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Das Jahr 2050 scheint weit entfernt zu sein, aber es ist näher als man denkt. Wie wird es tatsächlich aussehen? Niemand kann es genau vorhersagen, aber wir wissen, dass uns große Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten erwarten. Die Wichtigsten stellen meiner Meinung nach der Klimawandel, die unkontrollierte Migration, die technologischen Neuerungen, insbesondere die künstliche Intelligenz, sowie die Angriffe auf die liberale Demokratie und unsere persönlichen Freiheiten dar.
Ich werde versuchen, der Reihe nach vorzugehen: Heute durchläuft die globale Welt eine große Instabilitätsphase. Kriege, nicht nur militärische Konflikte, sondern auch wirtschaftliche Konfrontationen, wie zum Beispiel der Streit um Handelstarife, schaffen ein Klima höchster Anspannung. Es gibt viel Unsicherheit und daher wenig Vertrauen in die Zukunft. Ich glaube, dass der alte Kontinent diese historische Chance nutzen sollte, um wieder Protagonist zu werden. Ich erwarte mir ein solidarischeres und weniger bürokratisches Europa. Wir selbst müssen an das „Neue Europa-Projekt“ glauben. Zu oft neigen wir dazu, unseren „eigenen Garten“ zu pflegen, wie etwa der besorgniserregende Zuwachs der populistischen Bewegungen zeigt. Ein starkes Europa muss seine Werte verteidigen und mehr zusammenrücken, um als Vorbild für den gesamten Globus zu gelten. Die jungen Generationen müssen den europäischen Geist leben und europäisch denken.
Um die Führungsrolle auf internationaler Ebene wahrzunehmen, ist es unerlässlich, intensiv in Technologie zu investieren, insbesondere in die künstliche Intelligenz, die sich stärker in das tägliche Leben integrieren sollte, um die Effizienz und Produktivität in allen Wirtschaftssektoren zu verbessern.
Um die Führungsrolle auf internationaler Ebene wahrzunehmen, ist es unerlässlich, intensiv in Technologie zu investieren, insbesondere in die künstliche Intelligenz, die sich stärker in das tägliche Leben integrieren sollte, um die Effizienz und Produktivität in allen Wirtschaftssektoren zu verbessern. Laut EUROSTAT haben nur acht Prozent der europäischen Unternehmen mit zehn oder mehr Mitarbeitern im Jahr 2023 die künstliche Intelligenz für ihre Aktivitäten genutzt. Ich finde daher die Initiative „Invest-AI“ der EU extrem wichtig, welche 200 Milliarden Euro für Investitionen in die künstliche Intelligenz bereitstellt. Diese „Intelligenz“ sollte genutzt werden, um die Produktionsprozesse zu beschleunigen und zu verbessern. Dies wird für die kleinen und mittleren Unternehmen, die das Wirtschaftsleben Italiens prägen, von grundlegender Bedeutung sein.
Im Jahr 2050 wird die Welt völlig anders sein als heute. Die Technologie wird sämtliche Aspekte unseres Lebens verändert haben, von intelligenten Häusern bis hin zu „Smart Cities“. Die künstliche Intelligenz wird allgegenwärtig und in jeden Sektor integriert sein, von der Industrie bis zur Medizin. Die Städte müssen nachhaltiger geplant werden, mit großen Grünflächen und effizienten Abfallmanagementsystemen. Elektrofahrzeuge und autonome Fahrzeuge stellen in Zukunft die Norm dar und die Umweltverschmutzung ist zu reduzieren und die Verkehrssicherheit zu verbessern. Erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind werden die Hauptenergiequelle darstellen.
Die Medizin wird dank künstlicher Intelligenz und genetischer Datenanalyse personalisiert werden. Roboter werden in unserem Leben präsenter sein, sowohl im Haushalt als auch in der Industrie. Im Jahr 2050 wird es konstante und universelle Verbindungen geben, und dies dank schneller und zuverlässiger Kommunikationsnetze. Unser Leben sollte sich einfacher, effizienter und nachhaltiger gestalten. Aber es wird auch eine Welt sein, welche neue Fähigkeiten erfordert. Es ist unerlässlich, Technologien zu entwickeln, um eine nachhaltige Verwaltung der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaft langfristig sicherzustellen. Es ist notwendig, die Energiewende umzusetzen, um die Treibhausgasemissionen drastisch zu senken und somit dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Erderwärmung wird zweifellos zu einer starken Migrationsbewegung in Richtung nördlicher Breitengrade führen. Derzeit fehlt ein einheitliches Konzept für den optimalen Umgang mit Migrationsströmen. Mithilfe von Technologie und einer geeigneten Datenbank, die von Unternehmen für den Arbeitsmarkt entwickelt wird, könnte eine geregelte und fair verteilte Migration angestrebt werden. Dies ist sehr wichtig, denn sollte die Migration nicht wirksam gesteuert werden, besteht die Gefahr dass sich die sozialen Ungleichheiten weiter verschärfen.
