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Sara Gostner
Veröffentlicht
am 15.02.2024
LeuteTattoo Talks

„Ohne Passion geht gar nix“

Veröffentlicht
am 15.02.2024
Was hat ein Tattoo mit ihrer Leidenschaft zu tun? Profi-Mountainbikerin Greta Seiwald spricht im BARFUSS Tattoo-Talk mit Sara Gostner über ihre Karriereanfänge, persönliche Highlights und den mentalen Aspekt im Sport.
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Greta, du bist heute mit deiner Freundin hier. Was für ein Tattoo lasst ihr euch stechen und warum?
Greta Seiwald: Ich bin mit meiner besten Freundin Nadine Ellecosta hier. Sie ist selbst auch Profi-Mountainbikerin in der Kategorie Enduro Elite und somit ist Radfahren eine gemeinsame Leidenschaft. Wir haben uns beide fürs Hakuna Matata-Symbol entschieden. Es bedeutet so viel wie: Leb dein Leben und mach dir keine Sorgen über Dinge, die du eh nicht kontrollieren kannst. Und genau das versuchen wir auch immer.

Erzähl doch mal: Wie lange fährst du schon Mountainbike und wie wurde es zu deinem Beruf?
Ich kann gar nicht sagen wie lange genau, aber Rennen fahre ich, seit ich ca. sieben Jahre alt bin – anfangs nur aus Spaß mit Freunden. Der Ehrgeiz und mein Hunger nach mehr nahmen aber Jahr für Jahr zu und die Trainings machten mir auch unglaublich viel Spaß. Ich habe bald gemerkt, dass ich bei guter Verfassung dazu imstande war, super Zeiten zu fahren. Damit konnte ich dann zu Mannschaften und Sponsoren gehen und mit 21 Jahren meine professionelle Karriere starten. Sämtliche Reisekosten, Hotels, Flüge als auch Fahrradausrüstung und Kleidung wurden von da an von meiner Mannschaft übernommen. Jetzt stehe ich plötzlich mit Athletinnen auf der Startlinie, die schon mit 15 meine Vorbilder waren. Ein krasses Gefühl.

Wie sieht dein Alltag als Profi jetzt aus? 
Es dreht sich bei mir schon so ziemlich den ganzen Tag alles ums Radfahren. Ich arbeite zusammen mit einem Trainer, der mir einen strukturierten Trainingsplan vorgibt. Trotzdem habe ich sehr viel Abwechslung. An manchen Tagen kann ich vier Stunden einfach frei fahren, auch mal im Team. Das ist sehr angenehm, weil man sich auch ein bisschen unterhalten und austauschen kann. Die Zeit vergeht dann wie im Flug. Andere Tage sind da schon anstrengender, wenn zum Beispiel zwei Stunden Intervalltraining auf dem Programm stehen. Alles in allem schätze ich die Abwechslung sehr, denn kein Tag ist gleich wie der andere.

Jetzt stehe ich plötzlich mit Athletinnen auf der Startlinie, die schon mit 15 meine Vorbilder waren. Ein krasses Gefühl.

Greta Seiwald

Wie sieht’s beim Thema Ernährung aus? 
Das ist auch ein extrem wichtiges Thema. Wahrscheinlich neben der körperlichen und geistigen Fitness das Wichtigste. Ich arbeite mit einer Ernährungsberaterin zusammen. In erster Linie geht es mir darum, genug zu essen – bei diesem hohen Trainingspensum und Kalorienverbrauch soll mein Motor schließlich auch genügend Benzin bekommen. Es ist auch wichtig zu wissen, welche Lebensmittel einem gut tun und welche nicht.

Du hast gerade die körperliche und geistige Fitness angesprochen: Mich würde mal der mentale Aspekt bei eurer Arbeit interessieren. Was unterscheidet aus deiner Sicht eine:n Amateur:in vom Profi? 
Der mentale Aspekt ist bei unserer Arbeit fast noch wichtiger als die körperliche Fitness. Was für mich den/die Sieger:in von den anderen unterscheidet, ist das genaue Kennen der eigenen Grenze und das Wissen: Ich bin jetzt an meiner Grenze angelangt und die lote ich nicht aus. Ich fahre nicht darunter, denn das wäre sozusagen Standgas, aber auch nicht darüber, sonst bin ich fürs restliche Rennen zu ausgebrannt. Genau dieser Balanceakt macht für mich eine:n Sieger:in aus.

