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Veröffentlicht
am 03.08.2020
PRLeuteDie Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Bunte Vielfalt

Veröffentlicht
am 03.08.2020
2020 stehen die Gärten von Schloss Trauttmansdorff ganz im Zeichen der Biodiversität und zeigen, wie wichtig biologische Vielfalt für Mensch, Tier und Pflanze ist.
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Seit 2018 sind in Südtirol konventionelle Pflanzenschutzmittel auf öffentlichen Grünflächen verboten. Das bedeutete auch für die Gärten von Schloss Trauttmansdorff eine große Umstellung und extreme Herausforderung. Doch man machte aus der Not eine Tugend, verzichtete auch auf biologische Pflanzenschutzmittel und machte die natürliche Pflanzengesundheit zum Thema in Trauttmansdorff. „Wir arbeiteten allein mit natürlicher Pflanzenstärkung und schon im ersten Jahr konnten wir sehen, wie gut die Pflanzen darauf reagieren“, erklärt Direktorin Gabriele Pircher, während sie gemeinsam mit Kuratorin Karin Kompatscher durch den verwinkelten Garten mit seinen unzähligen Wegen führt.

Natürliche Stärkung der Pflanzen

Anstatt Pestiziden und mineralischer Dünger kommt Ackerschachtelhalmextrakt zur Anwendung, aber auch Lecitin, Backpulver, pflanzliche Öle, und Mischungen davon. Backpulver etwa hilft gegen Mehltau, Ackerschachtelhalm stärkt die Blätter der Rosen. Dazu werden organische Dünger eingesetzt, die dem belebten Boden nicht schaden. „Wir testen uns seit einigen Jahren durch“, sagt Kompatscher, „denn auch natürliche Stärkungsmittel können schaden, wenn die Konzentration falsch ist oder sie zur falschen Tageszeit ausgebracht werden.“ Dann kann es schon mal sein, dass die Pflanze braun wird statt grün zu bleiben – bislang haben sich aber alle wieder erholt.

Die heikelsten Patienten sind Reben und Rosen, sie werden bei feuchtem Wetter gern von Pilzen befallen. „Viele Gartenbesitzer lassen sich dann irgendein Mittel andrehen“, sagt Pircher, „aber es gibt viel bessere Möglichkeiten.“

Hotspot der Biodiversität

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran erstrecken sich auf einer Fläche von 12 Hektar in Form eines natürlichen Amphitheaters über einen Höhenunterschied von 100 Metern. In über 80 Gartenlandschaften blühen und gedeihen verschiedenste Pflanzen aus aller Welt.

Fast noch interessanter als exotische Pflanzen sind aber die nachgebauten Südtiroler Naturlandschaften, die man hierzulande kaum noch findet. Denn während Botanische Gärten oft „nur“ Pflanzensammlungen sind, versucht man in Trauttmansdorff von Anfang an, Natur- und Kulturlandschaften nachzubauen. Trauttmansdorff, das sind viele kleine Ökosysteme an einem Ort, Pflanzengemeinschaften, die natürlich aussehen sollen wie ihr Vorbild.

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff im Zeichen der Biodiversität

In Trauttmansdorff gibt es einen Flaumeichenwald und einen kleinen Auwald, ein einst typisches Südtiroler Landschaftsbild, letzteres gibt es heute praktisch fast nicht mehr. Es gibt Moor- und Sumpflandschaften, die dank ihrer Feuchtigkeit eigene Kleinklimazonen schaffen, mit eigenen Pflanzen und Tieren. Aber mit den Mooren verschwinden auch ihre Bewohner, endemische Arten unwiederbringlich.

Noch aber gibt es sie. Deshalb wollen Pircher und Kompatscher zeigen, was der Gartenliebhaber tun kann, um den eigenen Garten vielfältiger und gesünder zu gestalten. „Jeder kann und muss selbst tätig werden, weil wir so viel Fläche verbrauchen“, sagen sie. „Naturnahe Gärten sind wichtige Hotspots der Biodiversität, vor allem für Bestäuberinsekten.“

Jeder kann selbst seinen Teil dazu beitragen, auch ohne großen Garten. „Man kann auf kleinem Raum wichtige Habitate für Insekten schaffen“, sagt Pircher. „Mit Wiese statt Rasen, mehrjährigen Stauden und Sträuchern statt einjährigen Pflanzen, Wasserstellen, Trockenmauern, Bodendeckern und äußerst lebendigem Totholz.“

Von kleinen Fliegern, Krabblern und Kriechern

Trauttmansdorff beherbergt eine große Insektenvielfalt. Im Rahmen einer blütenbiologischen Studie wurden 2013 und 2014 in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff 344 verschiedene Arten von Blütenbesuchern gesammelt, bestimmt und fotografiert, darunter allein über 110 Wildbienenarten. Bei einer anderen Erhebung fand man und 22 Libellenarten.

