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Veröffentlicht
am 01.06.2017
Leute„ProActive Südtirol“ im Selbsttest

Gemeinsam schwitzt sich’s leichter

Veröffentlicht
am 01.06.2017
Liegestütze, „Fahndlstehlen“ und brennende Muskeln: BARFUSS hat mit „ProActive“ an der eigenen Fitness gearbeitet. In der Gruppe fällt das eindeutig leichter als allein.
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… in die Liegstütze

Wenn Fabian Untersteiner Fellin zum Training kommt, trägt er in einer Hand eine große, schwarze Sporttasche und in der anderen eine schwer wirkende Musik-Box. Er ist einer von drei Trainern, die „ProActive Südtirol“ ins Leben gerufen haben. Mit neun weiteren Trainern wollen sie an 17 Standorten im ganzen Land mit Gruppentrainings Menschen für Sport begeistern. Dabei bieten sie jeweils zwei Sommer- und zwei Wintereinheiten an.

„Für mich ist Sport ein Teil des Lebens und diese Begeisterung möchte ich gerne weitergeben“, sagt Fabian und stellt die Musik-Box auf dem karminroten Boden des Fußballplatzes ab. Einmal in der Woche trifft er sich hier im Schulhof der deutschen Mittelschule in Eppan mit seinen Gruppen zum Training. Von 18.30 bis 19.30 Uhr zum Power-Training (HIIT) und eine Viertelstunde später zum Body Fit. „Dabei empfiehlt es sich, beim Body Fit Kurs anzufangen und sich über das Zirkeltraining zum Power-Training hochzuarbeiten“, meint Fabian. Weil ich Herausforderungen liebe, stürze ich mich jedoch gleich ins schwerste Training.

Eigentlich hätte ich gedacht, hier lauter sportliche Männer wie Fabian anzutreffen. Derweil trudeln nach und nach immer mehr Frauen in bunten Sportoutfits ein. Unter ihnen finden sich am Ende aber doch zwei Männer. Einer von ihnen ist Karl Lanznaster aus Kaltern. Der Maschinenschlosser hat seit einer Weile Probleme mit dem Rücken. Durch das Training bei „ProActive“ gehe es ihm mittlerweile aber besser.

Während Fabian im Hintergrund die Partymusik aufdreht, erzählt mir Karl, warum er jede Woche zum Power-Training kommt: „Ich mag es, in der Gruppe zu trainieren. Das motiviert mich, auch wenn ich oft müde bin von der Arbeit.“ Dazu überredet, das Gruppentraining auszuprobieren, hat ihn seine Badminton-Partnerin Evi. Sie sitzt neben ihm auf der Holzbank und wartet darauf, dass Fabian mit dem Training loslegt. Evi turnt bereits seit Jahren und mag „ProActive“ auch deshalb, weil die zwei Trainings-Einheiten im Sommer im Freien stattfinden. „Das Training hier steigert meine Ausdauer, das ist ein guter Ausgleich. Vor allem, weil man oft die Zähne zusammenbeißen muss“, sagt Evi und grinst. Was das bedeutet, soll ich gleich noch selbst erleben.

Evi beim Training

Fabian ruft alle zusammen und gibt den Startschuss für die Trainingssession mit Mobilisierungs- und Aktivierungsübungen. Um warm zu werden, laufen wir uns ganz entspannt auf dem Feld ein. Eine Runde die Knie zum Bauch, die nächste Runde die Fersen zum Po. Dann teilt uns Fabian ein rotes und ein grünes Gummiband aus, das wir einmal um die Füße und einmal um unsere Sprunggelenke positionieren. Mit großen, seitlichen Schritten wandern wir damit übers Feld. Bereits nach der zweiten Runde zieht es seitlich in meinen Gesäßmuskeln. Doch Schwächen muss man sich in diesem Training eingestehen und daran arbeiten. „Je weniger gern ihr eine Übung macht, desto öfter solltet ihr sie ausführen“, ruft Fabian und motiviert uns mit einem „Los, letzte Runde!“. Schließlich soll es bei den Trainings genau darum gehen: Die Dinge in die Hand nehmen und nicht untätig auf ihre Erfüllung warten. Proaktiv sein eben!

