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Veröffentlicht
am 28.02.2014
LebenDildoparty im Selbstversuch

Völlig tabulos

Veröffentlicht
am 28.02.2014
Zehn Frauen, viel Sekt und noch mehr Sexspielzeug. Wie läuft eine Dildoparty in Südtirol ab? BARFUSS war mittendrin.
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Es gibt sie in leuchtend pink, dunkelviolett und giftgrün, manche sind winzig, andere beinahe schon erschreckend groß, aus medizinischem Silikon oder bruchsicherem Glas – als Frau hat man heutzutage ja wirklich die Qual der Wahl. Um sich der nicht alleine zu stellen, gibt es Dildopartys, vorstellbar wie das Pendant von Tupperware, nur dass die Gäste hier nicht darüber reden, in welchem Plastikbehälter Erbsen am längsten frisch bleiben, sondern darüber, ob der zwölfstufige Vibrator wirklich hält, was er verspricht. Die Fantasie spielt in Männerköpfen nahezu verrückt, erzählt man von zehn Frauen, einigen Flaschen Sekt und vielen Dildos und Vibratoren im selben Raum. Aber auch ich hatte bisher bloß diffuse Vorstellungen von Dildopartys. Als ich endlich die Möglichkeit hatte, bei so einer dabei zu sein, musste man nicht zweimal fragen: Mein erstes Mal bei einer Dildoparty, lasst die Sektkorken knallen!

„Zuerst gibt’s für jeden ein Mal Gratis-Sex“, sagt Melanie und teilt jeder von uns ein Kondom aus. Damit hat sie zumindest mich schon an der Angel, die ich als bekennende Werbegeschenke-Liebhaberin sogar FPÖ-Kugelschreibern im Wahlkampf noch etwas Nützliches zusprechen kann. Kurz darauf habe ich schon den ersten Vibrator in der Hand und drücke mich durch die sechs verschiedenen Stufen. Zumindest eine fühlt sich so an wie der Nokia-SMS-Signalton unseres ersten Handys, finden meine Freundin und ich und brechen in Gelächter aus. Das Teil kommt uns also nicht ins Bett. Schon knallt der nächste Sektkorken. Alle zehn Dildoparty-Jungfrauen scheinen sich wohlzufühlen.

„Die ist ja ganz normal!”

Melanie nimmt sich Zeit und erklärt jeden Artikel genau, bevor sie ihn durch die Runde reicht und jede ihn aus der Nähe betrachten darf. Sie ist so ganz anders, als ich mir eine „Dildo-Tante“ vorgestellt habe. Melanie ist humorvoll und offen – das muss sie für den Job ja auch sein, aber sonst ist sie einfach ganz „normal“, denke ich mir und muss innerlich über mich selbst lachen. Was hatte ich mir denn auch vorgestellt? Die 26-Jährige aus dem Burggrafenamt ist seit ein paar Monaten als Beraterin für eine österreichische Firma tätig, die Dildos, Vibratoren, Kondome, Stimulationsgels und Ähnliches vertreibt. Zuvor wären auch Beraterinnen aus Innsbruck nach Südtirol gekommen, die Nachfrage war da. Auch Melanie kann nicht klagen, berichtet sie. An manchen Samstagen wurde sie auch schon zu zwei Partys hintereinander eingeladen.

Mit einer Massagekerze macht Melanie die Runde, jede, die möchte, bekommt etwas Öl auf den Arm geträufelt und kann daran riechen. Ich bin überrascht vom blumigen Duft, aber noch mehr darüber, dass das Öl nicht heiß, sondern schön warm ist. Mal eine sichere Alternative zum Liebesspiel mit glühend heißem Kerzenwachs, der dann ja auch noch auf der Haut trocknet, finden wir. Besonders sympathisch finde ich, dass Melanie ihre eigenen Erfahrungen zu den Produkten mitteilt. „Bei diesem Stück haben mein Freund und ich das erste Mal einfach nur gelacht, dann fanden wir es aber richtig toll“, meint sie einmal. Aber man hat nicht das Gefühl, als wollte sie bloß Profit machen. So spricht sie auch aus, dass sie mit dem Preis-Leistungsverhältnis eines Vibrators persönlich unzufrieden sei, da die Handhabung sehr ungeschickt sei. Wir finden, dank seines Saugnapfs passt er aber perfekt an die Tür und heften ihn dran. Fotosession natürlich inklusive.

Ein diskreter Nebenjob

Als das nächste Stück durchgereicht wird, ist es ganz leise. Alle scheinen höchst konzentriert zu sein, kein Gegackere oder sonstwas, was Männer bei Dildopartys vielleicht erwarten. Melanie erklärt, dass dieser zweimotorige Vibrator besonders gut für die Stimulation des A-Punktes geeignet sei. Ich blicke verstohlen in die Runde. Schaut vielleicht noch jemand irritiert? Oute ich mich als Unwissende, die nicht mal die „Punkte“ im eigenen Körper kennt? Nein, ich bin nicht die einzige, die gerade nur Bahnhof verstanden hat. Melanie erzählt, dass auch sie in den letzten Monaten einiges dazugelernt hätte. Sie selbst sei über eine solche Party zum Beraterinnenjob gekommen. „Zuerst hab ich mich schon gefragt, wie sag ich denn das meinen Freunden und meiner Familie?“, erinnert sie sich an die Anfangszeit ihres Nebenjobs. Untertags hat Melanie einen Bürojob, von dem man ohne Bedenken beim Familientreffen erzählen kann. Doch auch ihren neuen, ungewöhnlichen Nebenjob nahmen Freunde und Familie gut auf. „Klar war für mich aber von Anfang an, dass ich das zuerst mit meinem Freund bespreche. Hätte er das nicht gut gefunden, hätte ich es auch nicht gemacht. Aber er hat gemeint, die Leute reden ja sowieso, dann stört ihn das auch nicht“, erzählt Melanie und lacht. Ihre Kollegen und ihr Chef im Büro wüssten aber nichts davon, deren Reaktion sei vielleicht nicht so positiv, fürchtet Melanie. So richtig etabliert sei der Job in Südtirol eben noch nicht, meint sie, und da kann ich ihr auch zustimmen. Auch von den Gästen wollte niemand auf den Fotos zu sehen sein.

Diskretion ist ein wichtiges Thema, deshalb wird am Ende der Party die Bestellliste auch unter vier Augen mit der Beraterin ausgefüllt. So weiß niemand, ob die andere den Partnervibrator für 150 Euro, das trendige Utensil im Handtaschenformat für weniger als die Hälfte, Körperpuder mit Himbeergeschmack oder gar das schwarze Sexlaken bestellt hat. Ob ich einen Bestellschein ausgefüllt hab? Also alles müsst ihr ja auch nicht wissen …

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