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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 25.11.2015
LebenWir Ypsiloner

Generation Selbstbefriedigung

Veröffentlicht
am 25.11.2015
Wir wissen, wie er sein soll und wo wir ihn finden, den Sex. Trotzdem machen wir's uns lieber selbst.
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Sex ist Thema bei uns Ypsilonern. Wir reden gerne, viel und vor allem offen darüber. Ich würde fast sagen, dass wir die schönste Sache der Welt manchmal dadurch sogar zerreden. So wie vor Kurzem, als ich beim Weggehen irgendwie wieder in das Sex-Gespräch geraten bin und mein Gegenüber eine Aussage gemacht hat, die mich bis heute nicht mehr losgelassen hat: „Den besten Sex habe ich sowieso mit mir selbst.“

Sind wir wirklich schon so weit, dass die Selbstbefriedigung mit Mitte 20 den echten Sex ablöst? Oder sind wir trotz der ganzen Offenheit einfach nur nicht fähig dazu, laut auszusprechen, was wir gerne mögen, um dann den Sex zu kriegen, der uns auch gefällt? Eigentlich sollten doch gerade jetzt die Jahre sein, in denen wir uns kennenlernen und uns auf der Suche nach dem besten Sex austoben. Was läuft hier also verkehrt?

Generation Oversexed and Underfucked

Dass wir unfähig sind, zu lieben, das hatte ich ja bereits am Anfang meiner Kolumne festgestellt. Aber, dass wir auch nicht mehr fähig sind, guten Sex zu haben, das haut mich nun wirklich aus den Socken. Dabei scheint das ein ernstzunehmendes Ypsiloner-Problem zu sein.
Generation Porno, Generation Tinder, Generation Oversexed and Underfucked. Was das Liebesspiel betrifft, müssen wir Ypsiloner uns ganz schön was anhören. Doch vielleicht steckt hinter der Kategorisierung dieses Mal doch ein Funken Wahrheit. Das Internet behauptet nämlich, die Technologie mache unseren Sex kaputt. Tinder-Treffen, After-Sex-Selfies und leicht zugängliche Pornos seien nur einige der Feinde unseres Sexlebens.

Ich behaupte, dass wir schlicht und einfach überfordert sind von der ganzen Übersexualisierung. Heutzutage handeln Buchbestseller von Fesselspielen, Werbeplakate bewerben mehr Haut als sonst was und beim Zappen durch die Fernsehkanäle kann man fast von Glück sprechen, wenn man einmal nicht auf leichtbekleidete Damen trifft, die gerade ihren Bachelor im Whirlpool knutschen oder sich nackt auf irgendwelchen Inseln kennenlernen. Mit Sex ist unsere Generation sozusagen aufgewachsen. Mussten unsere Eltern sich noch in die Kinos schleichen, um bei „Auf der Ålm, da gibt’s koa Sünd“ einen Nippel zu erahnen, werden wir von klein auf mit Nacktheit und Gestöhne zugeknallt. Wie der ideale Sex auszusehen hat, wissen wir lange bevor uns überhaupt Schamhaare wachsen.

Sex als Rettungsanker

Während dieser Sex also aus allen Richtungen auf uns einrieselt, vergessen wir ganz, was eigentlich dahinter steckt. Und unsere persönliche Sexualität wird in den Fluten dieser Sexualisierung einfach mitgerissen. Der Rettungsanker wäre hier wohl höchstens noch richtig guter Sex. Der, bei dem man am liebsten im anderen verschwinden würde. Der mit der Liebe eben. Doch weil wir das mit der Liebe noch üben müssen, wird das mit der Rettung aus den Sex-Fluten wohl auch nichts werden.

Was bleibt, sind Ypsiloner, die vor lauter bam bam bam die Lust an der Lust verloren haben. Anstatt offener zu werden und noch mehr Sex zu haben, haben wir offensichtlich gar keinen mehr. Oversexed und underfucked eben.
Prüde wie die Bunnies werden wir deshalb noch lange nicht. Aber scheinbar begnügen wir uns in der Zwischenzeit einfach lieber mit uns selbst. Während Selbstbefriedigung im Mittelalter noch als Sünde galt und damit gedroht wurde, es könne zur Erblindung führen, wissen wir den Sex mit uns selbst heute wohl zu schätzen. Das belegt sogar die ASTAT in ihrer Jugendstudie. Ganz Ypsiloner-like geben wir uns also mit nichts zufrieden, was uns nicht befriedigt. Und solange das nicht der Fall ist, machen wir’s uns lieber selbst. Egal ob im Bett oder im täglichen Leben.

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