Zum Glück folgt auf ein Tief immer ein Hoch und die nächste Übung gehört zu meinen Stärken. Aus dem Stand in die Liegestütz-Position, eine Liegestütze machen, dann in die tiefe Hocke und wieder hoch. So „robben“ wir in zwei Reihen über den Platz. Fabian dreht die Musik lauter, sodass der Bass bis in die Muskeln zu spüren ist. Nach zwei Längen werden wir erlöst und mit einem Auflockerungsspiel belohnt. „Heute versetze ich euch zurück in die Kindheit – wir spielen Fahndlstehlen‘“, ruft Fabian und die erschöpften Gesichter strahlen wieder. Wir stehen einem Partner gegenüber und greifen – je nachdem, welche Farbe Fabian laut ausruft – nach dem Gummiband zwischen uns. In der nächsten Runde wiederholt sich das Spiel, diesmal aber mit Rechenaufgaben. Rechengenies sind wir offensichtlich keine, denn einer nach dem anderen läuft beim falschen Ergebnis los.

Jetzt folgt der zweite Teil des Trainings. „Das funktionelle Krafttraining ist mit intensiven Intervallen gemischt“, erklärt Fabian. Mithilfe der Teilnehmer bereitet er vier verschiedene Stationen vor. Jeweils drei Durchgänge zu je 60, 55 und 50 Sekunden sollen wir meistern. Wir wechseln dabei zwischen zwei Stationen, die einmal den Oberkörper und einmal die Beine trainieren. Als ich an der Wand mit dem Sling-Trainer ankomme, korrigiert mich Fabian: „Brustkorb raus und Ellbogen nahe an die Rippen. Super!“ Der nächste Motivationsschub ist da und ich sinke gleich noch etwas tiefer, um die Bewegung anstrengender zu machen. Obwohl Fabian das Training vorgibt, kann jeder Kursteilnehmer selbst entscheiden, wie tief er in die Übungen geht und wie intensiv sein Training sein soll. Der Trainer gibt für jede Übung immer auch eine leichtere Variante an, auf die Teilnehmer ausweichen können, wenn sie denken, sie könnten nicht mehr.

Fabian korrigiert Fehlstellungen

Fünf Matten entfernt zieht Karl ein blaues Band in Richtung Brustkorb. Obwohl er in der Brettstellung alle Muskeln anspannen muss, lächelt er. Ich hingegen muss bei meiner Übung passen, meine Knie am Boden ablegen und den 52-Jährigen neidisch beäugen. Als die 55 Sekunden vorbei sind, frage ich den sportlichen Kalterer, wie er das so entspannt schaffe: „Man muss nur regelmäßig kommen“, meint er und zwinkert. Doch auch andere Gesichter wirken langsam angestrengt. Fabian beendet die Übungen mit einem lauten „Letzte Runde!“

Was dann folgt, ist der letzte Teil der Trainingseinheit. Fabian nennt ihn „Intensität“. Meine Muskeln brennen schon, als alle anderen ihre Matten in einem Kreis ausbreiten. Die vier Übungen, die wir für jeweils 50, 40, 30 und 30 Sekunden machen sollen, geben mir den Rest. Auch Silke, die mit mir ihre Matte teilt, atmet schwer. Warum man sich dem aussetzt? „Weil es Spaß macht, in der Gruppe an seine Grenzen zu stoßen!“, sagt sie und macht auf Fabians Kommando hin im doppelten Rhythmus der Musik den „Schuachplattler“. Ich begnüge mich mit dem einfachen Rhythmus.

Krafttraining

„Im letzten Teil des Trainings fahren wir den Stoffwechsel hoch und kommen ins Schwitzen“, erklärt Fabian. Als Motivator steht er in der Mitte des Kreises und dreht die Musik für jede Übung etwas lauter. Im Gegensatz zu uns sieht er noch gar nicht erschöpft aus. Sein trainierter Körper würde vom vielen Fahrradfahren und Joggen und natürlich von „ProActive“ kommen. „Ich mache Zuhause das gleiche Training wie mit den Leuten hier. Das heißt, wenn ich Zeit habe“, sagt der Terlaner. Neben seinem Studium des „Gesundheits- und Leistungssports“ hat sich der 24-Jährige laufend in Städten wie Wien und München weitergebildet. Seit einem Jahr trainiert er bei „ProActive“ Menschen jeden Alters. „Einsteigen kann bei uns jeder, der Lust auf Sport hat“, meint Fabian, „und wer mag, kann vorher zum Probieren vorbeikommen.“

Um unsere Muskeln sanft vom Training zu verabschieden, gibt es am Ende noch eine kurze Dehnsequenz. Dann hat Fabian Pause – wenn auch nur kurz. Schon eine Viertelstunde später trainiert er mit der nächsten Gruppe beim Body Fit.

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