„Die mit dem Vogelmuster finde ich ganz cool“, sagt Daniel Kaneider und zeigt ein paar gelbe Socken mit blauen Vögeln aus der neuen Kollektion. Der 26-Jährige sitzt auf einem Ölfass-Stuhl des befreundeten Designers Manuel Strobl „ToTap“ in einem kleinen Büro in Rentsch. Hier entwirft er gemeinsam mit Robert Larcher, der heute unterwegs ist, neue Socken. An den Wänden hängen diverse Designs, auf dem Schreibtisch herrscht kreatives Chaos, die Regale sind gefüllt mit Socken. Gepunktete, gestreifte und gezackte, in allen möglichen Farbkombinationen. Seit Februar 2013 stehen bei den beiden jungen Herren Baumwollsocken ganz oben auf der Liste. Sie haben sich in die Selbstständigkeit gewagt und mit WAMS?!, was für nichts anderes steht als „where are my socks?!“, ihr eigenes Sockenlabel gegründet.

„Norrete“ Entwürfe

Wer kennt das nicht: Socken verliert man ständig und scheinbar überall – besonders die Waschmaschine verschluckt gerne mal einen. Daniel und Robert wollen den Hunger der Waschmaschine stoppen. Ihr Slogan: „stop the washing machine’s hunger“. Auswahl gibt es genug, seit sie im August vorigen Jahres ihre erste Kollektion auf den Markt brachten.
Nicht nur im Onlineshop, sondern auch in über dreißig Geschäften in Italien, Deutschland und Österreich baumeln die bunten WAMS?!-Socken mittlerweile von den Regalen. Kunden von jung bis alt, sogar aus New York, Schweden und Kopenhagen bestellen die Socken aus Südtirol. Ab sofort sind auch die neuen Designs zu haben.

Dieses Mal haben die beiden wieder neue Ideen wie das Vogelmuster aufgegriffen. Auch Anker, Minipoints und kurze Socken haben das Sortiment erweitert. Die außergewöhnlichste Variante: zwei verschiedene Socken. Ja, endlich ist auch das offiziell erlaubt. Gleiches Muster, andere Farbe. An den Füßen kann man sich richtig austoben. Daniel steht auf und zeigt die verschiedenen Modelle der neu eingetroffenen Ware. Neben ausgefallenen Designs gibt es auch das klassische Streifenmuster. „Man kann nicht nur norrete Entwürfe machen“, sagt Daniel und lächelt. Die Ideen für die vielen verschiedenen Socken stammen von den aktuellen Laufsteglooks und entspringen den Köpfen der beiden Kreativen. Beim Entwerfen bekommen sie Unterstützung von Designstudentin Maddalena und ihrem Kumpel Ingo.

Sockenhochburg Italien

„Durch bunte Socken kann man Style zeigen, sie sind wie ein Accessoire“, so Daniel. Seiner Meinung nach sollten die Leute viel mehr Mut haben, etwas Neues zu probieren. Wie in Kopenhagen. Dort begegneten ihm junge Männer in kurzen Hosen mit Socken bis zu den Knien. In Italien sehe man hingegen viele mit hochgekrempelten Hosen.
Trends nach Südtirol zu holen, das ist ein großer Wunsch von WAMS?!. Und ein bisschen haben die zwei Jungdesigner das auch schon geschafft. Viele ihrer Kunden sind Anzugträger. Auf Dauer wäre das wohl ziemlich langweilig. Farblich kombiniert zum Gürtel oder zur Krawatte, können sie sich dank WAMS?! mit den bunten Socken ausdrücken und Farbe zeigen.

Die Frage, die sich wohl jeder stellt, der auf das Unternehmen stößt, ist: Warum gerade Socken? „Wir wollten selbst etwas machen und haben uns schon immer für Mode interessiert. Durch Zufall sind wir dann auf ein französisches Sockenunternehmen gestoßen“, erklärt Daniel und schlägt ein Bein über das andere, sodass die blau gestreifte Socke noch stärker hervorblitzt. Da diese Firma nur einfarbige Socken in fünfzig verschiedenen Farben produziert, war ihnen schnell klar: sie werden Socken mit Mustern entwerfen. Bei der Recherche erkannten sie, dass Italien die Sockenhochburg schlechthin ist. Unzählige Manufakturen exportieren die Fußwärmer in die ganze Welt.

Im Bett und mit Sandalen

Auf Modemessen wie der „Premium“ in Berlin und der „Pitti“ in Florenz holen sich die Köpfe von WAMS?! neue Ideen. Dann werden sie am PC entworfen. Generell sei es möglich, so gut wie alle Designs umzusetzen. Je aufwändiger die Zeichnung, desto dicker würden die Socken aufgrund der vielen Fäden aber. Nach dem Entwurf stellt ein Familienunternehmen in Verona die Socken aus gekämmter Baumwolle her. „Das ist die beste Qualität, was uns sehr wichtig ist“, erklärt Daniel. Das Unternehmen unterstützt die Designer und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Vom Design bis zur gefärbten Wolle und schließlich zum fertigen Produkt kommt WAMS?! zu hundert Prozent aus Italien. Ob mit Sandalen oder im Bett, getragen werden können die bunten Accessoires dann aber wie und wo es jedem beliebt.

„In der Großstadt sieht man oft Socken und Sandalen“, so Daniel. Er finde es ganz cool, es komme aber darauf an, wie es jemand tragen würde und was derjenige für einen Stil habe. Das typische Klischee der weißen Baumwollsocken in Ledersandalen gehöre definitiv nicht dazu. Auch beim Thema Socken im Bett wägt der Student ab: „Viele sagen, es ist ein No-Go.“ Dann verweist er auf einen Artikel der GQ Deutschland, wonach Socken den Orgasmus der Frau fördern würden. „Von mir aus gesehen kann man alles machen, warum nicht?“, sagt Daniel und lacht.

WAMS?! hat hochgesteckte Ziele und viele Pläne. Die Jungdesigner wollen sich langsam auf dem europäischen Markt ausbreiten. In der Herbst/Winter-Kollektion nehmen die beiden Socken aus Merino-Wolle in ihr Sortiment auf, auch Kindersocken und die Zusammenarbeit mit einem Südtiroler Modelabel ist geplant. Für Nachschub an bunten, ausgefallenen Socken ist also gesorgt.