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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 14.04.2016
LeuteWebserie Crime Tube

„Etwas Mystisches“

Veröffentlicht
am 14.04.2016
Crime Tube ist Südtirols erste Webserie. Natürlich im Südtiroler Dialekt. Die beiden Schauspieler Andy Hartner und Lissy Pernthaler über ihre Produktion.
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Hinter den Kulissen: Südtirols erste Webserie wird aufwändig produziert.

Karl, ein junger Mönch, landet nach einem Überfall im Krankenhaus. Immer wieder wiederholt er denselben Namen: Chiara. Und so wird die Journalistin Chiara gerufen. Kommissar Erich untersucht den Fall, der sich immer mehr als Netz voller Intrigen und krimineller Machenschaften entpuppt. Und die Kreise ziehen sich bis in die höchsten Gesellschaftsschichten Südtirols.

Karl wird von Andy Hartner gespielt, dem 28-jährigen Eisacktaler, der schon immer Schauspieler werden wollte. Zuerst lernte er aber einen „gscheiden Beruf“, wie es sich seine Eltern wünschten, und besuchte die Hotelfachschule. Danach zog es ihn doch nach Kanada auf die Vancouver Film School. Nach vier Jahren ist er 2014 wieder nach Südtirol zurückgekehrt. Lissy Pernthaler spielt Chiara. Die 32-jährige gebürtige Kaltererin ist nach elf Jahren Berlin wieder zu ihren Weinhängen und Bergen, zwischen denen sie aufgewachsen ist, zurückgekommen. Erich wird von Ricardo Angelini gespielt, der 35-jährige ehemalige Maurer tauchte schon bald in die Schauspielwelt ein. Alle drei Schauspieler sind Teil vom 35-köpfigen Team von Crime Tube, der ersten Webserie Südtirols. Ein mysteriöser Krimi voller Drama und spannender Momente, soll auf die Zuschauer zukommen. Gedreht wurde im Überetsch, in Eppan, Kaltern und Bozen.

Die Idee zu Crime Tube kam Ricardo und Andy im Juli 2015, während des Filmfestes in München bei Tortellini und Lachsforelle. Sie spürten den Unmut der Südtiroler Filmschaffenden und so entstand die Idee etwas Neues für Südtirol im Bereich Film zu schaffen. „Heute sind wir sind eine große Familie geworden“, sagt Hartner, der mit seiner Kollegin Lissy Pernthaler zum Interview nach Burgstall gekommen ist.

Andy Hartner und Lissy Pernthaler.

Crime Tube ist Südtirols erste Webserie. Wie kann Südtirol mit anderen Crime-Serien mithalten?
Andy:
Es ist sicher Neuland in Südtirol, wir sind einfach auf die Trendwelle der Webserien aufgesprungen.
Lissy: Normalerweise beginnt fast jeder Krimi mit einem Mord, der am Ende dann aufgeklärt wird. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber wir gehen auch da ein bisschen anders heran. Und wir reden zudem in unserem Dialekt, das ist sicher eine Eigenart.

Warum dauert jede Folge nur zehn Minuten?
Lissy:
Da es eine Webserie ist, orientieren wir uns an der Aufmerksamkeitsspanne von YouTube. Die ist zehn, maximal zwölf Minuten lang.
Andy: Kurzfilme kennt man hier in Südtirol schon. Deswegen dachten wir uns, machen wir eine Webserie.

Wie aufwändig ist die Arbeit? Wie lange dreht man für zehn Minuten Film?
Andy:
Wahnsinnig aufwändig. Wir drehten drei bis vier Tage und hatten einen sehr engen Drehplan. Produktionstechnisch gesehen sind zehn Minuten einfacher umzusetzen als 50 Minuten. Der Aufwand ist aber derselbe.
Lissy: Im Gegensatz zu anderen Webserien, die oft mit der Spiegelreflexkamera oder dem iPhone gefilmt werden, ist unsere Produktion dieselbe wie bei einem normalen Film. Es war auch für uns Schauspieler aufregend, mal hinter die Kulissen zu blicken. Vor allem als Konsument versteht man nicht, was alles dahintersteckt.

Lissy, du sagtest einmal in einem Interview, du würdest dich als Spionin am besten sehen. Jetzt spielst du eine Journalistin. Zufrieden mit der Rolle?
Lissy:
(lacht) Total. Vor allem bei so einer Serie ist es spannend, weil man nicht weiß, wie es weitergeht. Man lebt mit der Rolle eine Zeit lang mit.

Wie ist es, für eine Südtiroler Produktion vor der Kamera zu stehen?
Lissy:
Das fragen die Leute öfter. In der Professionalität gibt es keinen Unterschied. Bei Crime Tube wurde ich aber in die Produktionsprozesse involviert. Das Besondere ist, dass wir auf Südtirolerisch drehen und das ganze Team von hier ist.