Greta, was ist wichtiger: Passion oder Disziplin?
(schmunzelt) Gute Frage. Lust aufs Training habe ich bestimmt nicht jeden Tag, aber zu 90 Prozent eigentlich schon. Ich denke, was einen dranbleiben lässt, ist die Disziplin. Aber ohne Passion geht gar nix. Die Kombination aus beidem ist wohl unschlagbar.

Was einen dranbleiben lässt, ist die Disziplin. Aber ohne Passion geht gar nix. Die Kombination aus beidem ist wohl unschlagbar. 

Greta Seiwald

Profisportler haben in vielen Disziplinen ja eine recht kurze Karriere. Wie sieht das bei euch aus?
Es gibt bei unserem Weltcup drei Kategorien: eine ist nur für 17- und 18-Jährige. Die zweite geht von 18 bis 23 Jahren und die dritte heißt Elite. Das ist auch die Kategorie, in der ich antrete. Ab 23 Jahren aufwärts gibt es kein Alterslimit. Alle, die sich körperlich und geistig fit genug fühlen, dürfen auch antreten. Das finde ich unter anderem so toll an unserem Sport. Vor ein paar Jahren erst war die Erstplatzierte bei der Weltmeisterschaft 45 Jahre alt, die Zweite erst 24.

Was machst du denn in deiner Freizeit gerne als Ausgleich zu deinem doch sehr anstrengenden Beruf?
Ich liebe es, Zeit mit meinem Hund zu verbringen, gehe viel spazieren oder mache auch mal Stretching oder Yoga – da macht mein vierbeiniger Freund auch gerne mit (lacht). Ansonsten unternehme ich auch gerne was mit meiner Familie und Freunden. Das gibt mir unfassbar viel Kraft und Energie. Dafür habe ich während der Saison leider nicht viel Zeit.

Hast du rückblickend aufs Jahr 2023 ein persönliches Highlight?
Oh ja, das war eindeutig der zweite Platz bei der Italienmeisterschaft am 22. Juli in Maser (Treviso). Ich habe ein paar Wochen zuvor Trainer gewechselt und gemeinsam haben wir es geschafft, mich in Topform zu bringen. Es ging mir dann in erster Linie gar nicht so sehr um die Platzierung selbst, sondern um das Gefühl, das Beste aus mir rausgeholt zu haben. Ich habe mich lange Zeit auf dem Rad nicht mehr so gut gefühlt wie an diesem Tag. Das ist ein schönes Gefühl des Leidens, das ist sehr schwer zu beschreiben. Als ich dann über die Ziellinie fuhr, konnte ich meinem Papa nur mehr weinend in die Arme fallen.

Und wenn wir hingegen einen Blick in die Zukunft werfen: Hast du schon dein nächstes Ziel vor Augen?
Absolut. 2024 ist Olympia in Paris mein großes Ziel. Nur zwei Athletinnen aus Italien dürfen teilnehmen und ich möchte eine davon sein. Damit das passiert, müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Unter anderem muss man bei den ersten beiden Weltcups, die im April in Brasilien stattfinden werden, unter die Top Ten kommen. Das wird sehr schwer, ist aber durchaus realistisch und greifbar. 

Die Leidenschaft zum Beruf zu machen erfordert viel Mut. Was würdest du anderen raten, die sich das (noch) nicht trauen?
Niemals aufgeben. Traut euch an etwas ran, das noch weit weg zu sein scheint. Glaubt an euch selbst, an euren Traum und hört nicht zu viel auf andere. Umgebt euch mit Menschen, die euch gut tun und vertraut immer aufs Bauchgefühl. Denn das ist immer auf eurer Seite.

Na dann: Hakuna Matata.

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