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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 05.01.2015
LeuteInterview mit einer Astrologin

Die Sternguckerin

Veröffentlicht
am 05.01.2015
Astrid Aichner kennt die Sterne vieler bekannter Südtiroler. Die Astrologin sagt: „Man darf die Horoskope in den Zeitungen nicht zu persönlich nehmen."
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Durnwalder, Kompatscher, Rier und Lanz – das sind nur einige bekannte Südtiroler, für die die Astrologin Astrid Aichner bereits in die Sterne geblickt hat. Selbst ist die blonde Strahlefrau Zwilling mit Aszendent Waage und Fische-Mond. Die 47-Jährige machte ihr langjähriges Hobby zum Beruf. Vorher war sie Bankbeamtin, Volksschullehrerin, Geschäftsführerin im Weltladen und leistete in Tansania Entwicklungshilfe. Dort lernte sie ihren Mann kennen, den sie mit 20 heiratete und mit dem sie zwei Kinder bekam. Seit 15 Jahren betreibt Aichner ihr eigenes Studio in St. Lorenzen. Drei Tage in der Woche ist sie in ihrem Studio, weitere drei Tage arbeitet sie beim Weißen Kreuz als Sozialarbeiterin. Dies sei ein Ausgleich zu ihrer intensiven Arbeit als Astrologin.

Wie wird man Astrologin?
Das hat sich in den letzten 15 Jahren parallel mit dem Aufwachsen meiner Kinder ergeben. Ich interessierte mich schon immer für Astrologie. Ich weiß noch die Sternzeichen von den meisten Mitschülern der Volksschule. (lacht) Erst mit 23 machte ich dann Kurse bei der Astrologin Renate Tappeiner. Dann folgten ein Fernstudium bei „Allgeier und Noè” in München und Seminare in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich hatte das Glück, dass es bei uns eine Astrogruppe gibt, die sich zweimal im Monat trifft. Von ihnen konnte ich viel lernen und mich austauschen. Ansonsten steckt die Astrologie in Italien noch in den Kinderschuhen.
Irgendwann habe ich begonnen, in meinem Bekanntenkreis Horoskope zu erstellen und mir Sternzeichen, Aszendent und Charakterbilder anzusehen. Ich habe für die Südtirolerin, die ff und für andere Medien geschrieben. Nachdem ich auch in der Radiosendung für Radio 2000 Leute beraten habe, waren viele Leute interessiert und es folgten erste Sitzungen im Wohnzimmer.

Wie läuft so eine Sitzung ab?
Eine Beratung dauert mindestens zwei Stunden, oft sogar vier bis fünf. Sie kostet 50 Euro. Es kommen Leute aus allen Bildungsschichten, aber doch mehr Frauen als Männer. (lacht) Wenn jemand das erste Mal kommt, bekommt er eine Einleitung, damit er einen Hintergrund hat: Was hat der Mensch überhaupt mit Gestirnen zu tun? Dann wird das Sternzeichen – wir sagen meist Sonnenzeichen dazu – und der Aszendent erklärt. Jeder Lebensbereich, die eigenen Anlagen, die beruflichen Indikationen, einfach das potentielle Charakterbild wird erarbeitet. Danach kommen der Lebensprozess, das sogenannte Transithoroskop (Anm.d.Red.: das individuelle Geburtshoroskop mit den Gestirnskonstellationen einer beliebigen Zeit) und ein Partnervergleich.

Das Geburtshoroskop von Astrid Aichner.

Wie gesichert ist die Astrologie?
Astrologie könnte man auch als transzendente Astronomie bezeichnen. Sie ist so alt wie die Menschheit selbst. Noch vor den Beobachtungen des Sonnenzyklus im Jahreskreis wurde der Mondzyklus beobachtet und weil der Mensch eingebunden ist im Organismus der Natur, sind daraus psychologische Rückschlüsse möglich. Im Grunde ist Astrologie mathematische Psychologie: Alle großen Wissenschaftler der letzten Jahrtausende waren auch Hermetiker. Erst durch Galileo Galilei kam es zum Bruch zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften, in dieser Phase hat sich die Naturwissenschaft emanzipiert. Es dauerte fast zwei Jahrhunderte, bis sich die Geisteswissenschaft wieder etablieren konnte. Hierzu gehört auch die Psychologie mit Freud, Adler und Jung, wobei letzterer der Vater der modernen psychologischen Astrologie ist. Heute finden wir astrologische Fakultäten beispielsweise an der Uni in Bern, in London – insofern darf ich von einer „gesicherten Geisteswissenschaft“ sprechen.

Und warum ist es Ihrer Meinung nach hilfreich, sich die Sterne lesen zu lassen?
Man kann seinen Anlagen, die man hat, nicht ausstellen. Aber wie man mit ihnen umgeht, kann man beeinflussen. Alle Dinge, derer man sich bewusst ist, werden greifbar und veränderbar. Die Astrologie ist also eine Hilfe, mit Dingen umzugehen, das Instinkthafte ins Bewusste zu heben. Wenn der innere Kompass funktioniert, braucht man es nicht unbedingt, aber in manchen Lebenslagen ist es eine zusätzliche Perspektive, Orientierung und Lebenshilfe.

