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Im Sommer 1947, aber auch schon während des zweiten Weltkriegs, flüchteten tausende jüdische Frauen, Kinder und Männer nachts heimlich über den Krimmler Tauern Pass von Österreich nach Südtirol. Die meisten von ihnen stammten aus Osteuropa und versuchten, heimatlos und verfolgt, über Italien nach Palästina zu gelangen. Heute, 75 Jahre später, erinnern sieben Friedensgedenktafeln zwischen Krimml und Kasern an das harte Los der Flüchtenden. Genau diesem Weg folgen seit 2007 jeden Sommer mehrere hundert Menschen in Gedenken an den jüdischen Exodus und an alle Menschen, die aufgrund von Krieg, Gewalt, Ausgrenzung und Klimakatastrophen ihre Heimat verlassen müssen. Am Sonntag, 3. Juli, hat das Team der Straßenzeitung zebra. und der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt an der heurigen Gedenkwanderung, organisiert vom österreichischen Verein „Alpine Peace Crossing“ (APC), teilgenommen, um auf die Aktualität des Themas auch für Südtirol aufmerksam zu machen.
Von Kasern aus wanderte das OEW- und zebra.Team der von österreichischer Seite kommenden Gruppe entgegen und traf sie beim Grenzübergang auf dem Krimmler Tauern. Nach dem gemeinsamen Rückweg nach Kasern erzählte zebra.Sozialarbeiterin Patrizia Insam von der Bedeutung der Initiative für das Straßenzeitungsprojekt: „Die Gedenkwanderung hat für uns als Sozialprojekt eine symbolische Bedeutung. Wir arbeiten zum Großteil mit Menschen zusammen, die selbst Fluchterfahrungen gemacht haben. Als Asyl-Antragssteller*innen stoßen sie in Südtirol oft auf große bürokratische Hindernisse und haben mit Vorurteilen innerhalb der Gesellschaft zu kämpfen. Das APC-Gedenkwanderung ist in dieser Hinsicht, genauso wie zebra., ein Ausdruck von Solidarität und ermöglicht die so dringend nötige Begegnung.“
So schaffte es beispielsweise auch zebra.Verkäufer Bryand Capri mit dem zebra.Team bis auf den Krimmler Tauern Pass. Er verkauft seit fünf Jahren die Straßenzeitung in Südtirol und musste vor Jahren aufgrund der unsicheren Lebensumstände sein Heimatland Venezuela verlassen. Nach seiner Ankunft in Italien lebte er in Südtirol einige Zeit auf der Straße, erhielt dann kurzzeitig Anstellungen als Putzfachkraft und Altenpfleger. Mithilfe von zebra. beginnt er im Herbst eine Ausbildung zum Krankenpfleger, um seine Arbeitschancen zu erhöhen. Auch seine Geschichte erschien in einer vergangenen Ausgabe der Straßenzeitung in der Rubrik „Io vendo“. Dort wird, wie auch in der am 11. Juli erscheinenden Sommerdoppel-Ausgabe der Straßenzeitung, jeden Monat eine Verkäufer*innen-Geschichte vorgestellt.
Alessio Giordano, zebra.Redakteur, betonte beim Austausch in Kasern nach der Grenzwanderung: „Noch immer stellt die Grenze zwischen Italien und Österreich einen entscheidenden Knotenpunkt im Hinblick auf die erzwungene Migration in Europa dar. Derzeit sind laut UNHCR erstmals mehr als 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Mit unserer Teilnahme am Alpine Peace Crossing wollen wir die Aufmerksamkeit auf das lenken, was weiterhin vor den Toren unseres Kontinents und in Transitländern wie der Türkei, Niger und Bosnien geschieht.“
In Kasern präsentierte das zebra.Team den Wanderer*innen auch die zebra.Ausstellung „Königskinder“. Bildhaft werden 12 Geschichten in den Fokus gerückt, die Eltern mit und ohne Migrationshintergrund in Südtirol ihren Kindern erzählen.
Das Alpine Peace Crossing war für das zebra.Team somit nicht nur eine besondere Form der Erinnerung an die NS-Zeit und den antisemitischen Rassismus. Die Initiative lud auch alle Mitwandernden dazu ein, die Konstruktion von Grenzen und die systematische Ausgrenzung von Menschen innerhalb und außerhalb dieser zu hinterfragen.
Ein spezieller Dank gilt dabei dem langjährigen Unterstützer des Alpine Peace Crossings Alois Steger, der das zebra.Team zur Gedenkwanderung eingeladen hat und dem Straßenzeitungsprojekt 1.000 Euro für zebra.Verkäufer*innen in Notsituationen spendete.
Quelle: oew/redSupport BARFUSS!
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