26 Südtiroler von 16 bis 45 Jahren haben am Schreibwettbewerb für das Drehbuch teilgenommen. Silvia Fischnaller aus Villnöss hat gewonnen. Habt ihr euch denn auch an dieses Drehbuch gehalten?
Andy:
Sie hat das Konzept geliefert. Wir haben dann gemeinsam mit ihr daran gearbeitet, um es entsprechend umzusetzen.
Lissy: Wenn man jetzt das Konzept lesen würde und dann die erste Folge anschaut, würde mancher denken, außer dem Namen haben die nichts gemeinsam. (lacht) Wir wollten mit dem Wettbewerb einer Person, die nichts mit Filmproduktionen zu tun hat, die Möglichkeit geben, hineinzuschnuppern. Es war von Anfang an geplant, das Drehbuch zusammen zu schreiben. Silvia hat ein Konzept eingereicht und dann haben wir ihr ganz viele Fragen gestellt, damit die Backgroundstory herauskommt. Das finde ich total spannend. Das was sie eingereicht hat, war total wichtig, denn nur so konnten wir die Geschichte kreieren.
Andy: Sie hat das super gemacht und uns eine offene Geschichte eingereicht, die einen aktuellen Bezug hat. Dann kamen von allen Seiten die Inputs. Wir haben versucht, sie so gut wie möglich einzubinden. Sie konnte auch ihre Ideen durchboxen und so kam eine Geschichte heraus, mit der wir alle zufrieden sind.

Die Crime-Tube-Crew.

Das Thema Koffer war von euch vorgegeben – warum?
Andy:
Das war von Anfang an schon klar. Wir wollten etwas Mystisches haben, es sollte spannend sein. Man sieht den Koffer und stellt sich die Frage: Was ist drin?

Welche Schwierigkeiten gab es beim Dreh?
Andy:
Vor den Drehtagen gibt es immer Tücken. Man fragt sich, ob man alle Genehmigungen hat, alle Locations stehen und ob man ja nichts vergessen hat.
Lissy: Der Drehplan war sehr straff, die Zeit war unsere größte Schwierigkeit.

Wie viel hat die Produktion gekostet? Und wie wird sie finanziert?
Andy:
Die ersten zwei Folgen liegen im fünfstelligen Bereich. Für die Finanzierung gibt ein eigenes Programm für Visuelle Medien beim Amt für Kultur, wo man ansuchen kann. Dann haben wir Sponsoren und ein bisschen Eigenkapital fließt auch mit hinein.
Lissy: Es ist eine Low Budget Produktion. Bisher haben wir mit einem sehr knapp aufgestellten Team gearbeitet.
Andy: Unser Crewmitglieder hatten nicht nur einen Job, sondern zwei bis drei. Da musste jeder mit anpacken. Jeden Tag haben wir von früh bis spät gedreht.

Sechs Tage lang wird für die ersten zwei Folgen von früh bis spät gedreht. Hier ist Mönch Karl (Andy Hartner) vor der Linse.

Zwei Folgen sind bereits im Kasten. Beim Bolzano Film Festival Bozen steht am Samstag die Premiere an. Seid ihr nervös?
Andy:
Es sind gemischte Gefühle. Ich kann schwer einschätzen, wie es auf die Leute wirkt.
Lissy: Kino ist und bleibt die Königsklasse. Wir freuen uns, dass die Folge gezeigt wird und wir ein Feedback bekommen. Ich bin gespannt, wie es ankommt und wer unser Publikum sein wird. Vielleicht haben die Leute kein Gefühl für das Format. Aber ich bin für jedes Gespräch offen und vielleicht ergeben sich auch neue Kontakte oder Kooperationen, wer weiß. (lächelt)
Andy: Ja, es soll ein Austausch stattfinden. Wir wollen ein neues Medium in Südtirol einfügen und das Feedback der Leute ist uns wahnsinnig wichtig, um die Serie besser zu machen. Und das können wir, weil wir noch nicht alle Folgen gedreht haben. Wenn die Serie nicht ankommt, dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.

Und wie geht es weiter?
Andy:
Wir wollen erst mal schauen wie die Serie ankommt und dann müssen wir uns für ein Ende entscheiden. Geplant wäre aber schon eine zweite Staffel. Das hängt aber auch vom Feedback ab …
Lissy: … was für dieses Medium auch eigen ist. Wenn wir das Video online stellen, bekommen wir ein direktes Feedback vom Zuschauer.

Man sagt den Südtirolern nach, oft sehr kritisch gegenüber Neuem zu sein. Was erwartet ihr?
Andy:
Jedem kann man es sowieso nicht recht machen. Wir haben von Anfang an gesagt: Wir haben einen kritischen Markt hier. Die Südtiroler sagen sofort, ob es ihnen gefällt oder ob es total daneben war. Wenn wir hier bestehen, dann können wir es auch über die Landesgrenzen hinaus probieren und unsere Serie mit italienischen, deutschen und englischen Untertiteln anbieten. Sie soll an so vielen Orten wie möglich gezeigt werden.

Am Samstag, 16. April 2016, wird die Pilotfolge um 19:30 Uhr im Capitol 2 beim Bolzano Film Festival Bozen gezeigt. Im Frühling 2017 geht Crime Tube online. Auf welcher Seite, steht noch nicht fest.

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