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Das Großziehen eines Kindes glich einem Bergaufstieg, mit aller Kraft hatte ich meine Tochter hochgehievt.
S. 113Eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer, ein Haus, eine Mutter und ihre Tochter. Die eine hat ihr Leben hier verbracht, die andere wollte hinaus in die Welt, voller Idealismus und Tatendrang. Doch plötzlich ist sie zurück. Annett, Ende vierzig, holt ihre Tochter Linn nach einem Kreislaufzusammenbruch nach Hause, ans Meer, nahe Husum. Aus einem kurzen Besuch werden Wochen, dann Monate. Die junge Frau, die sich in Wäldern für den Umweltschutz eingesetzt hat, ist erschöpft, ausgebrannt, verloren. Ihre Mutter, die sie immer als kraftvoll und zielstrebig gesehen hat, erkennt sie kaum wieder. Was ist geschehen? Wie kann sie helfen? Und was bedeutet es, für jemanden da zu sein, die vielleicht selbst nicht weiß, was sie braucht?
Man taucht in dieses Damals ein, nach einiger Zeit kehrt man in die Gegenwart zurück, man hat seine Sehnsucht gestillt, seine Erinnerungen aufgefrischt, den Blick auf das Vergangene geschärft, vielleicht etwas Aufschlussreiches oder Interessantes beobachtet, etwas, das man vorher noch nicht gesehen oder verstanden hatte. Man nimmt etwas Neues mit.
S. 220Im neuen Roman „Halbinsel“ von Kristine Bilkau geht es um die fragile Beziehung zwischen Mutter und Tochter, um die feinen Risse, die über Jahre gewachsen sind, und um das, was sie doch immer verbindet: die Liebe zwischen Mutter und Tochter. Es ist eine Geschichte über Zuversicht und die Suche nach Sinn, über das Gefühl, den eigenen Platz in der Welt nicht zu finden, über die Last der Verantwortung und den Wunsch, etwas zu verändern. Kristine Bilkau beschreibt einfühlsam und mit zarter Ruhe über die Fluten des Lebens – Selbstzweifel, Verlust und Ängste. Es geht um Nähe und Abstand. Um Liebe, Annäherung und Freundschaft. Hoffnung und Vertrauen. Es ist ein leiser, eindringlicher Roman über die Herausforderungen unserer Zeit: den Druck, Sinn im Leben zu finden, die Erschöpfung einer Generation zwischen Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher Verantwortung. Gleichzeitig erzählt er davon, wie man Kinder auf eine ungewisse Zukunft vorbereitet, wie man über die Welt spricht, wenn sie von Krisen geprägt ist, und wie Eltern und Kinder sich im Erwachsenenalter neu begegnen.
Es ist erstaunlich, was man sich innerhalb kurzer Zeit alles vorstellen kann. Eine Minute genügt.
S. 56Kristine Bilkau erzählt mit ruhiger Intensität, mit einer Sprache, die sanft ist und doch kraftvoll, die zwischen den Zeilen viel Raum für das Unausgesprochene lässt. „Halbinsel“ ist ein Roman voller Sehnsucht und Nachdenklichkeit, voller Liebe, die sich manchmal schwer in Worte fassen lässt. Eine berührende Geschichte über das, was uns verbindet – und das, was uns trennt. Ein stilles und schönes Buch. Wie das ruhige Wasser um eine Halbinsel spiegelt die Geschichte sanft die Strömungen des Lebens, ein Moment des Innehaltens und des langsamen Verstehens. Die Geschichte fließt in sanften Wellen, die behutsam die Tiefen des Lebens ergründen – ein leiser Augenblick des Loslassens und des Ankommens.
Kristine Bilkau hat mit ihrem Roman den Buchpreis der Leipziger Buchmesse gewonnen. „Halbinsel“ ist im Luchterhand Literaturverlag erschienen.
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