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Barbara Bachmann
Veröffentlicht
am 17.03.2014
LeuteAuf a Glas'l

Alles Yoga

Veröffentlicht
am 17.03.2014
Rakesh Nanda ist Südtirols erster Yogalehrer. Wurde hier Yoga in der Anfangszeit sogar als Sekte verschrien, hat es heute einen festen Platz gefunden.
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Yoga sei ihm in die Wiege gelegt worden, sagt Rakesh Nanda. Südtirols erster Yogalehrer stammt aus einer Yoga- und Ayurvedafamilie, in der das Wissen um die Jahrtausende alte Lehre seit Generationen weitergegeben wird. Geboren wurde Rakesh Nanda 1959 in der nordindischen Provinz Punjab, circa 300 Kilometer nördlich von Neu Delhi gelegen. Im Alter von 22 Jahren ging er nach Heidelberg. Dort lernte er seine spätere Frau Karin kennen. Mit der gebürtigen Südtirolerin hat er drei Kinder und lebt in Bruneck, wo er neben seiner Arbeit als Yogalehrer auch als Pranatherapeut tätig ist. In seiner Praxis bietet er ganzheitliche Behandlung mit Atemtherapie, Akupressur und Ayurvedaberatung an. Während des Gesprächs trinkt er Kräutertee, der so grün leuchtet wie seine Augen. Er spricht klar und bestimmt, seine Anwesenheit beruhigt.

Vor 30 Jahren haben Sie die Yogalehre nach Südtirol gebracht. Wie haben die Menschen das Angebot angenommen?
Erstaunlich gut. Bei meinem ersten Kurs in Bruneck gab es 18 Teilnehmer. Wir haben uns zweimal in der Woche getroffen, nach und nach kamen Kurse in Brixen, Bozen, Meran und anderen Orten Südtirols hinzu.

Gab es keine Ablehnung oder Skepsis?
Doch, die gab es auch. Zwar nicht in Auseinandersetzung mit mir, aber manche meinten, es handle sich hierbei um eine Sekte, es werde einen neue Religion vermittelt. Einmal stand sogar ein Artikel in der Zeitung mit dem Titel „Vorsicht vor den falschen Götzen“. Meine Yogateilnehmer haben daraufhin Leserbriefe verfasst, in denen sie von ihren positiven Erfahrungen berichteten. Ich hatte nie vor, etwas anderes zu vermitteln als Yoga. Das hat seinen Ursprung im Hinduismus, aber auch das ist für mich vielmehr eine Lebensphilosophie als eine Religion.

Trotzdem war es etwas völlig Neues. Mussten Sie Überzeugungsarbeit leisten?
Die Leute, die sich dafür interessierten, waren über den Begriff informiert, die anderen blieben den Kursen fern. Das ist heute nicht anders. Es gibt immer noch Leute, die Yoga gegenüber misstrauisch sind. Ich denke, wenn man darüber Bescheid weiß, gibt es keinen Grund dafür. Zu Beginn eines Kurses frage ich die Teilnehmer, was sie sich unter Yoga vorstellen, die Antwort ist meistens: Entspannung, Beweglichkeit. Aber Yoga ist viel mehr als eine Reihe an körperlichen Übungen.

Was zum Beispiel?
Der Begriff Yoga kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Einheit. Durch Yoga erzielt man eine Verbindung von Körper, Geist und Seele. Innere Ausgeglichenheit ist das Ziel, sich von ständigen Gedanken zu befreien. Der Mensch produziert sonst immer neue Wünsche und Sorgen. Der Atem spielt eine sehr wichtige Rolle in unserem Leben, unser geistiger Zustand spiegelt sich darin wider. Wenn wir entspannt sind, ist der Atem ruhig. Sind wir angespannt, so ist auch der Atem oberflächlich, kurz und schnell. In Entspannung und Ausgeglichenheit muss man keine Sicherheit mehr vortäuschen.

Manche Menschen erwarten sich von Yoga, dass es ihr Leben verändert.
Verändern können wir uns nicht, wir entwickeln uns nur. Wenn man sich verändert hat, muss man wieder zurück zu sich selbst. Nur dann kann eine ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit entstehen. Yoga ist ein Weg zu sich selbst.

Heute boomt Yoga auch bei uns. War Südtirol ein Spätzünder?
Längere Zeit war das Yogaangebot hier dünn gesät. 1989 kam mein Bruder Ajay nach Südtirol, um Yoga zu unterrichten, es gab damals wenig bis keine Konkurrenz für uns. In den letzten zehn Jahren, noch mehr in den vergangenen fünf Jahren, hat sich viel getan. Zum Beispiel haben einige Schüler von mir in der Zwischenzeit angefangen, zu unterrichten. Unsere Kurse sind aber immer noch gut besucht, dafür bin ich sehr dankbar.

Wie oft praktizieren Sie Yoga?
Täglich eine Stunde, daneben übe ich in den Kursen mit, die ich von Montag bis Freitag halte.

Yoga und Südtirol: Passt das zusammen?
Ja, sehr. Yoga ist nicht für einen bestimmten Kulturkreis oder eine spezielle Religion bestimmt, es ist für die Menschen gemacht. Eine Krankheit fragt nicht nach Hautfarbe oder Religion, genauso wenig tut das eine Medizin. Jeder möchte gesund bleiben, mit sich einig sein und hierfür hilft Yoga. Es ist ein Weg zur inneren Klarheit, zur ganzheitlichen Gesundheit.

Was kann Yoga noch?
Der gesundheitliche Aspekt ist enorm. Was die Yogis uns vor über 5000 Jahren hinterlassen haben, ist heute immer noch gültig. Weltweit werden Studien über Yogaübungen durchgeführt, welche die positive Auswirkung auf den Körper beweisen. Der Hormonhaushalt kommt zum Beispiel in Ausgleich, es gibt verblüffende Beispiele in Indien, wo durch Yoga selbst bei schweren Krankheiten große Erfolge erzielt worden sind. Die Krankheit beginnt im Inneren, dort findet auch die Heilung statt. Durch Yoga wird der Selbstheilungsprozess in Gang gesetzt, dieser bewirkt die Heilung im Inneren.

Es gibt Leute, die Yoga nur als Sport sehen.
Man kann diesen Aspekt durchaus herausnehmen. Aber man kann nicht behaupten, dass man die Rosinen vom Kuchen herausgepickt oder das Gelbe vom Ei getrennt hätte. Durch Yoga erzielt man viel mehr als bloß sportliche Fortschritte.

Wie stehen Sie zu neuartigen Yogavarianten, wie Bikram-Yoga, wo die verschiedenen Übungen bei 35–40 Grad ausgeführt werden?
Das sind verzweifelte Versuche von Menschen, Yoga zu vermarkten, dasselbe gilt für Power-Yoga, Hormonyoga oder Lachyoga. Wenn jemand richtig Yoga übt, dann braucht er keinen Etikettenschwindel. In Yoga ist schon alles enthalten.

Sind Sie nie krank?
Gott sei Dank kann ich sagen, dass ich im Winter selten krank bin. Es ist vermutlich acht Jahre her, dass ich Fieber hatte.

Vielen Dank für das Gespräch.

Rakesh Nanda bietet dreimal im Jahr Yogakurse an: im Oktober, im Februar und im April. Nähere Informationen zu Kursbeginn sowie Workshops finden sich hier.

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