BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
BARFUSS LogoSüdtiroler Onlinemagazin

Support Barfuss

Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus

BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
Mara Mantinger
Veröffentlicht
am 11.03.2014
LebenStudieren in Südtirol

Partyraum & frische Brötchen

Veröffentlicht
am 11.03.2014
17 Prozent der Studenten in Südtirol kommen aus dem Ausland. Wie wohnen sie? Und warum haben sie sich für Südtirol entschieden?
Damit BARFUSS weiterhin hinterfragen, aufklären, erzählen und berühren kann, brauchen wir DEINE Unterstützung!
Werde Teil unserer Community.
Teile unsere Story
img_2393.jpg
Philipp Piazzi und Manuela Forer

Luxus, purer Luxus, dachte sich Manuela Forer, als sie vor einigen Jahren durch die Bozner Universität ging. Ihre Eltern hatten sie überzeugt, sich bei einem Südtirol-Urlaub die Uni anzusehen und ihren Entschluss, nicht in Südtirol studieren zu wollen, noch einmal zu überdenken. Die Münchnerin hatte das nämlich kategorisch ausgeschlossen. „Aber die LMU ist ja nichts dagegen“, erzählt sie mir, „die ist dunkel und alt und in den Gängen riecht es nach Pisse.“ Ihr Widerwillen gerät endgültig ins Wanken, als ihr ihre Cousine noch das Studentenwohnheim St. Benedikt zeigt, in dem diese damals wohnte. Heute wohnt Manu dort und studiert Wirtschaft und Management. Bei einem Rundgang durch ihr Wohnheim erzählt sie, was sie in Bozen sonst noch überzeugt hat.

All inclusive

Einige Meter hinter der Grieser Kirche befindet sich ein eisernes Tor, an dem mich Manu wenige Minuten vorher begrüßt hat. Über einen gepflasterten Weg gelangen wir zum Eingang des Wohnheimes und sie führt mich in ihr Zimmer im ersten Stock. „Es ist zwar nicht groß, aber ich habe ein eigenes Bad“, erzählt sie. Mit den anderen zwanzig Bewohnern des Stockwerkes teilt Manu sich eine Gemeinschaftsküche, die täglich vom Reinigungspersonal geputzt wird. Doch das ist nicht der Grund, warum sich alle Wohnheimbewerber um dieses Studentenhaus reißen. Der liegt zwei Stockwerke tiefer, im Keller. Dort gibt es alles, was ein Studentenherz begehren kann: Partyraum mit Bartheke, Calcetto und Tischtennis, Fitnessraum, Musikraum mit Instrumenten, Lernraum und, last but not least, ein Hallenschwimmbad. Außerdem gibt es jeden Morgen Frühstück mit frischen Brötchen im Frühstückssaal. Und das für nur 295 Euro im Monat. Ich denke an mein zehn Quadratmeter großes WG-Zimmer in Heidelberg, wofür ich monatlich 320 Euro bezahle und frage mich, was ich falsch gemacht habe.

Wohnungsmarkt

Aber nicht alle Studenten haben solches Glück mit ihrer Unterkunft. „Bevor ich hier eingezogen bin, habe ich in mehreren WGs gewohnt. Die sind sehr teuer. Ich habe zwischen 350 und 450 Euro Miete für ein Zimmer bezahlt. Für Wohnungen, die echt nicht zu den schönsten gehören“, erzählt Manu. Dafür gibt es einen Grund: Vermieten Wohnungsbesitzer ihre Wohnungen an Universitätsstudenten, kommen sie in den Genuss von Steuervergünstigungen. Diese Wohnungen sind jedoch oft alt und in einem schlechten Zustand. So war es auch bei ihr: Weil es in ihrer WG von heraushängenden Stromanschlüssen nur so wimmelte und ein kaputter Boiler für kaltes Wasser sorgte, weigerte sie sich die Kaution zu überweisen, bis alles wieder in Ordnung gebracht sei – der Vermieter verzichtete auf die Kaution. In solchen Wohnungen wohnen viele Kommilitonen, erzählt mir auch ihr Freund Philipp Piazzi aus dem Trentino, der in Bozen gerade seinen Master in Unternehmensführung und Innovation macht. Doch um eine schöne und bezahlbare Wohnung in der Landeshauptstadt zu ergattern, muss man als Student früh aufstehen. Er hat wie Manu einen Platz im Studentenwohnheim St. Benedikt bekommen, ist vorher aber zwei Jahre von Tisens nach Bozen gependelt. Als er sich vor vier Jahren für ein Heimzimmer bewarb, fand die Anmeldung noch persönlich statt. Er stand um fünf Uhr morgens in Bozen vor dem zuständigen Landesamt und bekam als einer der letzten einen Platz. „Das war es eindeutig wert. Das Studentenleben beginnt erst, wenn man in der Stadt, in der man studiert, auch wohnt. Erst dann kann man sich richtig engagieren.“ Seit seinem Umzug sitzt Philipp im Vorstand des Sportclubs SCUB und des Alumni-Clubs. Außerdem organisiert er, zusammen mit Manu und anderen Kommilitionen, die Snowdays der Universität Bozen.

Warum Uni Bozen?

Doch zurück zu Manu. Beeindruckt von der Ausstattung der Uni hat sie sich damals mit den Studiengängen und den Besonderheiten der Uni auseinandergesetzt. „Ich war mir relativ unsicher, was ich studieren soll, habe mich aber für Wirtschaft entschieden. Mir war klar, dass das viele studieren und dass man sich bei diesem Fach irgendwie von all den anderen Wirtschaftsstudenten abheben muss. Und die Uni Bozen bietet etwas Einzigartiges: die Dreisprachigkeit.“ Und tatsächlich ist das der Grund Nummer eins, warum ausländische Studenten Bozen wählen. Manu: „Wenn ein Arbeitnehmer zwischen einem Bewerber, der drei Sprachen spricht, und einem Bewerber mit höheren Noten auswählen muss, nimmt er den mit den größeren Sprachkenntnissen. Ich kann nicht verstehen, warum manche Südtiroler diese Dreisprachigkeit nicht schätzen. Ich kann es zwar irgendwie nachvollziehen, aber nicht verstehen.“ Wird diese Dreisprachigkeit an der Uni aber auch richtig gelebt, oder freunden sich Deutsche nur mit Deutschen und Italiener nur mit Italienern an? Manu und Philipp sind sich einig: Sie wird gelebt. Je nach Situation wird einfach Italienisch, Deutsch oder Englisch gesprochen. Auf ihrem Stockwerk im Studentenwohnheim wohnen beispielsweise fast nur Italiener. Mit ihnen wird zwar meist Italienisch gesprochen, aber sie sind auch sehr am Südtiroler Dialekt interessiert: „Die meisten verwenden für bestimmte Sätze immer dialektale Ausdrücke wie zum Beispiel ‚Kimsch?‘. Zwei haben sich sogar einen blauen Bauernschurz gekauft“, erzählt Manu grinsend. „Und die kommen aus Süditalien.“

Dienste

  • News
  • Wetter
  • Verkehrsbericht

BARFUSS


Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support

© 2023 SuTi GmbH
© 2023 SuTi GmbH . Rennstallweg 8 . 39012 Meran . MwSt: 02797340219
DatenschutzCookiesImpressum