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Veröffentlicht
am 15.03.2018
LebenJugendclub Kultur

Weltmeister im Verdrängen?

Veröffentlicht
am 15.03.2018
„Bin ich an der Ausbeutung afrikanischer Arbeiter schuld, weil ich ein Handy habe?“ Mit solchen Fragen beschäftigt sich das Theaterstück „In meinem Hals steckt eine Weltkugel“.
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Acht namenslose Charaktere in schriller Kleidung diskutieren die Schere zwischen Arm und Reich und die damit verbundenen Folgen. Welthunger, Flüchtlinge, Massensterben.

Das Junge Ensemble Marabu gibt jungen Menschen die Möglichkeit, erste Schauspielerfahrung zu sammeln. Jedes Jahr können sich Jugendliche zwischen 17 und 26 Jahren bewerben. In 40 Probentagen erarbeiten die Jugendlichen mithilfe zweier Regisseure ein neues Stück. Die Proben verteilen sich auf Wochenenden und Ferien. Etwa 15 Mal stehen die Jugendlichen mit demselben Stück auf der Bühne: in Deutschland und sogar im Ausland.

„Mit ‚In meinem Hals steckt eine Weltkugel’ sind wir schon seit 2016 unterwegs“, erzählt Leandra, 22, Literatur- und Politikstudentin, „und wir haben Anfragen bis 2019. Dieses Theaterstück kommt einfach gut an, da das Thema hochaktuell ist.“ Insgesamt wird es also ungefähr 50 Aufführungen geben. Durch dieses Stück ist Leandra zum Theater gekommen. Mittlerweile arbeitet sie schon an der dritten Produktion des Jungen Ensemble Marabu. „Dieses Stück will durch Verwirrung und Fakten zum Nachdenken anregen“, erklärt Sarah, 20. Sie macht gerade Abitur und möchte dann Schauspiel studieren. Auch für sie war diese Produktion der erste Kontakt mit der Schauspielerei. „Freies Sprechen und Selbstbewusstsein lernt man nirgends so gut wie im Theater“, betonen die beiden jungen Frauen. Und nicht nur das: Die Gruppe ist inzwischen richtig gut befreundet.

Das Ensemble beschäftigt sich zurzeit ausschließlich mit post-dramatischen Stücken, die neu inszeniert werden. Es hat aber auch schon Klassiker inszeniert. Das letzte Projekt ist eine Eigenproduktion. Der Fokus liegt auf aktuellen Themen. „In meinem Hals steckt eine Weltkugel“ ist zum Beispiel aus mehreren Texten des Autors Gerhard Meister entstanden, erklären die beiden Schauspielerinnen. Die Regisseure Tina Jücker und Claus Overkamp haben zusammen mit dem Ensemble das Stück erarbeitet. Dabei waren die Ideen der Jugendlichen sehr willkommen. Die Motivation ist ausschlaggebend für die Aufnahme in die Jugendgruppe und das spätere Zusammenarbeiten. Das gesamte Projekt beruht auf freiwilliger Basis; Gage gibt es nämlich keine.

Das Theaterstück ist für ein Publikum ab 14 Jahren geeignet. In Südtirol spielen die Darsteller ausschließlich für Schulklassen in Brixen, Meran, Bozen und Bruneck.

Das Stück selbst hat keinen klassischen Aufbau und keine richtige Handlung. Die Schauspieler erläutern die Ungerechtigkeit der Welt in kurzen „poetry slams“. Die verschiedenen Ansichten aller stellen aber den Gedankengang einer einzelnen Person dar. Diese verstrickt sich in verschiedene Aspekte der Problematik. Deshalb gibt es keinen ersichtlichen roten Faden und die Meinungen jedes Darstellers verändern sich.

Der Sinn ist nicht, das Publikum zu belehren, sondern sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst zu werden. Denn die Menschen tendieren zur Verdrängung. Wir reden zwar über Probleme, sind aber selber eigentlich nicht besser. Die Überspitzung durch Musik und Kostüme und die groteske Inszenierung sollen Verwirrung kreieren. Zum Beispiel beim Thema Handy. Jeder besitzt eins und jedes Handy enthält Coltan. Letzteres wird im Kongo unter miserablen Arbeitsbedingungen abgebaut. „An jedem Handy klebt ein Tropfen Blut“, „Na und? Was wenn jemand stirbt, weil ich kein Handy habe, um den Notarzt zu rufen?“ Fragen wie diese werden diskutiert, jedoch nicht beantwortet. Eine persönliche Antwort zu finden, ist nämlich die Aufgabe des Publikums.

von Ariane Benedikter, Greta Maurer und Jana Pitschieler

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