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Lenz Koppelstätter
Veröffentlicht
am 11.10.2013
Meinung865 Kilometer

Der Südtirol-Reflex

Veröffentlicht
am 11.10.2013
Markus Lanz und ich: Was verbindet uns – außer dieselbe Heimatprovinz?
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„Wetten, dass..?“ war am vergangenen Wochenende sehr südtirolerisch, wenn man so will. Der Pustertaler Markus Lanz moderierte, die Außenwette fand am Kalterer See statt. Ich bin am Kalterer See aufgewachsen, mit dem Kalterer See verbindet mich sehr viel. Mit Markus Lanz verbindet mich nichts, außer, dass wir beide aus Südtirol kommen. Und doch ist das dann schon wieder sehr viel mehr als man glaubt.

Südtiroler-Sein, das hat etwas mit Zusammengehörigkeit zu tun. Bei mir gibt es zum Beispiel diesen Südtirol-Reflex. Sobald bei einem Gespräch hier in Deutschland der Name „Markus Lanz“ oder „Reinhold Messner“ oder „Giorgio Moroder“ fällt, sage ich reflexartig: „Der ist übrigens Südtiroler.“ Ganz egal, ob ich den mag oder nicht. Ich weiß nicht warum, aber ich verspüre das Bedürfnis, das kurz zu erwähnen.

Ach, ihr Tiroler, sagen meine deutschen Freunde immer. Ihr seid doch alle gleich und ihr seht euch auch alle ähnlich. Das war mir bis dahin noch nie aufgefallen. Asiaten sehen sich in meinen Augen ähnlich, Schwarzafrikaner – aber Tiroler? Ihr habt die gleichen Gesichter, sagen meine Freunde, das markante Kinn, diese Skilehrer-Gesichtszüge. So wie Luis Trenker, so wie der Typ auf dem Almdudler-Etikett, so wie Markus Lanz eben. Da wird wohl was dran sein: Tatsächlich hat sich einmal eine asiatische Kommilitonin bei mir dafür entschuldigt, mich nicht gegrüßt zu haben. „Ihr Europäer“, sagte sie, „ihr seht euch alle so ähnlich.“ Tiroler sehen sich demnach wohl noch ähnlicher.

Mittlerweile glaube ich da selber dran. Bei den letzten Facebook-Doppelgänger-Wochen (bei denen alle im Freundeskreis ein Profilbild von Promis hochladen, denen sie angeblich ähnlich sehen), da habe ich ein Bild von Markus Lanz hochgeladen und dafür total viele Likes bekommen.

Vor ein paar Tagen mit Willi in einer Kneipe im Bezirk Neukölln: Willi ist ein alter Schulfreund, der auch in Berlin lebt. Wir trinken Wein und reden über unser Leben in Berlin – und natürlich auch über Südtirol. Willi kommt aus Salurn. Ich aus Tramin. Nachbardörfer. „Südtiroler, was soll das sein?“, sagt Willi. Mit Markus Lanz und dem Pustertal habe er nichts zu tun. „Ich verstehe die Pusterer nicht einmal, wenn die reden“, fährt er fort. Pusterer seien sehr viel mehr Österreicher als wir Unterlandler. Wir seien sehr viel mehr Trentiner.

Wahrscheinlich hat Willi recht. Trotzdem steckt dieses Südtiroler-Sein-Ding tief in uns drin. Europäer, Tiroler, Südtiroler, Unterlandler. Je weiter man jedoch eintaucht in den Mikrokosmos, desto mehr Unterschiede entdeckt man.

Da sitze ich mit Willi in der Neuköllner Kneipe – ein Salurner und ein Traminer. Der eine spricht salurnerisch, der andere traminerisch (jeder Satz, jedes Wort klingt da anders), nur ab und zu rutscht uns beiden ein „Nö“ oder eine hochdeutsche Formulierung in den Dialekt. Ringsherum versteht uns kein Mensch, vom Nachbartisch fragt einer, ob das Schweizerdeutsch sei, was wir da sprechen. „Nein, Südtirolerisch“, sage ich der Einfachheit halber. „Wir kommen aus Südtirol, das ist in den Alpen, wo die Dolomiten sind, wo auch Markus Lanz herkommt.“

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