BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
BARFUSS LogoSüdtiroler Onlinemagazin

Support Barfuss

Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus

BARFUSS LogoDas Südtiroler Onlinemagazin
Gustav Hofer
Veröffentlicht
am 20.06.2013
MeinungGesichter Italiens

Wahre Schnäppchen

Veröffentlicht
am 20.06.2013
Die andere Seite der Krise: Eine Immobilienmaklerin verkauft Luxusvillen.
Damit BARFUSS weiterhin hinterfragen, aufklären, erzählen und berühren kann, brauchen wir DEINE Unterstützung!
Werde Teil unserer Community.
Teile unsere Story
italien-b-02_1.jpg

Zypressen säumen die kerzengerade Schotterstraße inmitten einer unberührten Hügellandschaft. Das frische Morgenlicht gibt der Szenerie noch eine Extraportion Farbe. Toskana pur, wie im Reisekatalog. Am Horizont erscheint ein neuer, weißer Fiat 500, er kommt mir auf der Straße entgegen.

Am Steuer sitzt Daniela, keine 40 Jahre alt, ihre grünen Augen versteckt sie hinter schicken Sonnenbrillen. Ihre Jacke sitzt eng, der Rock ist kurz, die hohen Absätze der Lederstiefel erscheinen mir eher unbequem für die Tour, auf die mich Daniela mitnimmt. Die junge Frau aus Arezzo, die heute in Florenz lebt, ist ihr eigener Boss. Seit Jahren verkauft sie Immobilien, Luxusvillen jeglicher Art, die alle eines verbindet: Ihr Mindestpreis beginnt bei zwei Millionen Euro.
Nach jahrelanger Krise läuft das Geschäft jetzt wieder gut. Des einen Freud, des anderen Leid. Denn in Zeiten von Wirtschaftskrise und zusätzlichen Steuern haben auch die reichen Italiener damit begonnen, ihre Zweit- oder Dritthäuser zu verkaufen. Deshalb gibt es derzeit ein Überangebot an Luxusvillen, was die Preise wiederum fallen hat lassen. Es lebe der freie Markt. Russen, Deutsche, Israelis und Amerikaner freuen sich über solche „Schnäppchen“ und Daniela kann ihnen einiges bieten.

Unsere erste Station ist die Villa Opera. Der Prachtbau auf einem Toskanahügel gehörte jahrzehntelang einer reichen Industriellenfamilie aus Siena, die ihren Wohlstand dem Geschäft mit der Keramik verdankte. Jetzt ist der Markt eingebrochen. Die Villa aus dem 18. Jahrhundert ist heute ein Luxus, den sich die Familie nicht mehr leisten kann.
Daniela führt mich durch die 19 Schlaf- und 15 Badezimmer, die für „lächerliche“ 15 Millionen Euro zu haben sind, das Weingut und die 100 Hektar Land sind im Preis inbegriffen. Der Blick über das Chianti-Tal ist überwältigend.
Am besten verkaufen sich die typischen Toskana-Häuser aus Stein, erzählt Daniela. Sie sind von Zypressen umgeben, schlicht und elegant sowie alle mit Schwimmbad. Eine halbe Autostunde weiter, zeigt mir die freundliche Immobilienhändlerin die Casa Grace, zu haben für 2,4 Millionen Euro.
Vor allem Deutsche, Franzosen und Briten interessieren sich für solche Schnäppchen, für die man heute fast 30 Prozent weniger auf den Tisch legen muss als noch vor fünf Jahren.

Daniela hat in diesem Segment ihre Hauptklientel gefunden. Nur mit ausländischen Kunden lasse sich Geschäft machen, sagt sie mir. Es gäbe nie Probleme, auch wenn es um die Bezahlung geht. Außerdem retten diese neuen Toskana-Liebhaber die Landschaft und das Kulturgut, denn sie pflegen ihre Häuser, traditions- und stilgetreu.
Dann setzen wir uns wieder in ihren Kleinwagen und fahren eine der unzähligen Bilderbuchstraßen entlang, der Sonne entgegen, die mittlerweile die Landschaft orangegelb beleuchtet.

Dienste

  • News
  • Wetter
  • Verkehrsbericht

BARFUSS


Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support

© 2023 SuTi GmbH
© 2023 SuTi GmbH . Rennstallweg 8 . 39012 Meran . MwSt: 02797340219
DatenschutzCookiesImpressum