Wie wichtig ist das Sternzeichen in der Astrologie?
Es ist ganz wichtig. Die Frage ist immer: Welcher Planet spielt in welcher Form bei dir eine Rolle? Dazu muss man das Sternzeichen wissen, aber insbesondere dann die Geburtszeit, um die individuellen Konstellationen zu sehen. Welches Sternzeichen bist du?

Ich bin Widder.
Das ist ein männliches Zeichen. Die sind sehr kompatibel für mich. (lacht) Es gibt archetypische Widder-Eigenschaften. Aber dennoch ist nicht jeder gleich. Wenn du einen Erde-Wasser Aszendent hättest, dann wärst du ein sehr untypischer Widder, wenn du einen Luft-Feuer-Aszendent hättest, ein typischer. Widder sind Stehaufmännchen und haben eine große Durchsetzungskraft. Wenn man ein typischer ist, dann findet man sich in Büchern, in denen allgemein die Sternzeichen beschrieben werden, oft wieder.
Aber viele wissen nicht, dass es überhaupt einen Aszendenten gibt und dass viel mehr dahintersteckt. Zwei Widder können ganz verschieden sein, je nach Aszendent, Mond und Sonnenstellung. Man darf also so ein Horoskop in den Zeitschriften nicht zu persönlich nehmen. Wenn man es liest, muss man verstehen, dass es ja andere Widder auch noch gibt und sich nicht komplett damit identifizieren. Die allgemeinen Prognosen sind nur der oberflächliche, gemeinsame Nenner, den man mit anderen Widdern teilt. Deswegen hat eine individuelle Beratung natürlich eine ganz andere Qualität und Aussagekraft als das Tageshoroskop in einer Zeitung.

Haben Sie, als Sie Ihren Mann kennengelernt haben, gleich nach dem Sternzeichen gefragt?
Natürlich. (lacht) Damals habe ich aber noch keine Kurse gemacht. Ich wusste nur, dass er Waage ist und Zwilling und Waage grundsätzlich kompatibel sind. Bei mir stimmt das zufällig, weil ich ein typischer Zwilling bin. Steffi Graf und Andre Agassi zum Beispiel – sie ist Zwilling und er Stier – würden laut allgemeinen archetypischen Sonnenzeichenvergleich nicht zusammenpassen, aber im individuellen Horoskop differenziert sich das bei jeden. In ihrem Fall passen sie perfekt zusammen, weil er ein untypischer Stier ist usw.
Erst nachdem ich einige Kurse besucht habe, bekam ich den Schreck, dass mein Mann einen Skorpion-Azendenten hat. (lacht) Aber ich habe einen Fische-Mond, dann ist es nicht ganz falsch. Und er hat den Mond in den Zwilligen. Heute sind wir 25 Jahre verheiratet und man kann sagen, alles, was kompatibel ist, hat gute Voraussetzungen.

Viele Leute haben ein bestimmtes Klischee im Kopf, wenn das Stichwort Astrologie fällt …
Dadurch, dass die Leute nur die allgemeinen Horoskope lesen, entstehen viele Klischees. Die meisten haben von Astrologie keinen Tau und finden sich in dem allgemeinen Horoskop nicht wieder. Dabei ist die Astrologie eine sehr komplexe Geisteswissenschaft und die individuellen Horoskope sind sehr aussagekräftig.

Was halten Sie von den Astro-Sendungen im Fernsehen? Ist das nicht nur Hokus Pokus?
Ich bin selten begeistert. Ich habe erst vor Kurzem Gerda Rogers im Fernsehen gesehen und war ein bisschen enttäuscht, weil sie nie konkret wird. Ich will ihr nicht unterstellen, dass sie es nicht kann, aber sie ist mir zu ungenau. Die Astro-Sendungen schaue ich nie. In der Regel ärgere ich mich darüber. Es tut unserem Ruf nicht gut. Astrologie ist eine Elitewissenschaft, eine Geisteswissenschaft.

Werden Sie von manchen als Spinnerin abgetan?
Die Familie von meinem Mann ist sehr religiös und ich lebe hier mit der Kirche im Dorf, wortwörtlich. Wenn man so will, wäre ich hier ja der Typ, den man auf dem Scheiterhaufen verbrennt. Das Gegenteil war der Fall. Alle haben mich respektiert und anerkannt. Ich habe gestaunt, wie viele Leute vom Dorf zu mir gekommen sind. Ich habe nie eine Anfeindung oder eine abfällige Bemerkung bekommen und mittlerweile hat der Zeitgeist das ganze Dorf eingeholt. Ich bin nicht mehr die einzige Exotin. (lacht)

Wem würden Sie gerne mal die Sterne lesen?
(Lacht) Früher war ich auf vielen Events und habe auch einige Politiker kennengelernt. Ich habe oft vor Ort ein Horoskop erstellt, aber es kamen immer Leute auf mich zu, nicht ich auf sie. Ich kann mich oft nicht davor retten. Natürlich ist es interessant von einzelnen berühmten Persönlichkeiten in gewissen Phasen die Sterne zu lesen, wie zum Beispiel von Robin Williams, als er sich das Leben genommen hat.

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