Den kleinen Fliegern, Krabblern und Kriechern kann man mit wenig Aufwand viel Gutes tun. Zum Beispiel Stauden im Herbst stehen lassen und erst im beginnenden Frühjahr schneiden, die Käfer und Insekten finden in den Stämmen einen idealen Ort zum Überwintern. Oder das Büschel Brennnesseln nicht niedermähen, die Raupen der Schwärmer lieben sie.

Wildbienen wie Blattschneiderbienen und Mauerbienen freuen sich über Insektenhotels, wobei man damit aber auch viel falsch machen: An scharfen Kanten etwa können sich Insekten die Flügel zerstören. „Gekaufte Insektenhotels sind oft sehr schlecht gebaut“, warnt Pircher und erklärt am selbstgebauten Insektenhotel, worauf man achten muss.

Außerdem bieten sich Beerensträucher für kleine Säugetiere und Vögel an – 48 Vogelarten wurden in Trauttmansdorff gezählt – und Feuchtzonen im Garten. Damit schafft man aber auch eine Brutstätte für Stechmücken, dagegen können eingesetzte Fische helfen.

In Trauttmansdorff müssen die Pflanzen nicht in Reih und Glied stehen. Es gibt zum Beispiel ein wildes Beet mit Pflanzen, die sich selbst vermehren, darunter Wegwarte, Wilde Karde und Disteln. Ein Kapernstrauch wächst aus einer Steinmauer heraus. Das mag für manche schlampig aussehen, für Insekten ist es ein Paradies. Es gibt Habitate für Nützlinge wie Schwebefliegen und Florfliegen, dadurch sind Schad- und Nutzinsekten im Gleichgewicht. „Ideal ist, wenn die Blumenwiese so angelegt wird, dass das ganze Jahr über etwas blüht“, erklären Pircher und Kompatscher, und man merkt den beiden an, welche Freude sie mit „ihrem“ Garten haben. Während des Rundgangs tauschen sie sich immer wieder mit den Gärtnerinnen und Gärtnern aus – 30 bis 35 sind es in der Hochsaison – und rupfen im Vorbeigehen auch mal selbst Unkraut aus oder beantworten die Fragen der Besucher.

Womit die Nützlinge wenig anfangen können sind exotische Pflanzen, von denen wegen der Klimaerwärmung immer mehr unsere Winter überstehen, und sogenannte gefüllte Blüten, wie viele Rosen- und Tulpensorten, bei denen Bienen nicht an den Nektar gelangen können. „Die sind schön fürs Auge“, erklärt Kompatscher, während sie mühsam die Blüten einer Edelrose zerlegt um zu zeigen, wie chancenlos Insekten hier sind.

In Trauttmansdorff gibt es aber genügend Alternativen, wie alte Apfel- und Rebsorten oder den Wasserschlauch, eine seltene und bedrohte aquatisch lebende fleischfressende Pflanze. In einem Gehege leben Ziegen, und Froschnachwuchs wuselt herum. Vorsicht, damit man die kleinen Hüpfer nicht zerdrückt!

Der Auwald

Im Bauerngarten

Was das Feinschmeckerherz erfreut: in Trauttmansdorff geht es auch um Gemüse. Viele Menschen haben es im Garten oder auf dem Balkon, aber wenige beschäftigen sich wirklich damit. Hier sieht man, was man auch auf wenig Fläche anbauen kann, von der klassischen Tomate bis zu den exotisch aussehenden Blauschwokkern, einer Erbsenart. Kompatscher zwickt eine ungewohnte dekorative violette Hülse ab, in der die klassischen grünen Erbsen wachsen. Alles wächst in Blumentöpfen, selbst der kleinste Balkon bietet Platz dafür. Paradebeispiel für eine ausgewogene Gartenmischung mit Gemüse, Blumen und Kräutern ist der klassische Südtiroler Bauerngarten. Denn dort finden nicht nur Menschen ihre Köstlichkeiten und etwas fürs Auge, sondern auch Insekten das ganze Jahr über Nahrung. Thujenhecken, Kiesgärten und ein perfekt gepflegter englischer Rasen hingegen sind vielleicht schön fürs Auge. Lebensfreundlich sind sie nicht.

Der Bauerngarten

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