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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 08.07.2014
LebenEin Tag in ...

Alles Tscheggl?

Veröffentlicht
am 08.07.2014
Woher kommt der Name Tschögglberg? BARFUSS wollte es genau wissen und hat sich auf dem Bergrücken zwischen Meran und Bozen auf Spurensuche begeben.
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Eines vorweg: Der Tschögglberg ist der Bergrücken der Sarntaler Alpen zwischen Bozen und Meran. Hafling, Vöran, Mölten und Jenesien gehören dazu, sagt mir meine Recherche auf Wiki. Bisher habe ich mich aber nie mit dem Tschögglberg beschäftigt, muss ich zugeben. Ich denke mir: Kommen dort die Tscheggl her? Das behalte ich aber lieber für mich, als Ultnerin und Golffahrerin kann man sich solche Aussagen nicht erlauben.
Und überhaupt: Was ist schon ein Tscheggl? Interpretationen gibt es viele, aber „einen Tscheggl zu beschreiben erscheint unmöglich“, sagt Markus „Dor Doggi Sing” Dorfmann. Seine „Hymne an die Tscheggl” besetzt den ersten Platz, wenn man den Begriff googelt. „Es gib zu wianig Tscheggl, mir brauchn no viel mear …“, singt er im Video typisch klischeehaft in einer Ape. Er bohrt in der Nase und singt vom Berg-, Dorf-, Stadt-, Land-, Bauern- und Discotscheggl. Es gebe sie überall. Vielleicht kommt der Name Tschögglberg also doch vom Tscheggl?

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Mehr Touristen als Einheimische

Über Meran fahre ich Richtung Hafling. Es geht bergauf, durch Wälder hindurch, an Wiesen vorbei. Auf einigen liegt die Heuernte. Ich fahre durch das erste Dorf hindurch nach Vöran. Dort liegt das bekannte „Knottnkino“, den über 30 Kastanienholz-Sitzplätzen am Rotstein-Kogel, von denen man aus das Etschtal und andere Seitentäler erblicken kann. Es ist sonnig, aber dennoch sind einige dunkle Wolken am Himmel, das Knottenkino fällt heute wohl aus. Ich parke im Dorfzentrum. Als ich aussteige, fällt mir als erstes die erstaunliche Ruhe auf. Der Ort ist menschenleer. Das kenne ich bereits aus anderen Dörfern und beschließe in der Bar „Veranum” nach Einheimischen zu suchen, die mir vielleicht erklären können, warum das Gebiet hier den Tschögglberg heißt. Fehlanzeige. Die Bar hat geschlossen, sucht neue Pächter. Auch die Seilbahnbar ist zu, Ruhetag. Hier treffe ich einen jungen Mann. Während er sein belegtes Brot isst, frage ich ihn, was es hier denn so gibt. „Nur Landschaft“, antwortet er und lacht. Wieso das Gebiet diesen Namen trägt, weiß er nicht.
Im Gasthof „Zum Grünen Baum“ neben dem Fußballplatz sitzen mehr Touristen als Einheimische. Es sei die einzige Bar, die zurzeit hier geöffnet ist, verrät mir die junge Kellnerin, die den Sommer über hier arbeitet. Sie kommt übrigens auch aus dem Ultental, die Welt ist klein, denke ich mir. Hier ist also ein Treffpunkt für Jung und Alt. Ich merke nicht viel davon, bin wohl zur falschen Tageszeit hier. Nur ein paar älteren Herren sitzen am Tresen in der Bar, sie reden angeregt über ihre Haflingerpferde. Überhaupt ziehen sich die fuchsfarbenen Pferde mit ihrer weißen Mähne durch den ganzen Tschögglberg.

Von Hinterwäldlern und Haflingern

Bei meinem kurzen Abstecher nach Mölten komme ich dank dem Tourismusverein der Antwort auf meine Frage schon etwas näher. Die Dorfchronistin Marianne Hofer hat für ein kleines Büchlein recherchiert. Demnach stammt der Name Tschögglberg nach letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge tatsächlich vom Menschen, der dieses Mittelgebirge bewohnt. Ein „Tschöggl“ sei ein „schwerfälliger Mensch“ oder ein „Hinterwäldler von nicht gerade feinem Benehmen“. Im Gegensatz zum Städter fiel der Bergbewohner damals durch seine einfache Kleidung, seinen schweren Gang und die Andersartigkeit auf. So soll es zumindest in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch gewesen sein, als man die Bewohner noch Tschögglberger genannt hat. Heute hören sie das nicht mehr so gerne, wird mir gesagt. Einer anderen Ableitung zufolge stamme der Begriff von den „Tschoggln“ an den Hüten. So ganz einig ist man sich also doch nicht.
Die letzte Station am frühen Abend, bevor ich den Tschögglberg verlasse, ist das Streudorf Hafling. Auch hier steht wie in den anderen Dörfern in großen weißen Buchstaben der Ortsname, daneben standesgemäß zwei Haflinger Pferde. Mit denen wird natürlich besonders im 724-Seelen-Dorf kräftig die Werbetrommel gerührt, die Rasse wurde ja schließlich auch nach dem Dorf benannt.

Landschaft und nette Leute

Ich sehe mich ein wenig um. Neben dem Messnerwirt, das ist übrigens nicht etwa eine urige Bar, sondern ein Vier-Sterne-Hotel, treffe ich einen Feuerwehrmann. Ob hier immer so wenig Leute seien, frage ich. „Die arbeiten alle auswärts“, antwortet er und bestätigt damit meine Vermutung.
Mein letzter Abstecher wird die „Platzl Bar“. Hier gibt es nicht viele Gäste, dafür eine äußerst leckere Pizza, gelbe Sonnenschirme und eine tolle Aussicht. Ich bin müde vom vielen Fahren. Von Mölten bis Hafling sind es alleine schon über zwanzig Kilometer. Ich trete wieder die Heimfahrt in meinem 25-jährigen roten Golf an.
Tscheggl hin oder her: Der Tschögglberg ist eine Gegend, die vom Tourismus lebt und ein beliebtes Wanderziel ist. Mich hat der Bergrücken sicherlich nicht das letzte Mal gesehen.

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