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Mara Mantinger
Veröffentlicht
am 25.03.2014
LebenDas Südtiroler Handwerk

Sprungbrett Handwerk

Veröffentlicht
am 25.03.2014
Die Anzahl der Lehrlinge im Handwerk in Südtirol steigt. Wie sieht diese Ausbildung aber genau aus? BARFUSS hat nachgefragt.
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„Zur Zeit wird der Wert des Handwerks wiederentdeckt“, sagt Hannelore Schwabl, LVH-Mitarbeiterin. „Und das mit gutem Grund. Immerhin hat man mit einer Berufsausbildung sehr gute Berufsaussichten und Karrieremöglichkeiten.“ Während man seit dem Jahr 2000 noch eine langsame, aber stetige Abnahme der an einer Handwerksausbildung interessierten Jugendlichen verzeichnen konnte, sind die Lehrlingsverträge gerade in den Krisenjahren wieder gestiegen. 4.000 Lehrlinge waren es so etwa im letzten Jahr. Das liegt unter anderem daran, dass auch Matura und Studium keinen Arbeitsplatz mehr garantieren können. Mit einer Berufsausbildung hat man in Südtirol jedoch recht gute Karten – wenn man die erste Hürde, einen Ausbildungsplatz zu finden, überwunden hat.

Lehrlingsbetriebe

Den Ausbildungsbetrieb finden die meisten über Bekanntschaften oder Zeitungsannoncen. Je nach Berufswunsch und Wohnort ist es unterschiedlich schwierig, eine geeignete Stelle zu finden. Während es beispielsweise im Pustertal tendenziell mehr Ausbildungsbetriebe als Lehrlinge gibt, sieht die Situation im Vinschgau weniger gut aus. Und dann hängt es natürlich auch vom Berufswunsch ab, da es bei besonderen Berufszielen natürlich nur sehr wenige Arbeits- und Ausbildungsplätze gibt. Wenn man Schuster, Pferdefachmann oder Weber werden will, gestaltet sich nicht nur die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb, sondern auch der Schulweg schwierig. Seltene Handwerksberufe werden nämlich nur in Österreich oder Deutschland gelehrt. Die Lehrlinge müssen also für den Blockunterricht immer ins Ausland fahren, wo alle Interessenten aus einem größeren Umfeld zusammentreffen, sodass eine Klasse zustandekommt. Die Kosten für die Ausbildung und Unterkunft im Ausland übernimmt dabei das Land.

Schule

Wer hingegen ein etwas konventionelleres Gewerbe wählt, der kann nach der Mittelschule die Berufsschule besuchen. Je nach Berufsausbildung besuchen die Lehrlinge blockweise oder einmal pro Woche die Schule. Für alle Lehrlinge gilt dabei, dass sie 400 Stunden Schule pro Lehrjahr leisten müssen; wer nicht nur drei, sondern vier Lehrjahre vor sich hat, muss im letzten Jahr nur mehr 160 Stunden die Schulbank drücken. Doch was lernen Lehrlinge eigentlich in der Schule? Nehmen wir als Beispiel einen Zimmerer. Ein solcher besucht neun Wochen im Jahr im Blockunterricht die Schule – jeweils fast 40 Stunden pro Woche. Auf dem Stundenplan aller Berufsschüler stehen drei Stunden Deutsch, drei Stunden Gemeinschaftskunde, zwei Stunden Italienisch und eine Stunde Religion. Dazu kommen dann noch 31 Stunden fachspezifische Fächer. Bei einem Zimmerer sind das Fachrechnen, Werkstoffkunde, Arbeitskunde, Fachzeichnen, EDV-Anwendung und Praxis. Die Lehre wird mit der Lehrabschlussprüfung abgeschlossen. Je nach Ausbildungszeit erhält man damit die Qualifikation zur Berufsausübung (drei Jahre) oder ein Berufsbildungsdiplom (vier Jahre).

Der Handwerker-Maturant

Die Berufsausbildung Südtirols ist nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland ein Vorbild. Durch die Berufsmatura gibt es auch bald die Möglichkeit, nach einer Berufsausbildung noch zu studieren – das wertet die Ausbildung zum Handwerker weiter auf. Hannelore Schwabl erklärt, dass es bereits 2017 die erste Berufsmaturaklasse geben wird. „In den vergangenen zwei Jahren sind bereits die ersten Berufsmaturajahrgänge gestartet.“ Die Berufsmatura ist ein Angebot für diejenigen, die das vierte Lehrlingsjahr abgeschlossen haben und noch eins draufsetzen wollen. Im letzten, also im Maturajahr werden die Lehrlinge aller Berufe in gemeinsamen Klassen gebündelt und erhalten Schulunterricht in derselben Form wie andere Oberschüler. In diesem Jahr werden alle allgemeinbildenden Fächer nachgeholt, die in den vier Jahren zuvor auf der Strecke geblieben sind.

Der Weg für Maturanten

Es geht aber auch andersrum. Wenn Maturanten nach dem Abschluss der Oberschule eine Ausbildung absolvieren wollten, hatten sie es lange schwer. Es wurde als ein Rückschritt gesehen. Seit einiger Zeit gibt es nun die Lehre B. Diese ist ein Arbeitsvertrag, der dem Maturanten die Möglichkeit gibt, sich während seiner Arbeit auf einen spezifischen Bereich seines Jobs zu spezialisieren. Das geschieht dadurch, dass der Arbeitgeber sich durch diesen Vertrag verpflichtet, dem Auszubildenden pro Jahr 40 Fortbildungsstunden zu ermöglichen. Die ersten 16 Stunden werden dabei in der Berufsschule absolviert, der Rest kann dann, passend zum Beruf, frei aus allen Fortbildungsmöglichkeiten gewählt werden. Die Lehre B dauert drei Jahre und an ihrem Ende steht kein berufsqualifizierendes Diplom, sondern einfach eine Spezialisierung auf einen bestimmten Arbeitsbereich.

Wie Lehrlinge selbst ihre Berufsausbildung erlebt haben und was sie dazu getrieben hat, teils ungewöhnliche Berufe zu erlernen, gibts in den kommenden Tagen hier auf BARFUSS nachzulesen.

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