Neues Wagen".

„Genau!", sagte der Agenturchef resignierend, „Isse Scheiße Slogan!"

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