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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 07.05.2014
LebenFestivalreportage

Die Sonnenseite des Lebens

Veröffentlicht
am 07.05.2014
Harte Riffs, knallende Drums und tosende Fans. Das Sunside Festival in Villanders war der Auftakt der heurigen Festivalsaison. BARFUSS hat mitgerockt.
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Die Stimmung kocht, als der Bassist der harten Rockband Midriff kleine grüne Schnapsflaschen mit einem abgebildeten Hirschkopf an die Headbanger in den ersten Reihen verteilt. Zu dritt stehen die Österreicher auf der Bühne und heizen dem Publikum ordentlich ein. Harte Riffs, knallende Drums und die raue Stimme des Sängers sind mit ein Grund, dass der Festplatz nach elf Uhr abends immer voller wird. Die Besucher lassen sich von den rockigen Tönen mitreißen. „Die Musik und die Atmosphäre sind super“, brüllt Thomas, einer der vielen Festivalbesucher, um die Lautsprecher vor der Bühne zu übertönen. Gemeinsam mit Valentina steht er hinter dem Absperrgitter vor der Bühne. Sein halber Arm ist bedeckt mit Stoffbändern etlicher Festivals. Ein eingefleischter Feten-Gänger also. Auch für Valentina ist das Sunside Festival ein Pflichttermin. „Jeder hat Spaß und schenkt einem gerne ein Bier“, sagt sie mir laut ins Ohr und lacht.

Sunside im Regen

Einige Stunden vorher. Wir sind nach langer Autofahrt vom Ultental in Villanders angekommen. Es ist knapp sechs Uhr abends. Es wird mein erster Besuch des Sunside Festivals, obwohl ich im Sommer gerne und viel auf Festivals unterwegs bin. Irgendwie ging das Sunside immer unter in meiner Festivalplanung. Schade, denn es hat sich absolut gelohnt.
Der Parkplatz ist klein, aber wir sind früh dran, ein freier Platz ist gesichert. Dann geht es hinunter auf den Festplatz. Wir bekommen ein Bändchen um, gehen durch die Securitykontrolle, die uns zwar nicht, aber die Rucksäcke der anderen Besucher dafür umso strenger kontrolliert.
Der Festplatz, normalerweise der Dorfplatz, ist klein und gepflastert. Anders als bei anderen Festivals, aber durchaus mit gewissem Charme. Zumal er auch überdacht ist. Zum Glück, denn das Wetter spielt heute nicht ganz mit. Sunside im Nieselregen. Aber das stört hier keinen. Die erste Veranstaltung der Südtiroler Festivalsaison ist ein Muss für alle Besucher. So sieht es auch Claus Stecher, der Sänger der Punkrock Band Average. „Wenn wir nicht spielen würden, wären wir als Gäste hier“, sagt er und lächelt.

Lea und Nadin

Vorbei an einer Chillecke, führt ein Weg hinunter auf den nahegelegenen Zeltplatz. Wer schon auf einigen Festivals war, weiß: Hier geht oft die größere Party ab, als auf dem Festplatz. Zumindest zum Vorglühen ist der Zeltplatz beliebt. Auch für die Freundinnen Nadin und Lea. Sie haben ihr Zelt bereits aufgeschlagen. „Es ist einfach geil, es war letztes Jahr schon geil“, sagt Lea. Ihre Freundin stimmt ihr zu, obwohl ihre Schuhe durch den Matsch auf dem Zeltplatz schon um acht Uhr „im Arsch sind“.

Wie erwartet ist fast der ganze Platz bereits gefüllt. Und zwar mit kleinen und großen Zelten auf aufgeweichtem Boden, mehr oder weniger angetrunkenen Feierwütigen und mit vielen mitgebrachten Dosen Bier. Hier treffe ich zwei Jungs, die schon ziemlich gut drauf sind. Auf die Frage, was ihnen hier am besten gefalle, lachen die beiden. „Das Tolle hier sind die Menschen“, sagt Sebastian. „Und das Bier“, säuselt Patrick und erkundigt sich, ob er für die Beantwortung dieser Frage nachher Freigetränke bekomme.

