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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 14.10.2013
LeuteAuf a Glas'l

Die Käsemeisterin

Veröffentlicht
am 14.10.2013
Lisa Breitenberger hat als jüngste Teilnehmerin der Almkäseolympiade Silber abgestaubt, liebt Käse und kann nicht genug davon kriegen.
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Lisa Breitenberger mit Hündin Ringa

600 Liter Milch – so viel gaben die Kühe auf der Maseben Alm in Langtaufers fast jeden Tag. Sehr zur Freude der 18-jährigen Lisa Breitenberger, die den ganzen Sommer lang daraus Käse machte. Bei der 19. Almkäseolympiade in Galtür erntete sie dafür großes Lob: 204 Laib Käse wurden von einer Jury bewertet, erwartet hat sich die jüngste Sennerin des Wettbewerbs nichts. Umso größer war ihre Freude über die silberne Sennharfe. Die Ultnerin trifft sich mit mir in der Bar „Kreuzwirt“ in St. Walburg. Begleitet wird sie von ihrer Hündin Ringa, die mit ihr und ihrem Freund Jakob das Almleben genossen hat. Sofort fängt sie an bei einem Sportwasser mit Zitrone von ihrem Sommer auf 2.267 Metern und von der Arbeit als Sennerin zu schwärmen.

Warum das Käsen, hast du keine anderen Hobbys?
(lacht) Doch, aber durch das Käsen bleiben die Hobbys hinten, wie das Klettern. Man hat einfach nicht mehr so viel Zeit.

Du bist sicher eine von wenigen Sennerinnen in Südtirol. Das ist doch ein bisschen ungewöhnlich.
Ungewöhnlich ist es sicher, aber mittlerweile kenne ich durch das Leben auf der Alm viele Sennerinnen. Es werden jedes Jahr mehr. Überhaupt gehen auch immer mehr junge Leute auf die Alm.

Wo hast du gelernt, wie man aus frischer Kuhmilch Käse macht?
Ich habe den Sennkurs in der Landwirtschaftsschule Salern gemacht. Aber ich war auch vorher schon auf der Alm. Seit ich zwölf bin begleite ich meine Cousine, die den Sommer auch jedes Jahr auf einer Alm verbringt. Ich war Zusenn bei ihr und habe dadurch viel gesehen und auch viel Praktisches gelernt.

Wie ist das Leben zwischen Kuhschellen und Käseproduktion? Was macht man als Sennerin so den ganzen Tag auf der Alm?
Um vier Uhr aufstehen, dann habe ich die Sennerei vorbereitet, während mein Freund die Kühe geholt hat. Danach habe ich ihm beim Melken geholfen und es ging wieder ab in die Sennerei bis halb zwölf, dann musste ich auch schon das Mittagessen kochen und eine Stunde schlafen. (lacht) Nachmittags ging es ab in den Käsekeller zum Käseschmieren. Jeden Tag etwa zwei Stunden. Am Abend dann wieder Melken, danach Kochen und um neun Uhr ins Bett.

Ganz schön anstrengend.
Ja, aber es macht auch Spaß.

Hast du einen Geheimtipp wie Kühe mehr Milch geben?
„Fein sein“ und nicht zu schnell mit den Kühen umgehen. Ruhe in den Stall bringen, das ist meiner Meinung nach ganz viel wert.

Wie viel Käse hast du im Sommer hergestellt?
Das waren 2378,9 kg Käse, ich habe extra nach dem Sommer nachgerechnet. (lacht)

Du hast in Galtür eine der silbernen Sennharfen abgestaubt. Eine Ehre für jeden Senner und jede Sennerin. Was glaubst du, hat den Ausschlag dafür gegeben?
Das kann ich mir selber nicht ganz erklären (lacht). Aber ich denke, weil der Geschmack gepasst hat. Zum Glück lohnt sich der ganze Fleiß.

Was ging dir durch den Kopf, als bei der Preisverteilung dein Name fiel?
Ich dachte, sie sagen bestimmt gerade den falschen Namen und die falsche Alm. Der Moderator muss sich doch geirrt haben. Das dachte ich wirklich.

Lieber Weichkäse oder Hartkäse? Würzig oder mild?
Ich mag am liebsten würzigen Hartkäse. Natürlich mag ich auch cremigen Käse, wie den Camembert, aber am besten schmeckt mir ein würziger, richtig stinkender Käse.

Kannst du nach dem vielen Käsen überhaupt noch welchen sehen?
Jede Menge und noch mehr. Pizza vier Käse … Ich könnte am ganzen Tag Käse essen. Dadurch, dass ich mich jetzt auskenne, will ich jeden Käse probieren und testen, ich begutachte die Lochung und so weiter. Man wird kritischer.

Lieblingsgericht mit Käse?
Am liebsten esse ich Raclette. In eine Schale Käse kleinschneiden und in den Backofen geben, ein bisschen würzen und dann das Brot eintunken.Das mache ich mir im Sommer immer zum Frühstück.

Hat dir das Almleben Spaß gemacht? Mehr als das Dorfleben?
Sehr. Es gefällt mir besser als das Leben hier im Tal. Wenn im Frühling die ersten Blumen blühen, dann fange ich schon an nervös zu werden, dann kann ich auch in der Schule nicht mehr stillsitzen. Meine Hände beginnen zu zittern …

Und das nächste Jahr?
Wenn es irgendwie klappt, gehe ich wieder auf die Alm, allerdings haben mein Freund und ich beide Matura und die dauert immer so lange. Aber es ist wie eine Sucht, wenn man einmal anfängt, kann man nicht mehr aufhören.

Wie geht es mit der Käseherstellung weiter?
Vielleicht kann ich auch in einer Hofkäserei mithelfen, oder vielleicht mache ich irgendwann ein eigenes Hofladele auf. Wenn ich im Sommer aber nicht auf die Alm gehen kann, geht es mir nicht gut, das weiß ich jetzt schon.

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