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Veröffentlicht
am 08.06.2022
Quelle
Claudiana/red

COPSY2: Zunahme psychischer Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen

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am 08.06.2022
Quelle
Claudiana/red
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,COPSY’ steht für COrona und PSYche: An der anonymen Online-Umfrage konnten im März 2022 alle Südtiroler Familien mit mindestens einem schulpflichtigen Kind, das das laufende Schuljahr besucht, teilnehmen. Zählte COPSY1 (Mai/Juni 2021) noch 6.958 teilnehmende Eltern, konnte die Folgestudie COPSY2 (März 2022) 9.171 Eltern als Teilnehmende verbuchen. „Im Vergleich zur COPSY1-Erhebung haben psychosomatische Beschwerden bei Südtirols Jugend zugenommen“, bilanziert Dr. Verena Barbieri, Leiterin der COPSY-Studien und Biostatistikerin am Institut. „Mehr oder weniger gleich geblieben sind Verhaltensstörungen mit Gleichaltrigen und Angstzustände“, ergänzt Barbieri.

Die größten Probleme im Überblick

  • Bei der ersten COPSY-Umfrage 2021 konnte eine pandemiebedingte Verdoppelung von psychischen und psychosomatischen Beschwerden der Kinder und Jugendlichen festgestellt werden. Die zweite Umfrage erlaubt es nun, Rückschlüsse auf die Langzeitfolgen der Pandemie zu ziehen.
  • Psychosomatische Beschwerden haben bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Mit zunehmendem Alter gibt es mehr Probleme dieser Art.
  • Die Doppelbelastung der Eltern (Beruf und Homeschooling) hat sich stark auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt: Hauptsächlich Gereiztheit und schlechte Laune sind laut Eltern und Schüler:innen mindestens einmal pro Woche aufgetreten.
  • Laut Eltern sind Grundschüler am meisten von Gereiztheit und schlechter Laune (54%) betroffen, gefolgt von Nervosität (34%), Einschlafproblemen und Niedergeschlagenheit (29%).
  • Bei Mittelschülern sind Gereiztheit und Einschlafprobleme laut Eltern im Vergleich zur COPSY1-Erhebung 2021 leicht rückläufig, doch Niedergeschlagenheit (von 32,9% auf 36,5%) und Kopfschmerzen (von 29,4% auf 36,5%) wurden vermehrt verzeichnet.
  • Auch bei Oberschüler:innen gab es bei der Niedergeschlagenheit (von 34,5% auf fast 43%) und den Kopfschmerzen (von 28,7% auf 42%) im Gegensatz zum Jahr 2021 deutliche Zunahmen. Die Gereiztheit ist laut Eltern hingegen von 65% im Vorjahr auf 51% zurückgegangen.
  • 17% der Schüler:innen wurden von ihren Eltern als grenzwertig/auffällig in ihrem Verhalten eingestuft, bei der Untersuchung 2021 betrug der Wert noch 21%.
  • Mehr oder minder gleich geblieben – im Vergleich zu 2021 – sind Verhaltensstörungen mit Gleichaltrigen sowie Angstzustände.
  • Verhaltensauffälligkeiten jedweder Art verzeichnen mit zunehmendem Alter der Schüler:innen eine Zunahme, während Angstzustände und emotionale Probleme und Depressionen zunehmen bzw. gleich bleiben.
  • Mädchen sind vor allem von emotionalen Problemen, Angststörungen und Depressionen betroffen, Jungen hingen vor allem von Verhaltensstörungen und Hyperaktivität.
  • Die Lebensqualität, die Hyperaktivität, emotionale Probleme und allgemeine Verhaltensstörungen haben sich im Vergleich zur COPSY1-Erhebung verbessert.

„Familien von Kindern in der ladinischen Schule waren am wenigsten von den psychosozialen Auswirkungen der Pandemie betroffen“, erläutert Studienleiterin Dr. Verena Barbieri. „Auch der Bildungsstand der Eltern zeigte keinen Einfluss. Kinder von Alleinerziehenden waren hingegen sehr stark betroffen, Kinder mit Migrationshintergrund der Eltern vor allem von Verhaltensstörungen. Besonders gelitten haben Kinder, die nicht in Italien geboren wurden. Sie zeigen vor allem Auffälligkeiten bei Angstzuständen und Depressionen. Allerdings muss man hier berücksichtigen, dass sie in der Umfrage keine repräsentative Gruppe darstellen“, analysiert Dr. Barbieri.

Handlungsvorschläge

Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zieht Bilanz: „Klar ist, dass die COVID-19-Pandemie bei bestimmten vulnerablen Bevölkerungsgruppen einen unverhältnismäßig negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern hatte. Studien zeigen, dass dies auch mit eingeschränkten familiären Unterstützungsmöglichkeiten zu tun hatte. Es wird deswegen besonders wichtig sein, davon betroffenen Kindern und Familien jene Hilfe zukommen zu lassen, die sie im Einzelfall benötigen“, stellt Dr. Wiedermann fest. Auch für Dr. Verena Barbieri besteht Handlungsbedarf: „Bildung darf nicht nur zur Aufgabe der Eltern werden, ebenso sind die finanziellen, persönlichen und beruflichen Belastungen der Familien durch die Pandemie deutlich zu Tage getreten. Experten für psychische Probleme sollten den Eltern unkompliziert und zeitnah für ihre Kinder zur Verfügung gestellt werden und in den Schulen sollte die Verantwortung für die Bildung klar übernommen werden. Betreuungsangebote sowie finanzielle und berufliche Entlastungen der Eltern sind wichtige Themen, die jetzt durch die Pandemie doppelt wichtig geworden sind, um den Familien ein geregeltes und normales Leben zu ermöglichen, damit sie nicht unter der Alltagslast zusammenbrechen“, schlussfolgert Dr. Barbieri.

Quelle: Claudiana/red

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