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Mara Mantinger
Veröffentlicht
am 20.03.2014
LebenKlettermekka Südtirol

Seillos

Veröffentlicht
am 20.03.2014
Bozen hat seit kurzem eine eigene Boulderhalle – einen Steinwurf von der Kletterhalle Salewa entfernt. Konkurrenz oder Ergänzung?
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Wer im Frühling in unseren Wäldern unterwegs ist, könnte das Glück haben, neben der üblichen Touristenflora und Wanderfauna eine ganz besondere Spezies zu beobachten, die sich mit riesigen Matten auf dem Rücken durch die Natur plagt. Jetzt, wo der Winter sich dem Ende neigt, wagen auch sie sich wieder hinaus: Boulderer. Ihre Zeit im Freien hat begonnen. Die Matratzen-Träger schleppen ihre Matte nämlich nicht zum Spaß durch die Gegend. Ihr Ziel: ohne Seil herumliegende Felsblöcke bezwingen. Die Matte dient als Unterlage, falls sie abstürzen sollten. Doch das Geschleppe müssen Boulderer sich immer seltener antun. Seit der Sport in Europa einen Aufschwung erlebt, schießen Boulderhallen wie Pilze aus dem Boden. Unter anderem auch in der Industriezone in Bozen.

Ropeless

Hundert Meter Luftlinie von der Kletterhalle Salewa entfernt, befindet sich im letzten Stock eines Industriegebäudes die Boulderhalle „Ropeless“. Mit 1.400 Quadratmetern ist die ehemalige Lagerhalle heute eine der zehn größten Boulderhallen der Welt. Die beiden jungen Boulderer Klaus Kerschbaumer und Michael De Paoli haben sie im Herbst dieses Jahres eröffnet. Bei ein paar Feierabendbier (nach dem Bouldern versteht sich) kamen sie auf die „Schnapsidee“, so Kerschbaumer, eine ordentliche Boulderhalle zu eröffnen, da es in Südtirol bis dahin nur kleine Boulderräume in Kletterhallen gab. Was sie von Anfang an dabeihaben wollten: Eine Bar, damit die Boulderer nach oder während ihres Trainings bei einem Bier zusammensitzen und „ratschen“ können. Die Idee zu alldem entstand im Herbst 2012. Eineinhalb Jahre später sitze ich mit Klaus Kerschbaumer in der Bar der Boulderhalle. Im Hintergrund läuft „Royal“ von Lorde, neben uns klettern Boulderer ihre Runden. Und wenn man aus dem Fenster blickt, dann sieht man die Kletterhalle der Salewa.

Kletterzentrum Bozen Süd

Wie ist das, wenn 150 Meter entfernt eine gigantische Kletterhalle mit integrierter Boulderhalle steht? Hat man da überhaupt eine Chance? Klaus Kerschbaumer will die Salewa nicht als Konkurrenz sehen. „Wir haben ein anderes Zielpublikum, Boulderer sind oft reine Boulderer und am Seilklettern nicht interessiert“, sagt er. Es sei vielmehr ein gemeinsamer Kletter-Hotspot entstanden: Manche Kletterer gehen zuerst in die Salewa- und dann nochmal in die Ropeless-Halle. „Wir ergänzen uns eigentlich perfekt. Und wenn man sich zweimal eine Zweistunden-Karte leistet, zahlt man gleich viel, wie wenn man die Tageskarte in einer der Hallen kauft.“

Dennoch fällt es schwer zu glauben, dass die Ropeless-Gründer die Konkurrenz vor der Haustür nicht als solche sehen. Immerhin bewerben sich beide als größte Halle Italiens (einmal für Kletterer, einmal für Boulderer) und haben einen völlig anderen Hintergrund: Während hinter der Salewa-Kletterhalle ein großes, international agierendes Unternehmen steht, das Verluste leicht wegstecken kann, stemmt die Boulderhalle eine Zwei-Mann-Initiative. Nicht nur ihr Herzblut, sondern auch das Ersparte der beiden 27 und 30 Jahre alten Gründer steckt in diesem Unternehmen. Außerdem können sie nur in Teilzeit für ihren Traum da sein, da sie ihrem Beruf weiterhin nachgehen. Klaus Kerschbaumer arbeitet in einem chemischen Labor, Michael De Paoli ist Bauer. Und während die Kletterhalle Salewa vom Land Südtirol eine Million und von der Gemeinde Bozen 400.000 Euro an Untersützung bekam, wurde ihr Antrag auf Beihilfe abgelehnt. Doch Klaus Kerschbaumer scheint deshalb nicht böse zu sein: „Es handelt sich ja um unterschiedliche Ausgangssituationen.“

Aus Hobby wird Beruf – trotz Krisenzeiten

Klaus Kerschbaumer und Michael De Paoli hatten trotz Krise keine Angst, ein Unternehmen zu gründen. „Eigentlich hat man zur Zeit eher gute Bedingungen, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Klaus. „Da viele Firmen nach Aufträgen suchen, ist es leichter, einen guten Preis zu bekommen.“ Und wahrscheinlich haben sie einfach das, was ein solcher Plan am Notwendigsten braucht: Kletter-Idealismus und große Freude an dem, was sie erreicht haben. Die merkt man den beiden Gründern auch an. Klaus und Michael haben große Teile der 8.000 Griffe und somit der Touren in der Halle mit der Unterstützung einer Gruppe externer Routenbauer selbst gebohrt. So kommen sie immer noch zum Bouldern. „Bloß das Seilklettern ist sich seit Beginn des Projektes nicht mehr ausgegangen“, erzählt Klaus, „das gluschtet mich zur Zeit schon sehr“.

Ihre Mühe zahlt sich aus: Die Erwartungen der beiden sind eingetroffen, die Halle ist besonders nach Feierabend gut besucht und immer wieder wird das Maximum von 400 Boulderern erreicht. Besucher loben die Atmosphäre, in der Bar sitzen fast immer Kletterer, ratschen oder schauen sich die Kletter-Clips an, die an die Wand projiziert werden. Und manchmal ist auch eines der Videos dabei, das Klaus und Michael beim Bohren der Touren zeigt.

Hinweis: Die Boulderhalle ist mittlerweile dauerhaft geschlossen.​

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