BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
BARFUSS LogoSüdtiroler Onlinemagazin

Support Barfuss

Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus

BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
Veröffentlicht
am 16.08.2017
LeuteLama-Trekking durch die Alpen

Wandern mit Lama

Veröffentlicht
am 16.08.2017
Walter Mair führt Touristen auf Trekking-Touren durch die Alpen. Immer mit dabei: seine Lamas.
Damit BARFUSS weiterhin hinterfragen, aufklären, erzählen und berühren kann, brauchen wir DEINE Unterstützung!
Werde Teil unserer Community.
Teile unsere Story
(3) Unterwegs.jpg

„Wenn es ihm zu viel wird, legt es sich einfach hin. Basta!“

Walter Mair

Steht ein Lama an einer Grödner Bushaltestelle und guckt in die Luft: Was wie ein Witz beginnt, ist der Beginn eines ungewöhnlichen Abenteuers. Sieben Lamas grasen vor dem Gasthof Samoa in St. Jakob. Bald werden sie mit einer Gruppe Touristen Richtung Puez Geisler aufbrechen. Auf schmalen Pfaden und mit prall gefüllten Satteltaschen sind sie drei Tage lang unterwegs. Trekking liegt den südamerikanischen Hochlandtieren im Blut. Für die Wanderer wird die anstehende Tour hingegen eine Herausforderung – und das nicht nur konditionell.  

„Ein Lama geht seinen eigenen Rhythmus. Da kann es sein Führer noch so sehr antreiben. Wenn es ihm zu viel wird, legt es sich einfach hin. Basta! Und dann hat man ein Problem“, erklärt Walter Mair und grinst. Er ist Lamazüchter und der Leiter der Karawane. Man müsse auf das Tier eingehen, das man führt, sich darum kümmern, es respektieren. Dann folge es auch ohne Zögern den Anweisungen.

Walter Mair beim Satteln der Lamas.

Vor über zwanzig Jahren hat Walter Mair vom Kaserhof am Ritten mit der Lamazucht begonnen. Anfangs wurde er dafür belächelt, doch er war schon immer einer, der gegen den Strom schwamm. Heute ist die Zucht des Rittners mit weit mehr als hundert Lamas und Alpakas die größte Italiens – und eine der renommiertesten Europas. Vom Model-Lama für den Samsung Werbespot bis hin zum Alpaka mit der schönsten Wolle ist alles dabei. Neben der Zucht hat es Walter Mair vor allem das abenteuerliche „Unterwegssein“ mit den Tieren angetan – das Lama-Trekking.

„Diesen Sommer waren wir bereits auf dem Rittner Horn in den Ötztaler Alpen und auf der Seiser Alm unterwegs“, erzählt der Rittner. Auch die Gletscherüberquerung des Similauns und eine Tour zu Südtirols höchstgelegenster Schutzhütte, dem Becherhaus, zählen zu seinen Touren.

An diesem Tag geht es gemächlich los. Sieben Hengste, die kecke Namen wie Buffon de Oro, Luigi, Ciro, Rajan, Levin, Tiento oder Shaqiri de Oro tragen, setzen sich in Bewegung. Um die zwanzig Kilogramm trägt jedes der Tiere für seinen Begleiter den Berg hoch. Trotz ihrer beeindruckend massigen Gestalt lassen sie sich entspannt am Zügel führen und von Passanten streicheln. Sofort ist klar: Mit einem Lama an der Seite ist man der Star in den Alpen.

Mit einem Lama an der Seite ist man der Star in den Alpen.


„In Europa werden Lamas und Alpakas eigentlich nur von Liebhabern gehalten.“

Walter Mair

„Was mich an den Tieren so begeistert, ist ihre Sanftmut und Eleganz. Und ihre Sauberkeit!“, erklärt Bildhauermeister Paul Moroder, der die vorbeiziehende Lama-Karawane begrüßt. Auch auf seiner Weide grasen einige Lamastuten – und drei Nandus. „Das sind südamerikanische Laufvögel, die 800 Gramm schwere Spiegeleier legen“, erklärt er.

Walter kennt die Lamazüchter in Südtirol. Und er kennt den Namen jedes Lama- und Alpaka-Fohlens, das er je verkauft hat. „In Europa werden Lamas und Alpakas eigentlich nur von Liebhabern gehalten. Nicht wegen ihres Fleisches oder ihrer Wolle. Die 60 bis 70 Fohlen, die wir jährlich am Kaserhof großziehen, verkaufen wir deshalb nur an Bauern und Privatpersonen, die unsere Faszination für die Tiere teilen“, erklärt er und stapft der Karawane voraus den Berg hoch.

Paul Moroder und seine Nandus.

Im warmen Nachmittagslicht trifft die Karawane schließlich auf Jos Demez. Der Alpakazüchter aus St. Christina begrüßt die Gesellschaft in seiner kleinen Almhütte und feuert den Grill an. Geschlafen wird auf einer luxuriösen Luftmatratze unterm Sternenhimmel in der „Schupfe“, also der Scheune im Heu, oder aber in gemütlichen Stockbetten. Hartgesottene Lama-Fans können direkt auf der Weide neben den grasenden Lasttieren nächtigen – im Mondlicht und zu den Oldies aus Jos’ Stereoanlage.

Nach einem Kneipplauf im nassen Gras und einem Frühstück geht es morgens gegen 9 Uhr wieder los. Müde Geister werden schnell munter auf Walters Trekkingtouren. Der Karawanenführer ist ein Meister der Unterhaltung. Lamas und Wanderer ziehen an der Regensburger Hütte vorbei und bewegen sich entlang der Gipfel der Geisler. Auf schmalen Wegen geht es das Cirjoch hoch und über die Mondlandschaft Richtung Puez Hütte. Trittsicher und ohne zu zögern suchen sich die Lasttiere entlang des Kamms ihren Weg. Auch von plötzlich aufziehenden dunklen Regenwolken lassen sie sich nicht irritieren.

Hartgesottene Lama-Fans können direkt auf der Weide neben den grasenden Lasttieren nächtigen.

Einmal tief durchatmen, dreimal wiederkäuen.

Sicher im „Rifugio“ angekommen, trennt die Wandertruppe nur noch eine Nacht vom Sonnenaufgang auf der 2.918 Meter hohen Puezspitze. Das ist der Moment, in dem sich nicht nur schwindelfreie Lamas wie die Könige der Berge fühlen, sondern auch ihre Begleiter.

Mit ihrem sanftmütigen Charakter lehren die Tiere vom Kaserhof die Wanderer nicht nur Achtsamkeit, sondern vor allem Gelassenheit. Egal wie hoch die Sonne steht, wie steil der Weg ist oder wie viele aufgeregte Wanderer die Karawane umringen – die Grundeinstellung lautet: Take it easy. Oder in anderen Worten: Einmal tief durchatmen, dreimal wiederkäuen und die meisten Probleme lösen sich von selbst.

Anna Mayr

Dienste

  • News
  • Wetter
  • Verkehrsbericht

BARFUSS


Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support

© 2023 SuTi GmbH
© 2023 SuTi GmbH . Rennstallweg 8 . 39012 Meran . MwSt: 02797340219
DatenschutzCookiesImpressum