In den letzten 14 Jahren ist das Vermögen des reichsten Zehntels der italienischen Haushalte um über sieben Prozentpunkte gestiegen, während jenes der ärmsten 50 % um fast einen Prozentpunkt gesunken ist.
Laut EUROSTAT verfügt die Provinz Bozen über eine relativ ausgewogene Einkommensverteilung und gilt als jene Region mit der „gerechtesten“ Verteilung in Italien: die höchsten Einkommen sind viermal so hoch wie die niedrigsten. Auf nationaler Ebene ist der Trend jedoch besorgniserregend. In den letzten 14 Jahren ist das Vermögen des reichsten Zehntels der italienischen Haushalte um über sieben Prozentpunkte gestiegen, während jenes der ärmsten 50 Prozent um fast einen Prozentpunkt gesunken ist (Quelle: OXFAM). Das vorrangige Ziel muss also darin bestehen, die beschriebene Tendenz umzukehren – auch, um nicht Gefahr zu laufen, in eine Autokratie oder Oligarchie abzugleiten, in der nur die Wohlhabenden das „Sagen“ haben. Weniger Ungleichheit führt zu weniger Diskriminierung.
Die Welt wird sich in den kommenden Jahren tiefgreifend verändern. Meine Hoffnung und mein Wunsch sind, dass Europa diesen Wandel als aktiver Gestalter erlebt. Als erstes Ziel muss der Klimawandel eingedämmt werden, ohne jedoch die wirtschaftliche Effizienz und die Produktionsprozesse zu gefährden. Die technologische Revolution wird eine tiefgreifende Veränderung auf dem Arbeitsmarkt zur Folge haben und neue, heute noch unbekannte Berufe hervorbringen. Die künstliche Intelligenz sollte als Chance genutzt werden, um mit anderen Ländern Schritt zu halten und der demografischen Entwicklung erfolgreich zu begegnen. Europa wird zwangsläufig multikultureller werden und sollte als Vorbild für Frieden und Inklusion gelten. Meine Vision für das Jahr 2050 sieht den europäischen Traum verwirklicht. Der Weg dieses Ziel zu erreichen ist jedoch sehr steinig.
Die künftigen Generationen müssen den Geist des alten Kontinents erkennen und verkörpern. Auch in unserem Land ist der Blick heute oft noch zu engstirnig. Eine Erweiterung der Perspektive bedeutet nicht, lokale Traditionen und Bräuche aufzugeben, sondern ein neues, großes europäisches Kulturzentrum zu schaffen.
Wie das Jahr 2050 genau aussehen wird, weiß ich nicht, doch ich hoffe ein Europa vorzufinden, das sowohl in der technologischen Herausforderung als auch auf humanitärer Ebene eine führende Rolle einnimmt.
Genau vor 25 Jahren wurde in Nizza die Charta der Grundrechte der Europäischen Union proklamiert, die mit dem Vertrag von Lissabon am 1. Dezember 2009 in Kraft getreten ist. Dieses Dokument unterstreicht die Ideale auf denen die Europäische Union beruht: der universelle Wert der Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die einen Raum der Freiheit, Sicherheit und des Rechts für die Bürger schaffen – auf der Grundlage von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Genau diese Grundpfeiler muss Europa pflegen und seine Führungsrolle bewahren, um eine bessere Zukunft für seine Bürger:innen zu gewährleisten.
Wie das Jahr 2050 genau aussehen wird, weiß ich nicht, doch ich hoffe ein Europa vorzufinden, das sowohl in der technologischen Herausforderung als auch auf humanitärer Ebene eine führende Rolle einnimmt. Ein geeintes Europa, das kohärente und koordinierte Politiken entwickelt, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen. Ein Europa, das Barrieren abbaut – ganz nach dem Motto: „In Vielfalt geeint“.
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