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Veröffentlicht
am 12.09.2022
Quelle
Extintion Rebellion/red

Klimaaktivisten: “Everyday is a sustainability day!”

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am 12.09.2022
Quelle
Extintion Rebellion/red
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Die Förderung von Initiativen wie den Sustainability Days, mit denen versucht wird, Kooperationsnetze zu schaffen, um die Auswirkungen der Klimakrise zu bewältigen, ist sicherlich sehr wichtig und ein notwendiger Schritt. Die Herausforderung besteht heute allerdings darin, die Projekte und Ideen, die aus diesen Treffen hervorgehen, zu verwirklichen, um so schnell wie möglich Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Die Sustainability Days wollten nicht nur eine “Internationale Plattform für die Regionen der Zukunft” sein, sondern auch eine Sensibilisierungsveranstaltung für die Bevölkerung. Dafür wurden 600.000 Euro aufgewendet, um die Veranstaltung weit über die regionalen und nationalen Grenzen hinaus bekannt zu machen, mit dem Ziel, 10 Millionen Menschen zu erreichen. Es ging nicht nur darum, Menschen zur Veranstaltung selbst zu bringen, sondern die IDM wollte mit dieser Werbung Südtirol als Region des nachhaltigen Konsums positionieren. Wie IDM selbst feststellte: “Es handelt sich um eine konstant wachsende Zielgruppe mit erhöhter Kaufkraft”. Ziel ist es also, noch mehr Touristen und Investoren in ein Land zu locken, in dem der Tourismus bereits eine zentrale Quelle für Treibhausgasemissionen und den Wasser- und Energieverbrauch ist, vor allem in 4- und 5-Sterne-Luxushotels. Sogar die Werbung der Vitalpina Hotels, die jede Sitzung auf den riesigen Bildschirmen der Messe begleitete, schien in dieselbe Richtung zu zielen, und es fällt schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass es sich um Netto-Greenwashing handelt, anstatt um Netto-Null-Treibhausgasemission auf die man abziele.

Auf jeden Fall scheinen die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit, die auch darauf abzielt, die Menschen zur Teilnahme an der Veranstaltung zu mobilisieren, angesichts der oft halbleeren Säle nicht allzu gut funktioniert zu haben. Möglicherweise hätte es denjenigen, die arbeiten müssen, die Teilnahme erleichtert, wenn die Sustainability Days zumindest teilweise am Wochenende stattgefunden hätten. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger war von der Landesregierung durchaus erwünscht, wenngleich die politischen Vertreter selbst – mit wenigen Ausnahmen – nicht häufig anwesend zu sein schienen, außer bei Veranstaltungen, die sie direkt betrafen, wie z.B. die Vorstellung des Klimaplans 2040.

Trotz alledem sind wir als XR der Meinung, dass die Sustainability Days durchaus das Potenzial haben, das Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schärfen und zu einem Forum zu werden, in dem innovative Ideen und neue Ansätze ausgetauscht werden können. Dieses Potenzial könnte besser genutzt werden, wenn die im Bereich der Nachhaltigkeit tätigen Organisationen stärker einbezogen würden und bereits in der Planungsphase der Veranstaltung einen Beitrag leisten könnten (nicht nur durch Vorschläge für Nebenveranstaltungen, für die nicht einmal Mittel bereitgestellt werden). Die Kritik an den fehlenden Mitteln wurde allerdings wahrgenommen, und der Landeshauptmann kündigte an, dass dies im nächsten Jahr geändert werden würde.

Schließlich begrüßen wir die Auswahl der Redner*innen, darunter auch Stimmen, die das derzeitige Wirtschaftssystem, d.h. den neoliberalen Kapitalismus, kritisieren, und Befürworter verschiedener Ansätze wie zum Beispiel der “Doughnut-Ökonomie”, die darauf abzielt, die Einhaltung verschiedener planetarischer Grenzwerte, nicht nur, aber auch der Treibhausgasemissionen, zu messen und zu garantieren und gleichzeitig suffiziente Lebensstandards für alle zu gewährleisten.

Auch Aktivist*innen kamen zu Wort, z.B. Gail Bradbrook, Mitbegründerin von Extinction Rebellion, aber auch lokale Stimmen von Fridays for Future, Climate Action South Tyrol und anderen. Ein authentischer Diskurs über unsere Zukunft erfordert eine Vielfalt von Perspektiven jenseits des Status quo, der – natürlich auch auf den Sustainability Days breit vertreten – für die dramatische Situation, in der wir uns immer noch befinden, verantwortlich ist und nun die Idee des “grünen Wachstums” verkaufen will, obwohl es bis heute an empirischen und wissenschaftlichen Belegen dafür fehlt, dass wir Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppeln können.

Einigen guten Eindrücken, die die Veranstaltung hinterlassen hat, stehen einige “harte Fakten” gegenüber, die nichts Gutes verheißen.

Trentino-Südtirol schützt die Ökosysteme unserer Alpen nicht, sondern hält im Gegenteil den absoluten Rekord beim Anstieg des Bodenverbrauchs in den Gebirgsregionen im Jahr 2019. Trotz des europäischen Ziels, keinen zusätzlichen Boden zu verbrauchen, wurden in Südtirol über 50 Hektar Boden mehr verbraucht als im Jahr 2018. Und auch im letzten Jahr ist der Bodenverbrauch um dieselbe Größenordnung weiter angestiegen. Die Provinz fördert weiterhin die wirtschaftliche Attraktivität von Skianlagen durch die Finanzierung von Beschneiungsanlagen, auch dort, wo kaum Schnee fällt. In der Stadt hingegen wird eine hemmungslose Bauspekulation durch den Unternehmer Benko betrieben, der auch den Virgl oberhalb von Bozen zementieren will. Müssen wir im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina mit einer weiteren Verschandelung des Berggebiets durch neue Infrastrukturen rechnen? Mit unseren swarming-Aktionen auf den verkehrsreichsten Straßen Bozens und den Sitzstreiks vor der Messe wollten wir unsere Besorgnis gegenüber den Bürgern und der Provinz zum Ausdruck bringen.

Als XR fragen wir: Ist es möglich, gesellschaftliche Kipp-Punkte auszulösen, die eine schnelle Umsetzung von Klima- und Umweltmaßnahmen zur Folge haben? Wir glauben, dass man sich massenhaft den Klimabewegungen anschließen und gewaltfreien zivilen Ungehorsam leisten müsste, um einen echten Wendepunkt zu erreichen. Wie Gail Bradbrook erklärte, ist ziviler Ungehorsam eine Form des Protests, die traditionell eingesetzt wird, um ungerechte Gesetze oder Situationen anzufechten; für uns ist ziviler Ungehorsam ein wirksames Mittel, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen und dazu beizutragen, die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand, ins Rampenlicht zu rücken. Es reicht nicht aus, das Verhalten des Einzelnen zu ändern, um den Klimakollaps aufzuhalten, wenn es nicht gleichzeitig öffentliche Maßnahmen gibt, die dies tun.

Quelle: Extintion Rebellion/red

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