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,COPSY’ steht für COrona und PSYche: An der anonymen Online-Umfrage konnten im März 2022 alle Südtiroler Familien mit mindestens einem schulpflichtigen Kind, das das laufende Schuljahr besucht, teilnehmen. Zählte COPSY1 (Mai/Juni 2021) noch 6.958 teilnehmende Eltern, konnte die Folgestudie COPSY2 (März 2022) 9.171 Eltern als Teilnehmende verbuchen. „Im Vergleich zur COPSY1-Erhebung haben psychosomatische Beschwerden bei Südtirols Jugend zugenommen“, bilanziert Dr. Verena Barbieri, Leiterin der COPSY-Studien und Biostatistikerin am Institut. „Mehr oder weniger gleich geblieben sind Verhaltensstörungen mit Gleichaltrigen und Angstzustände“, ergänzt Barbieri.
Die größten Probleme im Überblick
„Familien von Kindern in der ladinischen Schule waren am wenigsten von den psychosozialen Auswirkungen der Pandemie betroffen“, erläutert Studienleiterin Dr. Verena Barbieri. „Auch der Bildungsstand der Eltern zeigte keinen Einfluss. Kinder von Alleinerziehenden waren hingegen sehr stark betroffen, Kinder mit Migrationshintergrund der Eltern vor allem von Verhaltensstörungen. Besonders gelitten haben Kinder, die nicht in Italien geboren wurden. Sie zeigen vor allem Auffälligkeiten bei Angstzuständen und Depressionen. Allerdings muss man hier berücksichtigen, dass sie in der Umfrage keine repräsentative Gruppe darstellen“, analysiert Dr. Barbieri.
Handlungsvorschläge
Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zieht Bilanz: „Klar ist, dass die COVID-19-Pandemie bei bestimmten vulnerablen Bevölkerungsgruppen einen unverhältnismäßig negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern hatte. Studien zeigen, dass dies auch mit eingeschränkten familiären Unterstützungsmöglichkeiten zu tun hatte. Es wird deswegen besonders wichtig sein, davon betroffenen Kindern und Familien jene Hilfe zukommen zu lassen, die sie im Einzelfall benötigen“, stellt Dr. Wiedermann fest. Auch für Dr. Verena Barbieri besteht Handlungsbedarf: „Bildung darf nicht nur zur Aufgabe der Eltern werden, ebenso sind die finanziellen, persönlichen und beruflichen Belastungen der Familien durch die Pandemie deutlich zu Tage getreten. Experten für psychische Probleme sollten den Eltern unkompliziert und zeitnah für ihre Kinder zur Verfügung gestellt werden und in den Schulen sollte die Verantwortung für die Bildung klar übernommen werden. Betreuungsangebote sowie finanzielle und berufliche Entlastungen der Eltern sind wichtige Themen, die jetzt durch die Pandemie doppelt wichtig geworden sind, um den Familien ein geregeltes und normales Leben zu ermöglichen, damit sie nicht unter der Alltagslast zusammenbrechen“, schlussfolgert Dr. Barbieri.
Quelle: Claudiana/redSupport BARFUSS!
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