Feiern für den guten Zweck

Zurück auf dem Festplatz, wo sich die erste Band einstimmt, erzählt uns Verena Baumgartner, die erst 16 Jahre alt ist und bereits das dritte Jahr mithilft das Sunside zu organisieren, die Geschichte des Benefiz-Festivals. Die Idee hinter Sunside sei, Jugendliche die sich auf der Schattenseite des Lebens befinden, Sonnenstrahlen voller Hoffnung zu schicken. Für verschiedene Organisationen konnten seit 2007 bereits über 50.000 Euro gesammelt werden. „Dieses Jahr geht der Erlös nach Guatemala“, sagt Verena. Auch Alex und Aaron, zwei Festivalbesucher, finden die Spendenaktion super. Sie sind genau deswegen hergekommen.
Als die ersten Takte der jungen Band erklingen, strömen immer mehr Leute auf den Festplatz. Wir lauschen einer Weile den jungen Künstlern von The Nightmare.
„Es ist toll dabei zu sein und mitzuhelfen“, sagt Verena während wir Richtung Backstage-Bereich gehen. Neben etwa fünfzehn Organisatoren im Alter zwischen 16 und 25 Jahren helfen jedes Jahr auch mehr als fünfzig freiwillige Helfer mit, das Sunside auf die Beine zu stellen.

Jetzt treffen wir dank Verena, die uns überall hineinschleust, zwei Bandmitglieder von Midriff. Nette Jungs mit hartem Sound. Es ist nicht ihr erstes Festival in Südtirol, aber ihr erstes Mal auf dem Sunside. Paul Henzinger und Jeremy Lentner sind begeistert vom Gelände. „Es ist lässig. Ein trockenes Festival bei Regenwetter, das ist geil“, sagt Jeremy und lacht. Die Idee, dass der Erlös gespendet wird, finden beide super. „Wir bekommen weniger Gage, aber unterstützen solche Sachen immer gerne“, sagt Paul.

Rock, Reggae und Sonnenstrahlen

So langsam haben wir Hunger. Neben Hamburger, Bratwurst und Pommes, dem üblichen Festivalrepertoire, gibt es hier auch Crêpes. Die zwei Jungs im Fass machen ihre Arbeit guut und sind dementsprechend gut besucht. Auch für vegetarische Gäste, die mal keine Lust auf Pommes haben, sind die dünnen Eierkuchen mit Nutella, Kokos- und Haselnussflocken eine gute Alternative. Während wir uns mit den Crêpes-Königen unterhalten, beginnt nach Average und Midriff die fünfte und letzte Band für heute zu spielen. Diesmal rhythmischer Sound von Rebel Rootz für alle Reggae-Fans. Neben Rasta tragenden Tänzern und Securitys, stehen auch Arbeiter des Weißen Kreuzes am Rand der Bühne. Die langhaarigen Metaler stehen nun bevorzugt in den hinteren Reihen. Ich kann auch beim letzten Act noch nicht sagen, bei welcher Band die Stimmung auf dem Höhepunkt ist. Jede einzelne riss das Publikum mit sich. Während einige Festivalbesucher immer aus einem gewissen Sicherheitsabstand das Geschehen betrachten oder in Ruhe der Musik lauschen, gibt es bei jeder Band tanzfreudige, grölende, headbangende, ausflippende Leute, die richtig abgehen.

Nach dem Schluss auf dem Festivalgelände geht es auf dem Zeltplatz für die harten Partyleute noch weiter. Es wird gefeiert bis in die Morgenstunden, so stelle ich es mir zumindest vor, denn ich fahre wieder nach Hause. So ganz untypisch für ein Festival. Die Freundinnen Romana und Pia, die hier auch die Sonnenseite des Lebens feierten, bringen den Grund für ihren Festivalbesuch passend auf den Punkt: „Es hat einfach Tradition.“ Und ich weiß: Nächstes Mal, da bin ich mir sicher, kommt ein Schlafsack mit. Zu gerne wären wir noch geblieben und hätten am Samstag weitergefeiert.

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