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Magdalena Jöchler
Veröffentlicht
am 18.06.2013
Meinung

Lustige, traurige Stadlwelt

Veröffentlicht
am 18.06.2013
Samstag war Stadlzeit! Die Gefühle schunkelten zwischen Spaß und Trauer, die Einschaltquote war schon lange nicht mehr so hoch. BARFUSS war mit dabei.
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Nachdem wir unsere jungen Leser schon mit „Germany`s next Topmodel"- Nachberichten versorgt haben, wollen wir endlich auch mal dem älteren Publikum was bieten und haben uns dafür den Samstagabend mit dem Musikantenstadl versüßsauert. Zum Auftakt im Hauptabendprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, wird erst mal ein Bierfass angestochen. Das lässt sich Moderator Andy Borg natürlich nicht nehmen und greift selbst zu Holzhammer und Zapfhahn. Drei Schläge, dann soll es eigentlich o'zapft sein, nicht so bei Andy. Weitere dreizehn Mal hämmert er auf den Zapfhahn ein, die Musikkapellen marschieren schon in den Saal, endlich sitzt das Ding. Das Bier strömt in die Masskrüge, der Moderator springt vor Freude auf und ab, schwingt den Holzhammer. Für ihn ist jetzt Weihnachten und Ostern zugleich – wie wohl bei jedem Stadl. Gut gelaunt spaziert er grinsend durch die Menschenmengen, trällert live den Stadlhit „Es ist Stadlzeit", grinst, schüttelt Hände, grinst, winkt, grinst. Schon jetzt sehnt man sich ein Playback herbei.

Der Austragungsort dieses Spektakels, die Saturnhalle in Ingolstadt, ist der Gastgeberstadt entsprechend ganz auf Bayern getrimmt: Hellblau-weiß karierte Tischdecken, Bier aus Masskrügen (allerdings nur dreiviertel voll) und bayrische Brotzeit. 4,44 Millionen Zuschauer haben alleine in Deutschland eingeschaltet, in Österreich waren es 546.000 – Sex and the City und die Bee Gees-Doku waren aus dem Rennen. Das letzte Mal hatte der Stadl eine solche Quote vor zwei Jahren. Grund für die vielen Zuschauer war auch der Spendenaufruf für die Opfer des Hochwassers. Und der war es dann auch, der die Stadlfamilie drei Stunden lang zwischen himmelhoch jauchzend und vor Mitleid triefend hin und her taumeln ließ.

Florian Fesl und die „Ursprung Buam" eröffneten den Reigen der leeren Frasen. Als Stefanie Hertel die Bühne betritt, ist dann auch die kinderbetreuende, starke Karrierefrau mit weichem Herz in der Stadlfamilie angekommen. „Sie schmeißt den Haushalt, da ist keine Pause drin. Nebenbei ganz lässig ist sie Bürgermeisterin. Frauen können stark sein, doch sie träumen von einem Mann. Bei dem man ab und zu auch mal richtig schwach sein kann. […] Sie ist der Boss in der Firma, da ist keine Pause drin", heißt es in Hertels neuem Hit „Frauen können stark sein". Dazwischen wieder Spendenaufrufe, Menschen erzählen ihre Geschichten und werden von Andy Borg zutiefst bemitleidet: „Wie ist es für die Hausfrau, die heimkommt? Erkennt man da sofort, dass der Arbeitsplatz und alles was du brauchst, nass ist?"

Ein paar Sätze später fordert Borg das Publikum, seine Familie, zum Applaus auf. Es geht weiter mit lustig. Semino Rossi, Andreas Gabalier und Richard Clayderman sind dran. Danach heißt es wieder runterkommen, Mitleid. In der musikalischen Darbietung von Profikoch Alfons Schuhbeck verschmelzen die zwei Gefühlszustände schlussendlich zu einer Einheit: Zu den Gitarrenklängen von „Mari Lou" werden Bilder von Flutopfern und deren Helfern gezeigt. Nach drei Stunden auf und ab, endet der Gefühlskrieg mit zwei positiven Aspekten: Der Großteil war stimmlich tragbar weil Playback, und es wurden 1,7 Millionen Euro für die Betroffenen des Hochwassers gesammelt.

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