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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 18.08.2014
LeuteStraßenmusiker Glump und Plunder

Ein Vagabundenleben

Veröffentlicht
am 18.08.2014
Das Verkleiden, Feiern und Reisen steht bei Glump und Plunder an oberster Stelle. Dieses Jahr war das Trio mit Dudelsack und Trommeln auf Piratentour.
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Eines vorweg: Glump und Plunder sind in jeglicher Hinsicht keine normale Band. „Bei uns geht es nicht um die Musik“, sagen sie, als ich sie im Citycafè in Bozen treffe. Musik sei lediglich ein Mittel zum Zweck, auch wenn es hart klinge, sagen sie und lachen laut los. 97 Dezibel. So laut ist ein Dudelsack. Dazu kommen noch die rhythmischen Schläge auf die kleine Trommel und die Basstrommel. Das kommt gut bei den Zuhörern an und sorgt nicht selten für staunende Blicke. Ihre Straßenmusikband braucht keinen Sänger und keine Auftritte auf Bühnen. Glump und Plunder spielen traditionelle Schottische Folklieder im grünen Schottenrock und mitten unter den Leuten.
Durch die Musik finanzieren sich Philip (Pippo) und Benno aus Brixen sowie Hannes (Ploni) aus Lajen ihre große Leidenschaft: das Reisen. „Es ist das größte Gefühl von Freiheit, wenn man umherreist und nichts plant“, sagt Pippo und spricht dabei das aus, was alle drei denken.
Das Thema der diesjährigen Tour: Piraten. Seit Kurzem ist das neue Video der Reise Pirates in Greece Tour 2014 online. Mit Augenklappe, Piratenhut und Säbel bewaffnet, machen sie im Video Griechenland unsicher, jagen Kinder am Strand, graben einen Schatz aus und erschrecken Leute. Sie gehen in ihrer Rolle auf und die meisten Einheimischen spielen mit. „Viele dachten aber auch, wir sind verrückt“, sagt Benno und lacht.


Vom Balkan und der Mafia

Spontanität steht bei den Straßenmusikern ganz oben. Geplant war bei der Griechenlandtour nur ein Abstecher nach Athen. „Am Anfang auf der Fähre war es uns zu peinlich, das Piratenkostüm anzuziehen“, sagt Benno. Aber irgendwann haben sie es gar nicht mehr ausgezogen. Regelmäßig suchen sie sich einen Platz am Straßenrand, öffnen ihren Koffer, der voll mit Wappen und Aufklebern der verschiedenen Reiseziele ist, und legen los. Um die 20 Lieder haben die Jungs im Repertoire. In Südeuropa sei es kein Problem, überall auf der Straße zu spielen, dort sei man auch von der Musik besonders begeistert, weil die Leute häufig keinen Dudelsack kennen. „Bei uns ist das anders. Hier gehen sie einem oft auf die Nerven und man braucht eine Lizenz“, sagt Benno. Neben der Musik studiert der 25-Jährige Biologie auf Lehramt und ist dazu auch noch Bauer.

Das Verrückteste der gesamten letzten Reise war eine Familie zu finden, mit der sie traditionell das Osterlamm essen dürfen. „Das war unsere Mission. Ganz egal wie lange es dauern sollte“, sagt der ebenfalls 25-jährige Ploni. Er ist Maler und bezeichnet sich zudem noch als „nebenberuflicher Nichtstuer“. Glump und Plunder fährt also in ein kleines Dorf, kauft einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein und macht sich auf die Suche. In einem Garten treffen die Kollegen eine Familie beim Grillen. Die Oma wird umarmt, dem Vater der Wein in die Hand gedrückt und schon werden sie mit Bier und Lamm versorgt. „Wir wollen jedes Jahr eine Reise machen bis wir alt sind“, sind sie sich einig. Finanziert werden die Touren durch Auftritte im restlichen Jahr. Nur so konnten sie sich die Mafiatour in Süditalien und die Balkantour in Osteuropa leisten. Immer wieder schlüpfen sie in andere Rollen. Die beste sei aber eindeutig die letzte gewesen.

Vom Pirat zum Cowboy

Glump und Plunder gibt es seit 2008. „Wir sind nach München auf ein Konzert gefahren und hatten zu wenig Geld für Benzin“, sagt Pippo, der 24-jährige Geschichte- und Geografiestudent. Ploni, der seit er 17 Jahre alt ist Dudelsack spielt, habe blödsinnhalber angefangen zu spielen. Da einige Münzen zusammenkamen, entstand die Idee für eine Straßenmusikband. Die erste Tour führte das Trio spontan nach Kroatien. Seitdem sind sie mit dem weißen Tourbus Randolph, genannt Randy, unterwegs. Er ist ihr treuer Begleiter, dieses Jahr 18 Jahre alt geworden. „Volljährig“, sagt Pippo und alle lachen. Mit dem selbst ernannten Piratenschiff fährt das Trio überall hin. Sizilien, Albanien und Polen sind nur einige Anlaufstellen. Gekocht und geschlafen wird im Bus. „Weil wir auf unseren Tours immer so viel Glump und Plunder mithaben, passt der Name perfekt“, erklären sie. Platz findet alles. Vom Teppich bis zum Lampenschirm oder Fischernetz, mit dem die Jungs einmal sogar eine Entenfamilie auf der MeBo gerettet haben.

Glump und Plunder haben eine eigene Lebensphilosophie, die da wäre: „Immer fetzig drinschaugn'“. Seien sie nett zu den Leuten, bekämen sie im Gegenzug auch mal etwas umsonst oder könnten zum Beispiel in einer Tierhandlung einen Vogel für ihr Video ausgeliehen. Die Straßenmusiker haben nicht das Ziel, irgendwann nur noch Musik zu machen. Es soll nicht zur Arbeit werden, schließlich wollen sie es noch lange so beibehalten. Glump und Plunder plant anstatt CDs, DVDs von ihren vielen Reisen. Sie führen ein Vagabundenleben. „Nächstes Jahr werden wir vielleicht Cowboys“, sagt Ploni und lacht. Dann wollen sie nach Rumänien und Bulgarien. „Nein, nach Peru“, sagt Benno und schmunzelt. Denn von dort kommt das Mädchen, welches er auf der Fähre nach Griechenland kennengelernt hat.

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