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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 12.09.2016
PRLeuteWorldskills Italy

Die Lebensversüßerin

Veröffentlicht
am 12.09.2016
Sie arbeitet dann, wenn andere schlafen. Veronika Geiser ist angehende Konditorin und tritt bei Worldskills Italy, dem diesjährigen nationalen Berufswettbewerb an.
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Bei der Landesmeisterschaft der Berufe muss Veronika Geiser auch Figuren aus Marzipan modellieren.

Es ist acht Uhr Früh. Für die meisten beginnt jetzt ihr Arbeitstag. Für Veronika Geiser endet er. Die 19-Jährige ist bereits seit über 13 Stunden auf den Beinen. Seit halb sieben steht sie in Konditorei um zu Üben, um halb zwölf begann ihr Arbeitstag. Jetzt, während nicht mehr so viel zu tun ist, kommt die Müdigkeit. Die Tisnerin mit den dunklen Augen und dem weißen T-Shirt „Lebensversüsserin“ ist Konditorin im dritten Lehrjahr bei „Mein Beck“ in Nals.

Mit den Handballen knetet sie helles Marzipan, dreht die Enden zusammen, drückt die vordere Seite etwas platt. Ihre Handgriffe sind gekonnt und schnell. Sie hat Übung in dem was sie macht. Mit speziellen Modellierstäben formt sie die Knetmasse langsam zu einem kleinen Hund.

Langsam nimmt der Hund Form an.

Nicht mehr lange, dann hat sie es für heute geschafft. „Die Vorbereitungen sind anstrengend. Man hat gar keine Zeit mehr, will einfach nur schlafen“, gibt Veronika zu. Aber sie ist motiviert und hält durch: „Diese Chance hat man nur einmal.“ Und so steht sie jeden Tag von abends bis frühmorgens in der Bäckerei und arbeitet und übt.

Zuhause gibt es keinen Kuchen
An die Arbeitszeiten in der Konditorei musste sich Veronika Geiser erst gewöhnen. Als sie mit der Lehre begann, arbeitete sie ab halb vier Uhr in der Früh, später ab zwei Uhr nachts. Seit zwei Monaten übernimmt sie die Nachtschichten. „Es war nicht einfach, sich an den neuen Schlafrhythmus zu gewöhnen“, sagt sie.

Und trotzdem: Seit ihrer Kindheit ist die Arbeit als Konditorin Veronika Geisers Traumberuf. Nach der Oberschule entschied sie sich für die Sportschule in Sterzing. Nach zwei Jahren merkte sie, dass es nicht das Richtige für sie war. Sie wechselte an die Fachschule für Bäckerei und Konditorei in Brixen und stieg im zweiten Lehrjahr ein.

Der Sport ist noch immer ein wichtiger Teil in ihrem Leben. Vor ihrer Lehre spielte sie sechs Jahre lang Volleyball, machte regelmäßig Leichtathletik. Das gehe sich jetzt zwar nicht mehr aus. Dafür mache sie nun eben Sport, den sie auch alleine ausüben kann – so wie Radfahren, Bergsteigen oder Skifahren im Januar, wenn die stressige Weihnachtszeit vorbei ist.

Was sie in ihrer Freizeit nicht macht, ist Kuchen backen. „Mein Bruder sagt immer: Jetzt haben wir eine Konditorin im Haus und trotzdem gibt es nie Kuchen.“ Veronika lacht und fügt hinzu: „Dafür backt meine Schwester ab und zu.“

„Es zählen vor allem die Erfahrungen“
Zurzeit hat Veronika ohnehin keinen Kopf dafür, auch noch privat zu backen. Ihre Gedanken kreisen ständig um den bevorstehenden Berufswettbewerb. „Ich habe oft schlaflose Nächte oder wache auf, weil mir etwas einfällt, was ich noch machen könnte“, sagt sie.

Alle Konditoren bekommen beim Wettbewerb das gleiche Programm und müssen sich dazu vorab ein Thema überlegen. Veronika Geiser hat sich für das Thema Alice im Wunderland entschieden – vielleicht auch nur Wunderland, genau weiß sie das noch nicht.

Veronika muss konzentriert arbeiten – und schnell.

Bei den Worldskills müssen sie und ihre Mitstreiter neben Marzipanfiguren auch ein Zucker- und Schokoladenschaustück, Pralinen, Petit Fours – ein klassisches Feingebäck der französischen Küche – und eine Fantasietorte herstellen. Bei Pralinen und Petit Fours ist auch das Gewicht vorgegeben.
„Das größte Problem wird die Zeit“, befürchtet sie. Sie werde einfach ihr Bestes geben. „Natürlich wäre ich traurig, wenn ich ausscheide. Aber wenn es so sein soll, soll es eben so sein. Es zählen vor allem die Erfahrungen, die ich dabei mache.“

Im nächsten Jahr beendet Veronika Geiser ihre Lehre. Jetzt bemalt sie aber erst einmal den Marzipanhund mit gelber Farbe. Das mache die Figur lebendig. „So, als würde die Sonne drauf scheinen“, sagt sie und grinst. Dann formt sie kleine Augen, Zunge und Schnauze. Obwohl sie mittlerweile unzählige Figuren modelliert hat, würden sie sich in kleinen Feinheiten trotzdem immer voneinander unterscheiden. „Sie werden nie perfekt“, sagt Veronika selbstkritisch. Dann macht sie endlich Feierabend und freut sich auf ihr Bett.

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