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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 18.04.2014
LeuteBandportrait

„Neben die Potschn“

Veröffentlicht
am 18.04.2014
Flying Dutchman Orkestra ist eine lustige, verrückte Band, deren Markenzeichen „Potschn“ sind. BARFUSS war bei einer Bandprobe in Brixen dabei.
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v.l.n.r.: Robert, “Bugi”, Andi, Marco, Stefan, Patrick “Schenki

Der Proberaum ist klein, die Wände tapeziert mit Fahnen und Postern von Bands, in einer Ecke steht ein Kühlschrank voll mit Bier. Ein Kabelsammelsurium bedeckt den Boden, überall stehen Musikinstrumente. Das Gebäude ist alt, demnächst wird es abgerissen. Dann werden sich die sechs Mitglieder des Flying Dutchman Orkestra einen neuen Raum suchen, um einmal pro Woche zusammen proben zu können. Bis dahin wird weiter in diesen vier Wänden gerockt. Fünf der Bandmitglieder empfangen mich herzlich, Robert ist leider krank.

Obwohl Gitarrist Stefan auf der Internetseite betont, der Proberaum solle nur in Schuhen mit heller Sohle betreten werden, darf ich auch mit schwarzen rein. „Ich wollte das einführen, es wurde aber von den anderen abgeschmettert“, sagt er und lacht. Alle haben sich im Kreis hingesetzt und Stefan teilt Bier aus. Vor dem Proben gibt es erst mal eine Flasche „Hacker Pschorr“. Echte Rock ’n’ Roller machen das so.

Ungewöhnliche Auftritte

„Auch vor jedem Auftritt trinken wir gemütlich ein Bier, das ist unser Ritual“, sagt Stefan. Ist es dann so weit, schlüpfen er, Sänger Andi, Bassist Patrick „Schenki“, Gitarrist Marco, Schlagzeuger „Bugi“ und Keyboarder Robert in ihre kuscheligen Potschn (Pantoffeln) und schon geht es mit den skurrilen Accessoires auf die Bühne. „Sie passen zu uns, wir sind eben ein wenig neben die Potschn“, sagt Bugi grinsend. Dann legen sie los mit ihrem Repertoire an Liedern von AC/DC, Elvis, Chuck Berry und vielen mehr. Die Stimmungsmacher ziehen das Publikum bei jedem Auftritt mit. Sie genießen die gemeinsamen Auftritte, die ihr persönlicher Ausgleich zum Alltag seien. Dort bekommen sie Anerkennung und auch das ein oder andere Kompliment. Das beste stamme von einer 70-jährigen Dame: Nach einem Auftritt sagte sie zu der Band, dass heute der erste Tag sei, an dem sie es bereue, nicht mehr jung zu sein.

Die Auftritte organisiert „Herr Präsident“ Stefan, indem er einfach jeden anschreibe. So kamen mittlerweile einige zusammen. Der außergewöhnlichste war in einem Wellnessbereichs. „Wir dachten, es sei eine normale Schwimmbadfete, nichtsahnend gingen wir rein und alle waren nackt“, erinnert sich Marco, der vor zwei Jahren ein T-Shirt der Band auf das Grab von Elvis legte. Dann hätten sie im FKK-Bereich direkt vor dem Ruheraum gerockt, erzählt Bugi weiter und zeigt die Fotos des Auftritts, die an der Wand hängen. Die fünf schwelgen in Erinnerungen. Neben der Saunalandschaft, sind sie auch beim Weltcup in Gröden aufgetreten. Sonst trifft man sie in Pubs, auf Open Airs oder Einweihungen. Je skurriler der Auftritt und der Ort, desto besser, finden sie. „Natürlich wäre es ein Traum, einmal vor einem Millionenpublikum zu spielen, davon träumt doch jeder Musiker“, sagt Andi, der leidenschaftlich gerne Rock'n'Roll tanzt und vermutet, ein Nachkomme von Walther von der Vogelweide zu sein.


Vom Ursprung und Träumen

Gegründet wurde die Band 2010 von Schenki, Marco und zwei weiteren Klausnern, obwohl sich die „Teufelscrew" heute nicht recht einig ist, wie genau Flying Dutchman Orkestra entstand. Eines Tages ließ sich Andi von Friseur Schenki die Haare schneiden. Dabei kamen die beiden ins Gespräch, Andi gab eine Gesangsprobe ab und kam zur Band. „Von diesem Zeitpunkt an war klar, dass wir in Zukunft den Weg des Rock'n'Rolls beschreiten“, sagt Schenki und trinkt einen Schluck Bier. Er ist als einziger der Band tätowiert und werde öfters mal mit einem Security Man verwechselt. Bei ihrem ersten Auftritt lernte die Band dann schließlich Bugi und Stefan kennen, die an diesem Abend ebenfalls einen Auftritt hatten. Sie kamen anstelle der zwei anderen Klausner zur Band. Durch die neue Formation entstand auch der Name Flying Dutchman, dessen Namensgeber das berühmte Schiff im Film „Fluch der Karibik" sei. Robert, der MacGyver unter den Dutchmans, kam Anfang 2013 zur Band.

„Wir sind mittlerweile raus aus dem Alter einer Teenagerband. Jeder von uns hat eine Familie zu Hause“, sagt Marco. Sie seien im besten Rocker-Alter zwischen 25 und 36 Jahren. „Früher waren wir noch schön und jung. Heute sind wir nur noch und“, scherzt Stefan und alle lachen. Auch wenn bei ihnen Spaß ganz oben stehe und sie gerne Blödsinn reden, könnten sie sich auch bei ernsten Themen immer aufeinander verlassen. Die sechs Bandmitglieder verbindet eine tiefe Freundschaft, die es aushält, wenn man sich über den anderen lustig macht. Es wird immer wieder gescherzt und gelacht. „Wenn wir auf einer Hochzeit spielen, dann gibt es bei der Scheidung den halben Preis“, sagt Bugi und wieder brechen alle in Lachen aus. Jetzt legen sich Marco, Schenki und Stefan sie Gitarren um, Bugi begibt sich hinter sein Schlagzeug und Andi schnappt sich das Mikrofon. Bevor sie loslegen, gibts noch weitere Anekdoten und ich werde in die großen Träume zweier Bandmitglieder eingeweiht: „Irgendwann möchte ich einmal ein spontanes Konzert geben“, so der Schlagzeuger. „Ohne Geld auftreten und einfach Spaß haben.“ Schenkis Traum sei ein Auftritt in Kitzbühel. „Wenn wir das erreichen, schneide ich allen ein Leben lang gratis die Haare“, sagt er und grinst. Dann endlich legen die fünf los. Johnny Be Good, Thunderstruck, New Shoes und schließlich Brown Eyed Girl von Van Morrison hallen durch die Mauern: „ Sha la la la la la la la la la la dee dah…“

Wer neugierig auf die lustigen und verrückten Jungs geworden ist, kann sie am 20. April beim Hüttenschluss der Coroneshütte am Kronplatz live erleben.

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